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 Anwohner des Allende-Viertel treffen sich 2014 im Seniorenzentrum Bethel um gemeinsam zu planen wie man die neuen Nachbarn aus der Flüchtlingsunterkunft am besten willkommen heißen kann.

© Björn Kietzmann

Saubere Sache - Gemeinsame Sache: Köpenick: Aus Fremden werden Nachbarn

Im Köpenicker Viertel „Allende 2“ engagieren sich Anwohner, die erst gegen ein Flüchtlingsheim waren, mit vielen Angeboten für gute Nachbarschaft im ganzen Kiez.

Dirk Warbelow war dagegen, dass vor seiner Wohnung im Viertel Allende 2 in Köpenick eine Containerunterkunft für 400 Geflüchtete errichtet wird. 500 Meter weiter gibt es schon eine Sammelunterkunft. Dass die Ende der 1970er errichtete Großwohnsiedlung nahe dem Müggelsee, in der viele Bewohner finanziell kämpfen und die NPD bei der letzten Wahl rund acht Prozent der Stimmen bekommen hat, eine weitere Sammelunterkunft auffangen kann, bezweifelte der 33-jährige Familienvater. Heute sitzt er auf einer Bank vor den teilweise rot, blau und gelb angemalten Containern.

Den Weg vor der Unterkunft säumen Holzbeete mit Sonnenblumen, Kinder und Erwachsene gehen vorbei und grüßen. Nebenan werden Fahrräder repariert. Auf Warbelows T-Shirt steht „Allende 2 Hilft“. Als er gemerkt hat, dass Wut und Widerstand im Viertel hochkochen, begann er sich für die Bewohner der geplanten Unterkunft zu engagieren. „Wir wollten, dass es wieder ruhig ist im Viertel“, sagt er.

Sechs Mitglieder sind im Vorstand

Ende 2014 waren jede Woche über 500 Personen um das Gelände des Parkplatzes gezogen, wo heute die Unterkunft steht. Innerhalb von 44 Tagen wurde sie errichtet. Die Anwohner erfuhren durch Zufall davon, erzählt Warbelow. Schnell waren soziale Netzwerke voll mit falschen Behauptungen und hetzenden Kommentaren, zu den Protesten der Anwohner kamen bald NPD-Anhänger aus anderen Bezirken dazu.

Der Bürgersteig vor dem Gelände wurde rassistisch beschmiert, der Bauzaun eingerissen. Und hier sollten Geflüchtete, davon viele Kinder, einziehen? Bettina Küster, ebenfalls vom Verein, auch sie eigentlich gegen den Standort, hatte schlaflose Nächte.

Heute ist aus der Willkommensinitiative der Verein „Allende 2 Hilft“ geworden. Sechs Mitglieder sind im Vorstand, dazu kommt ein Stamm aus rund 40 freiwilligen Helfern. Sie koordinieren Sachspenden, organisieren drei Mal pro Woche Deutschkurse, bereiten auf Situationen wie Busfahrten oder Behördenwege vor.

Aus Flüchtlingshilfe wird Nachbarschaftsprojekt

Lotsen führen durch den Kiez, es gibt Sportangebote für alle Kinder aus der Nachbarschaft. Bewusst richten sie sich an alle, die im Viertel leben. Anfang Juli gab es ein Anwohnerfest. Auch die betagte Nachbarin soll Hilfe bekommen, etwa dass jemand an heißen Tagen mit ihr einkaufen geht. Aus der Flüchtlingshilfe wächst ein Nachbarschaftsprojekt.

Mittlerweile kommen Berliner aus anderen Kiezen, etwa aus Rahnsdorf, um sich ananzusehenzusehen, wie so eine Unterkunft aussieht, wie das ablaufen kann. Wenn man aus ihrem Beispiel etwas lernen könne, dann klar zu kommunizieren und Situation und Bedarf gut zu erklären, sagt Warbelow. Der schnelle und gute Kontakt zum Betreiber der Unterkunft, dem Internationalen Bund, habe geholfen.

10 Personen demonstrieren jede Woche

Das soll nicht heißen, dass es keine Konflikte gibt: Plötzlich leben wieder mehr Kinder im Viertel, es gibt Beschwerden wegen Lautstärke. Die Container heizen sich schnell auf und sind kaum schallisoliert. Im Sommer sind viele Personen im Freien. Die großen Befürchtungen aber – Einbrüche im Keller, Probleme mit der Hygiene – seien nicht eingetreten. Zehn Personen demonstrieren jede Woche laut Verein noch gegen das Heim; viele seien nicht aus Allende 2. „Im Großen und Ganzen ist es wieder friedlich“, sagt Bettina Küster und klopft auf die Holzbank.

