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Saturn: Shopping-Schlacht zur Geisterstunde

In der Nacht zum Mittwoch öffnet der neue Saturn-Markt am Alex. Für den Start gibt es ein Sicherheitskonzept wie bei einem Rockkonzert - denn es wären nicht die ersten Tumulte unter Schnäppchenjägern.

Wer zu lange in diesen Fernseher schaut, bekommt keine rechteckigen Augen , sondern Pupillen, die so breit sind wie eine Kinoleinwand. Das gute Stück ist von Philips und eine Weltneuheit. In der Nacht zum morgen werden aber die wenigsten Kunden für das technische Wunderwerk Augen haben. Da dürfte es im neu eröffneten Saturn-Markt am Alexanderplatz so proppevoll sein, dass man die MP3-Player und Laptops, Kopfhörer und Staubsauger vor lauter Menschen nicht sehen wird. Damit es nicht zu ähnlich ausufernden Tumulten mit Verletzten kommt wie bei der Eröffnung des nahen Media-Marktes im September 2007, stehen laut Saturn-Management-Geschäftsführer Alfred Ullrich Sicherheitskräfte „im dreistelligen Bereich“, das Rote Kreuz und die Feuerwehr parat.

„Wir haben ein Sicherheitskonzept wie für eine Großveranstaltung ausgearbeitet“, sagt Ullrich. Absperrgitter werden aufgestellt und Fernsehteams nicht eingelassen – die Mitarbeiter sollen sich ganz den Kunden widmen. Die Polizei ist ab dem frühen Dienstagabend mit rund 30 Beamten im Einsatz. Von Mitternacht bis Mitternacht sollen die insgesamt 200 Mitarbeiter die Türen öffnen. Mehr als 9000 Quadratmeter Verkaufsfläche auf drei Etagen gibt es, damit wird die Filiale am Alex einer der drei größten Saturn-Märkte in Deutschland sein. Und „der größte Elektrofachmarkt am Alexanderplatz“, so betont das Unternehmen mit Blick auf die konzerneigene Konkurrenz Media Markt, nur einige Meter Luftlinie entfernt im Alexa-Center.

Damit zieht Saturn am umsatztechnisch so wichtigen Alexanderplatz um – denn es ist jetzt seinem dort 1994 eröffneten Sitz neben dem Kaufhof entwachsen. Mehr als 30 Leute aus dem damaligen Team stehen den Kunden am neuen Standort noch immer mit Rat und Tat zur Seite, sagt Geschäftsführer Reiner Schemel.

Nun werden die Rolltreppen und Auslagen im Center „Die Mitte“, Alexanderplatz 3, poliert, die Verkäuferinnen und Verkäufer sortieren die letzten Fototaschen ein und treffen sich zur Manöverbesprechung an der Kasse. Draußen wird vielleicht der eine oder andere Kunde darüber sinnieren, wie wenig das künstliche Art-déco-Design des Alexa-Centers zum Plattenbau-Styling des „Die Mitte“-Baus passt. Aber von drinnen, da hat man durch die hohen Scheiben einen wunderbaren Blick auf den Fernsehturm, den Bahnhof, die Kirchen, den café- und baumlosen Alexanderplatz – wenn man nicht gerade auf Schnäppchenjagd ist. Was genau es zum Auftakt gibt, das wollten die Saturn-Chefs gestern auf der Pressekonferenz in der TV-Abteilung noch nicht verraten. Jedenfalls seien auch die Auszubildenden – 130 in ganz Berlin – bestens geschult. Saturn biete eine Online-Akademie, die Hälfte aller Mitarbeiter nutze sie.

Überhaupt sei der neue Fachmarkt von den Mitarbeitern geprägt. Dass es eine „Kaffeewelt“ gebe und den Vorführraum für Beamer-Geräte, all das sei auf Initiativen aus ihrem Kreis zurückzuführen. Beim Jugendschutz versucht Saturn mehr als nur den gesetzlichen Rahmen auszuschöpfen. Zwar steht das Killerspiel „Counterstrike“ im Regal, aber DVDs ab 18 Jahre, wie etwa „Grand Theft Auto“, sind in Extra-Plastikhüllen mit Signalrot-Einlage verpackt. Die kann man nicht so leicht klauen, und wenn die Kassiererin sie einscannt, erscheint der Hinweis, sich den Ausweis zeigen zu lassen. Junge Kunden können sich an der Wii-Sportspielkonsole austoben oder es als Musiker an der Computer-E-Gitarre und am Schlagzeug richtig rumsen lassen.

Der nahe Media-Markt öffnet am 25. März, wen wundert’s, ausnahmsweise von morgens um acht bis um Mitternacht. Dessen Mitarbeiter scheinen derzeit noch recht gelassen zu sein, ohnehin gibt es ja im Alexa etliche Parkplätze und die Tiefgarage – das können Saturn wie auch beispielsweise New Yorker im neuen Komplex „Die Mitte“ wegen des darunter gelegenen Bunkers nicht bieten. Kunden dürfen aber ausnahmsweise am Saturn-Lager mit dem Auto vorfahren. Eine Kinderbetreuung ist nicht eingeplant.

Dafür hat Derya Koç bald im Saturn am Alex gut zu tun: Sie kennt sich beim Catering aus und auch beim Saubermachen. Was da so alles nach Ladenschluss unter den Regalen liege bleibe! Volle Windeln und Nuckel, Schlüssel und sogar Geld – was sie dann natürlich abgebe.

Annette Kögel

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