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Andrij Melnyk (links im Bild), Botschafter der Ukraine in Deutschland, Franziska Giffey (SPD), Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Volker Wissing (FDP), Bundesminister für Verkehr und Digitales, und Sigrid Nikutta, Vorstand Güterverkehr Deutsche Bahn, winken dem Lokführer eines Zuges mit Hilfsgütern für die Ukraine. Der Zug ist Teil der DB-Schienenbrücke mit Hilfsgütern und fuhr im Westhafen los.

© Carsten Koall/dpa

Update

Schienenbrücke von Berlin in die Ukraine: Giffey verabschiedet weiteren Hilfsgüterzug

Lebensmittel und medizinisches Material an Bord: Ukraines Botschafter bedankt sich für das Zeichen der Hoffnung.

Die Stimmung zwischen dem ukrainischem Botschafter Andrij Melnyk und der deutschen Politik war zuletzt angespannt, aber bei diesem Termin waren alle bester Laune. Zusammen mit Berlins Regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) schickte Melnyk am Donnerstagmorgen im Berliner Westhafen einen Güterzug mit Hilfsgütern für seine Landsleute in der Ukraine auf die Reise.

Der Zug ist Teil der sogenannten „Schienenbrücke“, mit der die Bahntochter DB Cargo zusammen mit der polnischen und ukrainischen Eisenbahn die Menschen in dem Kriegsland weiter versorgen will. Eine solche Verbindung nach dem Vorbild der Berliner Luftbrücke habe er „bereits am ersten Kriegstag vorgeschlagen“, sagte Melnyk. „Sie zeigt, dass Europa die Ukraine nicht allein lässt. Auch die Menschen in eingekreisten Städten behalten dadurch die Hoffnung, dass wir den Krieg gewinnen werden.“

Franziska Giffey drückte ihre Unterstützung mit einer herzlichen Umarmung für Melnyk aus. „Berlin kennt die schlimmen Erfahrungen von Kriegen“, sagte sie. Man sei solidarisch mit der Ukraine, was sich auch bei der Betreuung der Geflüchteten am Berliner Hauptbahnhof zeige. Für die Schienenbrücke könnten Hilfsgüter verwendet werden, die derzeit am Flughafen Tempelhof gesammelt werden, stellte Giffey in Aussicht.

Russlands Überfall auf die Ukraine sei auch ein Angriff auf unsere Demokratie und unser freiheitliches Wirtschaftsleben, sagte Volker Wissing. Die Schienenbrücke sei ein Signal, dass wir uns verteidigen. „Wir werden alles tun, um das Leid zu lindern.“

Für die „Schienenbrücke“ hole man in ganz Deutschland und teilweise auch in Frankreich Hilfsgüter ab, erklärte DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta. Ein Großteil der Spenden stamme von den Bürger:innen, sagte Nikutta. „Wir holen bei Bedarf auch einzelne Paletten mit dem Lkw ab.“

Aldi Nord stellt 50 Lkw-Ladungen mit Gütern zur Verfügung

Aber auch die Wirtschaft beteiligt sich. So hat Aldi Nord über 50 Lkw-Ladungen mit Babynahrung, Windeln und weiteren Produkten mit einem Gesamtwert von einer Million Euro bereitgestellt. Man helfe auch mit finanziellen Spenden, aber diese Warenlieferungen hätten eine besondere symbolische Bedeutung, sagte Christian Kilbert, Direktor des Aldi-Nord-Verteilzentrums in Werneuchen.

1000 Container hat DB Cargo für diese Aktion insgesamt im Einsatz. Der Zug aus dem Westhafen fuhr am frühen Donnerstagmorgen zum Güterbahnhof Seddin bei Potsdam. Dort kommen sämtliche Container mit Hilfsgütern aus dem ganzen Bundesgebiet an und werden zu langen Güterzügen zusammengestellt, die dann weiter über Polen in die Ukraine rollen sollen, wie die Bahn mitteilte. Die Container aus Berlin sind demnach Teil des siebten Hilfstransports seit Beginn des russischen Angriffs vor einem Monat.

Im Osten Polens erfolgt dann die Umspurung auf die ukrainische Spurbreite. Den ersten Güterzug habe in Kiew Bürgermeister Vitali Klitschko persönlich in Empfang genommen und damit signalisiert, „dass die Schienenbrücke funktioniert“, sagte Nikutta. Man hoffe, dass die Züge nur wenige Wochen fahren müssten. „Aber wir sind bereit, diese Schienenbrücke sehr lange aufrecht zu erhalten.“

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„Selbstverständlich ist die Fahrt auf ukrainischem Gebiet eine riskante Fahrt“, sagte Minister Wissing am Donnerstag. Zugführer und Zugbegleiter nähmen erhebliche Risiken auf sich. „Das ist außerordentlich anerkennenswert“, sagte der Politiker.

Sorgen, dass die Züge von Russlands Militär attackiert werden könnten, versuchte Melnyk zu zerstreuen. Es habe in den vergangenen Wochen Angriffe auf Bahnanlagen und Eisenbahner:innen gegeben, sagte er dem Tagesspiegel. Doch dabei sei es primär um Waffenlieferungen gegangen. „Niemand muss befürchten, mit einer Spende für die Schienenbrücke Menschenleben zu gefährden.“ (mit dpa)

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