„Allende 2 Hilft“ hat sich darauf eingestellt, dass ihre Hilfe lange gebraucht werden wird. Für den Aktionstag sucht man Helfer, die mit den Kindern Seifenkisten basteln für ein Rennen in der Nachbarschaft. Der „Garten der Hoffnung“, der jeden Freitag ab 15 Uhr die Beete vor der Containerunterkunft betreut, will einen Geräteschuppen aufbauen und braucht dafür Helfer.

Persönliche Kontakt ist sehr wichtig

Auch Fußballtrainer für Kinder und Erwachsene werden gesucht. Paten, die Geflüchteten mit gesichertem Status bei der Arbeits- und Wohnungssuche helfen, werden gesucht und jemand, der gerne strickt und häkelt. Fahrräder sind auch immer willkommen.

Besonders wichtig sei der persönliche Kontakt, sagt Stefanie Fuchs: Jede Person habe andere Bedürfnisse. Manche brauchen jemanden, um über traumatische Erlebnisse zu sprechen, andere gerade Ablenkung. Ein Kind freut sich vielleicht über eine Stunde Minigolf. Nicht zuletzt helfen Geflüchtete, wo sie können: reparieren oder pflegen Blumen.

Wer unterstützen will, solle die Menschen „nicht überfallen“, sondern mal einen Kaffee trinken und ins Gespräch kommen, meint Fuchs. „How are you?“, fragt eine junge Frau, die an der Bank vorbeikommt, und lächelt. „Fine“, antwortet Stefanie Fuchs, dann entspinnt sich ein kleiner Dialog. „Allende 2“ zeigt: Er ist möglich.

Aktion am Fr 18.9. von 14 bis 20 Uhr: Alfred-Randt-Straße 19, 12559 Berlin, Kontakt: 0176/98348490. www.allende2hilft.de

Sie sind alle mit dabei

Rathaushof Johannistal aufhübschen

Zum 20. Jubiläum des KIEZKLUBS Rathaus Johannisthal soll am 18.9. von 14 bis 18 Uhr der Rathaushof hergerichtet werden. Dafür soll u. a. Unkraut gezupft, der Zaun gesäubert und gepflasterte Flächen gefegt werden. Einige Gartengeräte werden gestellt. Helfer werden gebeten, in Arbeitskleidung zu kommen und Werkzeug/Brenner für das Entfernen des Unkrauts zwischen den Steinen mitzubringen.

Für Getränke und Verpflegung ist gesorgt. Der KIEZKLUB ist barrierefrei. Um Anmeldung bis zum 14.9. wird gebeten. Kontakt: Carola Balzer, 90297 5665, E-Mail: carola.balzer@ba-tk.berlin.de, Ort: KIEZKLUB Rathaus Johannisthal, Sterndamm 102, 12487 Berlin

Müll-Olympiade auf dem Kinderhof Waslala

Am 18.9. geht es rund auf dem Abenteuerspielplatz und Kinderbauernhof Waslala. Der schöne Kinderbauernhof und das angrenzende Brachland, auf dem Ponys, Schafe und Ziegen weiden, soll von Müll und Unrat befreit werden. Von 14 bis 18 Uhr findet der Wettkampf um die „bestbefüllte, schwerste und größte Mülltüte“ statt.

Die Wettkämpfer/-innen werden mit großen Tüten, Schutzwesten und Müllzangen ins Turnier starten. Dem Sieger „winken Ruhm, Ehre und tolle Preise“ sowie allen Teilnehmern das unschlagbar gute Gefühl, etwas Sinnvolles getan zu haben. Ort: Venusstraße 88, 12524 Berlin. Kontakt: 67909356

Schöner Garten für das Mehrgenerationenhaus Phoenix

Am Freitag, den 18.9. soll von 17 bis 19 Uhr der große Garten des Mehrgenerationenhaus Phoenix verschönert werden. Helfer sind willkommen. Tatkräftige Unterstützung benötigt wird z. B. beim Rasenmähen und Heckenschneiden. Anschließend wird zur Veranstaltung „Kultur im Kiez“ eingeladen.

Anmeldung bitte bis zum 16. September. Mitzubringen ist lediglich die Freude am gemeinsamen Werkeln im Garten. Die Einrichtung ist behindertengerecht. Ort: Mehrgenerationenhaus Phoenix, Teltower Damm 228, 14167 Berlin. E-Mail: mgh@mittelhof.org, Tel. 84 50 92 47

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