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Der Volkssolidarität LV Berlin e.V. blickt auf 72 Jahre Tradition.

© Maria Kostev

Gemeinsame Sache in Pankow 2017: Engagement ist in Pankow generationsübergreifend

Zum Gedenken wird ein Stolperstein verlegt. Für die Zukunft werden die Räume der Schwangerschaftsberatung fit gemacht.

Die Senioren schnattern und lachen ausgelassen gemeinsam im gut gefüllten Gemeinschaftsraum der Volkssolidarität LV Berlin e.V., auf einer Ablage direkt gegenüber des Eingangs locken leckerduftende, selbstgemachte Kuchen. Die Pankower Volkssolidarität ist ein sehr beliebter Begegnungsort für die älteren Menschen, die sich dort gerne austauschen und gegenseitig ehrenamtlich unter die Arme greifen.

Im Laufe des Tages werden die Pankower Bundestagskandidaten von SPD, CDU, Grünen und Linken zur gemeinsamen Diskussion erwartet. „Die AfD ist aber bewusst aufgeschlossen, wir dulden hier keine Partei, die unsere Demokratie gefährden will.“, so Frau Georgy, seit 30 Jahren Bezirksvorsitzende der Volkssolidarität.

Mitdiskutieren soll außerdem eine Gruppe Schüler, die für das Fest mit ins Boot geholt wurde. Der 72 Jahre alte Traditionsverband möchte immer mehr Strukturen auch für jüngere Leute schaffen, um einen bereichernden Diskurs zwischen den Generationen zu ermöglichen.

Vier Stolpersteine am Prenzlauer Berg

Schoschana Harari ist für heute extra aus Israel mit ihren Kindern und Enkeln angereist: Sie möchte ihrer Familie eine letzte Ehre erweisen. Am Prenzlauer Berg, in der Choriner Straße 2, lebte sie während des zweiten Weltkriegs. Ihre Eltern und ihr Bruder starben in Konzentrationslagern. Ihren Bruder brachte Harari damals in ein jüdisches Kinderheim, in dem heute das Stadtteilzentrum „Pfefferwerk“ ist. Dort sah die heute 90-Jährige ihn zum letzten Mal. Harari ist die einzige Überlebende ihrer Familie.

Die Stolpersteingruppe Prenzlauer Berg organisierte die Stolpersteinverlegung am Freitag. 40 Personen, unter ihnen Anwohner und der Bezirksbürgermeister Sören Benn, kamen vorbei. Ein sichtlich emotionaler Moment für die gesamte Familie: „Ich bin sehr froh hier zu sein, es ist ein besonderes Ereignis für mich“, sagt Harari. 

Neue Höhen im Teamraum

Aus den hellen Büroräumen der Schwangerschaftskonfliktberatung in der Paul-Robeson-Straße 30 in Pankow tönen laute, schrille Hammerschläge. Betritt man den Teamraum, trifft man auf vier fleißige Handwerkerinnen, die über silberne Metallleisten gebeugt, an mehrstufigen Lastregalen werkeln. Die Einen halten die Bauteile zusammen, die anderen hämmern und schrauben sie zusammen. Darauf, dass die Bauanleitung überflüssig ist, hat man sich schnell und enthusiastisch geeinigt.

Der künftige Standort der Regale soll der dunkle, etwas stickige Kellerraum mit der Nummer 18 sein. Denn der wurde bei den starken Regenfällen diesen Sommer komplett überflutet, sodass haufenweise Pappkartons voller Aktenordner und anderen Arbeitsmaterialien der Beratungsstelle unter Wasser standen, so Ines Scheibe, die Psychologin der Organisation. Um also für den nächsten Starkregen vorzubeugen, sollen alle wichtigen Utensilien ihren Platz auf den erhöhten Lastregalen finden.

Parksport und Gartenarbeit im Peter-Panter-Park

...Blumen auf den Stolpersteinen ihrer Angehörigen in Berlin Pankow zu legen.
...Blumen auf den Stolpersteinen ihrer Angehörigen in Berlin Pankow zu legen.

