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Kein Schutz von oben: Bei Regen haben Fahrgäste das Nachsehen.

© Maurizio Gambarini/dpa

Scheitern als Geschäft: Edle Dübel vom BER, marode Schulen als Lost Places

Das Dach des Berliner Hauptbahnhofs bleibt zu kurz, die Bahn hat die Ersatzteile verkauft. Profit aus Schiffbruch? Könnte in Berlin Geld bringen. Eine Glosse.

Finanziell steht das Wasser der Deutschen Bahn bis zum Hals. Der Konzern ist so klamm wie lange nicht, ein Finanzloch von fünf Milliarden Euro ist in den kommenden Jahren zu stopfen. Auch Fahrgästen am Berliner Hauptbahnhof steht das Wasser an Regentagen zumindest bis zum Knöchel. Grund ist das zu kurze Dach der Station. Während viele ICE-Züge 375 Meter lang sind, misst der schützende Giebel nur 321 Meter.

Um den Bahnhof rechtzeitig zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 fertig zu bekommen, nahm der damalige Bahnchef Hartmut Mehdorn den Dachschaden in Kauf. Allen Überlegungen, das Haupt nachträglich fertigzubauen, erteilte die Bahn schon vor Jahren aus Kostengründen eine Absage. Nun meldet die Nachrichtenagentur dpa, dass das Unternehmen auch die lange eingelagerten Stahlträger und Glasscheiben zur Vollendung des Dachs inzwischen verkauft hat.

Wie viel Geld die Bahn für die Teile bekommen hat, will der Konzern nicht verraten. Die Einnahmen dürften kaum der Rede wert sein, aber immerhin: Hier wird Scheitern zu Geld. Bereits die Fluggesellschaft Air Berlin machte vor, wie das gehen kann, als sie nach der Pleite massenhaft Servierwagen, Sitzpolster und Schokoherzen über Ebay verkaufte.

Exklusive Dübelkollektion der Marke BER

Was also könnte folgen? Eine exklusive Dübelkollektion der Marke BER, angeboten an Verkaufsständen im Baumarkt? Marode Schulen, die ihre einsturzgefährdeten Dachböden und schimmeligen Toiletten an den Wochenenden gegen eine kleine Spende als Lost Places für Fototouristen öffnen? Oder die uralten Computer aus der Berliner Verwaltung, die neben Gameboys, Walkmans und Kabeltelefonen auf dem Antikmarkt am Bode-Museum als Retrostücke auftauchen? Und die heruntergetragenen Schutzwesten aus den Arsenalen der Berliner Polizei: Sie könnten mit Luftkissen ausgestopft und an die ebenfalls klammen Bäderbetriebe abgegeben werden.

Fest steht auf jeden Fall: Das Geschäft mit dem Schiffbruch könnte in der Pannenhauptstadt Berlin ordentlich Geld in die Kassen spülen.

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