zum Hauptinhalt
So wandelbar wie ein echtes Chamäleon: Das Theater inmitten der Hackeschen Höfe bekommt ein neues Parkett - die Balkone werden neu aufgebaut.

© DAVIDS/Sven Darmer

Sanierung in Berlin-Mitte: Chamäleon Theater bekommt neuen Boden

Das Chamäleon Theater wird saniert: Es bekommt Balkone, Frischluft und neues Parkett. Erstmals in ihrer Geschichte macht die Spielstätte Sommerpause.

Auf den Treppenstufen ist dunkle Folie ausgebreitet. Man muss bedacht seine Schritte machen, ein bisschen rutschig ist das hier alles schon. Im Saal in der zweiten Etage ist viel Betrieb. Der ist alles andere als theatralisch. Handwerker eilen umher, messen aus, es ist heiß, es riecht nach frischem Holz. Zum ersten Mal in seiner Geschichte macht das Chamäleon Theater in den Hackeschen Höfen Sommerpause. Sonst wird hier immer gespielt, sieben Shows in der Woche, das ganze Jahr über, nur montags ist Ruhetag. Nun spielen die Handwerker hier die Hauptrolle und das zwei Wochen lang. Mitten im Hochsommer, wo das Haus für gewöhnlich auf internationale Touristen setzt.

Seit 1991 gibt es das Chamäleon in den Hackeschen Höfen, jenem nicht nur architektonisch einmaligen Gebäudekomplex in Mitte, der 1906 eingeweiht wurde. Zu Beginn verschrieb sich das Theater noch ganz dem Varieté. Heitere, lustige und legendär verunglückte Shows gab es hier. Heute will das Chamäleon gar nicht mehr so sehr Theater sein, sondern, wie der Name schon sagt, ein wandelbarer Zirkus der unterschiedlichen Bühnenkünste: Akrobatik, Artistik, Tanz und interaktive Videoproduktion, die ohne Sprachbarrieren funktioniert.

Die Zwangspause bedeutet 150 000 Euro Verlust für das Theater

Zwei  Wochen lang wird der historische Saal nun restauriert, rund 150 000 Euro Verlust sei das allein durch Vorstellungsausfall, schätzt Hendrik Frobel, Geschäftsführer des Chamäleon Theaters. Hinzu kommen 370 000 Euro für den Ausbau des Fußbodens und der Balkone.

Frobel steht inmitten des Jugendstilsaals, in dem am vergangenen Sonntag die letzte Show „Dummy lab“ gespielt wurde. Das hundert Jahre alte Eichenparkett im Zuschauerraum wurde schon im laufenden Showbetrieb bearbeitet. „Wir werden in kleinen Schritten den denkmalgeschützten Boden aufarbeiten“, sagt Frobel. Vor 110 Jahren wurde auf diesem Boden noch getanzt. Doch auch der ist irgendwann abgenutzt, Wasserflecken nisten sich ein und durch das Hin- und Herschieben der Theaterrequisiten entstehen Löcher. Nun liegen die dunkelbraunen Parkettstücke in mehreren Reihen aufgestapelt im Saal. Verkaufen will Frobel die geschichtsträchtigen Teile nicht. „Die landen wohl im Müll“, sagt er.

Theater Direktor Hendrik Frobel auf noch verpackten Sesseln eines neuen Balkons im Chamäleon.
Theater Direktor Hendrik Frobel auf noch verpackten Sesseln eines neuen Balkons im Chamäleon.

© DAVIDS/Sven Darmer

Auch die drei Balkone werden nicht mehr im Original zu sehen sein. Bisher mussten sie als Ablagefläche herhalten, auch die Techniker schalten von dort oben. „Wir wollen hier jetzt wieder einen Hauch 20er Jahre haben“, sagt Frobel. Das heißt: Zuschauer werden künftig hier Platz nehmen. Ab dem 11. September gibt es hier 36 zusätzliche Plätze, insgesamt steigert sich die Zuschauerzahl nach der Renovierung von 302 auf 326 Plätze.

Ein weiterer Grund für den Umbau liegt in der Infrastruktur des Saals: „Ein ehemaliger Ballsaal hat ganz andere Voraussetzungen als ein Theatersaal“, erklärt Frobel. Einiges ist bereits modernisiert worden. Der Geschäftsführer zeigt auf die eingebauten Hängepunkte an der Decke, an denen sich Künstler treiben lassen können. Ein Backstagebereich ist hinzugekommen, Umkleidekabinen und Toiletten. 2004 hatte man hier zuletzt renoviert, 2008 wurden Belüftungsanlagen in den Fußboden montiert. Jetzt sind noch Klimaanlagen unter den Balkonen hinzugekommen. Die Kosten für die Renovierung teilen sich die Eigentümer der Hackeschen Höfe, das Landesdenkmalamt Berlin und die Lotto-Stiftung Berlin.

Am 21. August soll alles fertig sein, ein paar Tage Puffer bis zur ersten Vorstellung der „Wunderkammer“ am 27. August gibt es dann noch. Den Artisten, allesamt aus Australien, dürfte es recht sein, dass bis dahin auch eine neue Klimaanlage eingebaut sein wird.

Karten für „Wunderkammer“ gibt es ab 37 Euro, weitere Infos zum Programm unter: www.chamaeleonberlin.com/de

Zur Startseite