© Laura Weigele

Marc Schmid und seine zwei Helferinnen haben ganz schön viel vor: 400 Blumenzwiebeln wollen sie am „Aktionstag für ein schönes Berlin“ um den Bolzplatz im Peter-Panter Park hinter der Kurt-Tucholsky-Oberschule pflanzen. Aber von großen Herausforderungen lässt sich Marc Schmid nicht abschrecken - er hat großes mit dem Panter-Park vor: Denn hier soll einmal der erste inklusive Sportpark Berlins entstehen.

Die brachliegende Rasenfläche für Sportunterricht und Vereinstraining wieder benutzbar zu machen, war bei der Eröffnung im Juni 2017 nur ein erster Schritt. Bald sollen Parkour-, Lauf- und Fitnessangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsen mit und ohne Handicap folgen. „Wir hoffen natürlich, dass sich unser Projekt in der Nachbarschaft weiter rumspricht und und wir so noch mehr ehrenamtliche Helfer für den Sportpark gewinnen können“, sagt Schmid, denn: „Es gibt noch viel zu tun.“

Ein bunter Fleck im Kiez

Trotz des Regens wird im Außenhof des Stadtteilzentrums Pankow von allen Seiten kräftig mit angepackt: Unter zwei weißen Pavillons, die die Freiwilligen vor Nässe schützen, werden gerade neue Bänke zusammengeschraubt – der Job des Testsitzers ist natürlich am besonders beliebt. In der anderen Ecke topfen weitere Helfer zeitgleich bunte Pflanzen ein, die dem Hof mehr Farbe verleihen sollen. Dort finden nämlich regelmäßig Sommerfeste und Trödelmärkte statt, für die nun ein einladendes Ambiente geschaffen werden soll. Im Stadtteilzentrum haben mehrere soziale Projekte Raum gefunden, von Selbsthilfegruppen, über Geflüchtetenprojekte bis hin zu Aktivitäten des Freizeithauses.

In Pankow wird scharf geschossen

Inklusives Bogenschießen erleben

In der Schwangerschaftskonfliktberatung in Pankow werden die Wasserschäden aus dem verregneten Sommer behoben.
In der Schwangerschaftskonfliktberatung in Pankow werden die Wasserschäden aus dem verregneten Sommer behoben.

© Maria Kotsev

Carsten Otto fasst den Bogen mit der linken Hand und hebt ihn am ausgestreckten Arm seitlich vom Körper weg. Mit den Fingern der rechten Hand umfasst er Pfeil und Sehne und spannt den Bogen weit nach hinten. Kurze Pause, dann schnellt der Pfeil nach vorne und trifft sein Ziel mittig im gelben Kreis. Soweit eine gewöhnliche Szene beim Bogenschießen im Bogensportclub BB-Berlin e.V. in Berlin-Weißensee. Doch Carsten Otto ist blind.

Seit knapp zwei Jahren gibt es inklusives Bogenschießen auf der barrierefreien Anlage, der Berliner Bogensportclub ist damit ein Vorreiter. „Bogenschießen für Behinderte ist eine Wüstenlandschaft in Deutschland“, sagt Otto. Das wollen die Bogenschützen um Präsident Alfred Grzondzil ändern und hoffen trotz Regen am Aktionstag viele neue Gesichter für den Präzisionssport begeistern zu können.

Abendessen zur Belohnung

„Eigentlich hatte ich mich schon für eine andere Aktion entschieden, aber dann habe ich vom Interkulturellen Gärtnern hier im Tagesspiegel gelesen. Ich mache gerade eine Ausbildung zur Gartentherapeutin, also hat mich das hier gleich angesprochen.“, Vivien Hein hat heute in der Geflüchteten-Unterkunft des Union Hilfswerks in der Treskowstraße in Pankow zusammen mit anderen Freiwilligen und den Bewohnern des Hauses Hochbeete aus Holzpaletten gebaut und bepflanzt. Besonders die Kinder hatten sichtlichen Spaß an dem Gartenprojekt, für das alle gemeinsam mitangepackt haben. Auch Abdul Rafa, der in der Unterkunft lebt, ist begeistert von der Aktion und freut sich besonders auf das orientalische Abendessen in großer Runde, das seine Freunde gemeinsam zum Tagesabschluss gezaubert haben.

