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Ex-Tacheles Künstler Roman Hillmann und Ankelina Möller bemühen sich um mehr Kulturprojekte in Marzahn-Hellersdorf.

© Björn Kietzmann

Saubere Sache in Marzahn-Hellersdorf: Marzahn, der neue Kulturstandort

Erst haben die beiden Künstler die Alte Börse in Marzahn aufgebaut – nun soll auch das Gut Hellersdorf zum Kulturstandort wachgeküsst werden. Am Aktionstag wollen sie gemeinsam mit Helfern die Wände bemalen.

Wenn es nach Ankelina Möller und Roman Hillmann geht, braucht es gar nicht viel, um einen halb verfallenen Ort am Stadtrand zum kulturellen Hotspot werden zu lassen: Freiräume, ein Netzwerk mit Kontakten, gute Ideen für Veranstaltungen mit bekannten Künstlern – „dann kommen die Leute schon“, sagt Hillmann. Auch von Kreuzberg, Friedrichshain oder Mitte nach Marzahn-Hellersdorf.

Dass der Plan aufgeht, zeigen die Alte Börse und die benachbarten Kunstbaracken im Marzahner Ortsteil Springpfuhl. Seit Juni 2013 lebt das Künstlerpaar in einer Baracke der Alten Börse an der Marzahner Chaussee. „Wir waren hier die Pioniere“, sagt Hillmann.

Vor einem Jahr wurde plötzlich erstmals von Marzahn als neuem Kulturstandort gesprochen: Begleitet von viel öffentlichem Wirbel fanden einige der letzten zwangsgeräumten Tacheles-Künstler in Marzahn ein neues Quartier. Auch Ankelina Möller ist ehemalige Tacheles-Bewohnerin.

Stadtplaner kommen vorbei und staunen

Im Frühjahr 2013 hatte der Freiburger Investor Peter Kenzelmann die frühere Viehbörse zwischen Rhinstraße und Allee der Kosmonauten gekauft und rund fünf Millionen Euro investiert. Seitdem haben Kenzelmann, Möller, Hillmann und andere Mitstreiter das Areal zum Kultur-, Veranstaltungs- und Seminarort entwickelt. Ein gutes Jahr später ist der alte Börsensaal zum Lokal umgebaut, es gibt Ateliers, Seminarräume und Urban-Gardening-Probierflächen. Im Biergarten wird das hausgebraute Bier ausgeschenkt: Marzahner. Auf dem Programm stehen Kunsthandwerk-Messen, Konzerte, Kurzfilmabende und jeden Sonntag der Tatort auf Großbildleinwand. Journalisten, Künstler und Stadtplaner kommen vorbei und staunen. Die Alte Börse Marzahn ist in Rekordgeschwindigkeit zur Marke geworden.

Möller und Hillmann indes denken schon einen Schritt weiter. „Dieser riesige Bezirk braucht mehr als einen Kulturstandort", sagt Hillmann. Die Alte Börse, die Kulturbaracken und ein paar Ateliers an der Marzahner Promenade – das macht noch keinen Szenebezirk. „Hip ist hier noch lange nichts“, sagt Hillmann. Deshalb haben sie einen weiteren Ort im Bezirk ins Auge gefasst: das alte Gut Hellersdorf nahe der Hellen Mitte. Das Areal gehört dem Berliner Liegenschaftsfonds. Aus Plänen für eine Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude ist bislang aber nichts geworden. Seit Jahren steht ein Teil der Hallen leer. In anderen haben Betriebe Werkstätten und Lagerräume.

Die Wände der Hallen sollen bunter werden

„Freiräume gibt es hier genug“, sagt Hillmann, während er über das weitläufige Gelände spaziert. „Betreten verboten – Lebensgefahr“ steht an manchen Toren. Zwischen Kies und Pflastersteinen wachsen Gras und Blumen. Wer sieht, was in einem Jahr aus der Alten Börse geworden ist und die Phantasie schweifen lässt, sieht mit Hillmanns Augen, was möglich wäre: ein Biergarten an einem „Marktplatz“, Konzerte und Theater in der großen Scheune, Ateliers in den leerstehenden Hallen.

Diesen Möglichkeiten wollen Möller und Hillmann nun einen „Schubs“ geben, wie sie sagen. Sie haben die Initiative „Kulturgut Hellersdorf“ gestartet. Am Aktionstag wollen sie gemeinsam mit Helfern die Wände der Hallen bunt bemalen – mit Kreide, damit die Farbe keine Schäden an den denkmalgeschützten Gebäuden verursacht. Außerdem soll es eine Kunstperformance geben. „Wir wollen den Standort ins Bewusstsein rücken“, sagt Hillmann. „Unser Motto ist: Macht es bunter.“

Wer weiß, vielleicht ziehen Möller und Hillmann ja demnächst von Marzahn nach Hellersdorf auf den Gutshof um und helfen, einen zweiten Kulturstandort im Bezirk zu entwickeln. Die beiden haben sich im Bezirk eingelebt und fühlen sich rundum wohl: die Ruhe, das viele Grün, die Freiräume. Wie schnell sich etwas aufbauen lässt, haben sie in der Alten Börse Marzahn erfahren. „Vor dem Einzug dort hatte ich schon Angst“, erzählt Möller von den Anfängen. In den Baracken gab es weder Strom noch Wasser, dafür Nazi-Schmierereien an den Wänden. „Und jetzt frühstücken wir jeden Tag draußen im Grünen.“

„Macht es bunter“: Unter diesem Motto wollen Künstler und Helfer am 13. 9. das alte Gut Hellersdorf (nahe Helle Mitte, U-Bahn Hellersdorf) bemalen. Außerdem wird es eine Performance geben. Zeit: 14 - 17 Uhr

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