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Der Chanukka-Leuchter vor dem Rathaus Lichtenberg. 

© BA Lichtenberg

Update

Schilder zerstört, Lampen entwendet: Mehrere Chanukka-Leuchter in Berlin beschädigt – Staatsschutz ermittelt

Berlin hat das jüdische Lichterfest gefeiert. Doch in Lichtenberg und Schöneberg wurden Chanukka-Leuchter demoliert, am Roten Rathaus die Lampen gestohlen.

In Berlin sind während des jüdischen Lichterfestes mehrere Chanukka-Leuchter beschädigt worden, darunter am Rathaus Lichtenberg sowie am Bayerischen Platz in Schöneberg. Vom Leuchter am Roten Rathaus wurden zudem die Lampen entwendet. Wegen eines möglicherweise politischen Hintergrunds hat der polizeiliche Staatsschutz in diesen drei Fällen die Ermittlungen übernommen.

Der Hersteller berichtete noch von einer Sachbeschädigung an einem weiteren Leuchter. Wo dieser stand, konnte er nicht sagen. Insgesamt waren 34 Chanukka-Leuchter in der Stadt verteilt, die vom Hersteller nach Ende des Festes am 6. Dezember wieder eingeholt wurden.

"Wir wissen nicht, ob diese Beschädigungen an unseren Schildern durch Sturm, Vandalismus oder Antisemitismus zustande kamen", erklärte eine Sprecherin. "Sollte es sich um Antisemitismus handeln, wäre das sehr traurig, die positive Botschaft der Leuchter wurde zerstört."

In Lichtenberg wurde ein Infoschild "zerstört und entwendet", wie das "Lichtenberger Register" zur Erfassung rechter und diskriminierender Vorfälle berichtete. Zwei Glühbirnen des großen Metallleuchters lagen unter anderem auf dem Boden. Ein Mitarbeiter des Registers für Gedenkkultur habe die Zerstörung fotografisch dokumentiert, teilte das Register mit.

Antisemitismusbeauftragter: "Schild mutwillig beschädigt"

Der Antisemitismusbeauftragte des Bezirks, André Wartmann, bestätigte dem Tagesspiegel den Vorfall. "Nach meiner Ansicht wurde das Schild mutwillig beschädigt." Der Leuchter habe nicht auf dem Boden gelegen, sei aber verrückt worden, sagte Wartmann. Das Infoschild, auf dem ein "fröhliches Chanukka" gewünscht wurde, war mit Kabelbindern an dem großen Leuchter befestigt. Der Antisemitismusbeauftragte ist sich sicher, dass zumindest dieses Schild nicht von einem Sturm herausgerissen worden sein kann.

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Auch Bilder vom Bayerischen Platz in Schöneberg deuten auf Beschädigungen durch Menschen hin: Dort fehlten nicht nur drei von neun Lampen des Leuchters, auch eine große Ecke des Schildes mit der Chanukka-Botschaft war herausgebrochen.

Bezirk Lichtenberg feierte das erste Mal seit 80 Jahren Chanukka

In Lichtenberg war das erste Mal seit 80 Jahren, dass im Bezirk öffentlich das jüdische Lichterfest "Chanukka" gefeiert wurde. Am vergangenen Mittwoch, den 1. Dezember, hatte das Bezirksamt Lichtenberg zusammen mit dem Rabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Yehuda Teichtal, das vierte Licht des Chanukka-Leuchters vor dem Rathaus entzündet. Vom 28. November bis zum 5. Dezember wurde jeden Tag ein Licht angezündet.

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Das Entzünden der Lichter ist zentraler Bestandteil des jüdischen Lichterfestes Chanukka (hebräisch: Einweihung). Das acht Tage dauernde Fest erinnert an die Weihe des neu errichteten Tempels in Jerusalem im Jahr 164 vor unserer Zeitrechnung. 

Der Überlieferung nach war für die Wiedereinweihung des Tempels nur ein kleiner Krug mit reinem Öl vorhanden, das gerade für einen Tag reichte. Jedoch brannte der Leuchter im Tempel acht Tage bis neues reines Öl gewonnen war.

[Der Autor dieses Textes, Robert Klages, schreibt auch den Lichtenberg-Newsletter. Dort gibt es am Montag noch mehr zu diesem Thema. Den Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Die Aufstellung des Chanukka-Leuchters in Lichtenberg erfolgte in Kooperation mit der Kneipe „Morgen wird besser“ und dem Jüdischen Bildungs- und Familienzentrum Chabad Lubawitsch Berlin e. V. Das Bezirksamt und Bürger:innenmeister Michael Grunst (Linke) teilten mit, der Beschädigung und möglichem Antisemitismus nachgehen zu wollen.

Auf die Bar war am 14. August 2020 ein Brandanschlag verübt worden, der jüdische Inhaber wurde von Neonazis bedroht. Dies war nur einer von zahlreichen antisemischen Vorfällen in Lichtenberg. So wurde im Mai 2021 der Gedenkstein für die Synagoge in Hohenschönhausen geschändet und mit grüner Farbe überkippt.

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