Sportfest der Lebenshilfe

Im Peter-Panter Park in Pankow gehen Marc Schmid und seine zwei Helferinnen an die Arbeit.
Im Peter-Panter Park in Pankow gehen Marc Schmid und seine zwei Helferinnen an die Arbeit.

© Helena Piontek

„Regen hatten wir beim Sportfest noch nie“, sagt Mario Gressmann vom Sportclub Lebenshilfe e.V. und blickt auf den regnerischen Himmel über dem Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg. Und das will etwas heißen, schließlich gibt es das Sportfest für Menschen mit und ohne Behinderung seit 37 Jahren. Immerhin rund 600 Athleten sind auch trotz des Regens gekommen und haben sichtlich Freude am Wettrennen, Weitspringen oder Torwandschießen.

Möglich ist das nur durch die viele Unterstützung ehrenamtlicher Helfer. Ina Glüsing misst den Abstand bei der Sprunggrube und ist eine von rund 100 Freiwilligen, die dieses Fest jährlich möglich machen. „Ich dachte, dass so viele Freiwillige am Ehrenamttag mitmachen, dass ich gar keinen Platz finde, aber andere Projekte sagten mir ab, weil sich zu wenig Helfer gefunden hatten“, erzählt Glüsing. Umso mehr freut sie sich, bei einer so schönen und lebendigen Aktion eine Aufgabe gefunden zu haben.

R.Future-TV in Pankow

Carsten Otto auf der Anlage des Bogensportclub BB-Berlin e.V. in Pankow.
Carsten Otto auf der Anlage des Bogensportclub BB-Berlin e.V. in Pankow.

© Helena Piontek

Rund eine Stunde nach Beginn der Gesprächsrunde geht es in dem länglichen Raum der Gemeinschaftsunterkunft Treskowerstraße schon ans Eingemachte: Warum wurden in Nazi-Deutschland so viele Juden umgebracht? Um die lange Tafel sitzen 16 Männer und Frauen, Araber und Deutsche. Angeregt geht die Diskussion hin und her, immer über den Übersetzer Sami Alkomi und die Organisatorin Nina Ceonen von „R.future-TV - Flüchtlinge für Demokratie und Menschenrechte“. Normalerweise trifft sich die Gruppe jeden Sonntag und diskutiert über Religion, Gleichberechtigung, Respekt, Selbstbestimmung oder wie heute: Antisemitismus. Kluge Antworten folgen auf kluge Fragen, hier wird respektvoll, aber ohne Bandagen diskutiert - und am Ende sind sich alle einig: so verschieden sind wir doch gar nicht.

Kiezfest der Karower Dachse

Samstag, zehn Uhr früh: Die Zelte stehen schon, ein paar Helfer bauen im Nieselregen Bierbänke auf, andere sortieren den Stand für die Laufteilnehmer. Bald geht es los, das Karower Kiezfest, mit Lauf und Bühnenprogramm, veranstaltet vom Breitensportverein Karower Dachse, als Abschluss der Inklusionswoche. „Das Wetter hat man schon deutlich gemerkt, aber 143 Teilnehmer hatten wir beim Lauf immerhin“, erzählt Kirsten Ulrich, Vorstandsmitglied der Karower Dachse, am Nachmittag. Sie freut sich vor allem über die rund 50 Freiwilligen, die am Sonnabend in Karow mit angepackt haben, denn: ohne Ehrenamtliche gäbe es weder das Kiezfest, noch den Sportverein.

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