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Die neue S-Bahn auf der Fahrt vom BER-Terminal in Richtung Berlin.

© Jörn Hasselmann

S-Bahn-Chef will früher starten: Neue Berliner S-Bahnen sollen doch nicht über Monate im Depot stehen

S-Bahn-Chef will die neuen Züge nicht monatelang abstellen, bis sie eingesetzt werden. Peter Buchner kündigte nun Verhandlungen mit dem Verkehrsverbund an.

Die neuen S-Bahn-Züge sollen doch nicht monatelang herumstehen, bis sie eingesetzt werden. Das sagte S-Bahn-Chef Peter Buchner am Sonntag dem Tagesspiegel. Er kündigte deshalb Gespräche mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) an.

Buchner reagierte damit auf einen Tagesspiegel-Bericht, wonach die neu gelieferten Fahrzeuge der Baureihe 483/484 teilweise monatelang planmäßig und betriebsbereit auf ihren Einsatz warten sollen. Das war durch eine Anfrage des Abgeordneten Kristian Ronneburg (Linke) bekanntgeworden. Geplant ist bislang, fünf Linien zu bestimmten Zeitpunkten jeweils komplett auf die neue Baureihe umzustellen.

Von „längeren Abstelldauern von bis zu acht Monaten“ ist in der Antwort der Verkehrsverwaltung die Rede. „Ein früherer Einsatz einzelner Züge ist bislang tatsächlich nicht vorgesehen“, bestätigte der Chef der S-Bahn nun. Doch Buchner ist optimistisch, dass es eine Einigung gibt. „Wenn der VBB uns gestattet, die Züge früher im laufenden Vertrag einzusetzen, könnten sie schon früher Züge der DDR-Baureihe 485 ersetzen“, sagte Buchner.

Letztlich gehe es nur um Details in den Verträgen und nicht um grundlegende Differenzen mit dem VBB. „Noch drängt die Zeit auch nicht“, sagte Buchner. Die zweite Linie – die S46 Königs Wusterhausen-Westend – soll erst im Sommer 2022 umgestellt werden. Und man müsse auch erst einmal sehen, ob Siemens überhaupt pünktlich liefern werde, sagte der S-Bahn-Chef.

Wegen der Coronapandemie könne es Verzögerungen geben. In den vergangenen Jahren war es nicht selten, dass bestellte Loks und Wagen nicht rechtzeitig fertig wurden – ein zeitlicher Puffer sei da ganz sinnvoll, hieß es.

S-Bahn-Chef Peter Buchner im Führerstand eines Neubauzuges. 
S-Bahn-Chef Peter Buchner im Führerstand eines Neubauzuges. 

© Jörn Hasselmann

Sinnvoll sei das Abstellen der neuen S-Bahn-Wagen aus einem ganz anderen Grund nicht: Graffiti. Da die S-Bahn keinen Platz in geschlossenen Hallen hat, müssten die Züge draußen stehen. „Vandalismussicher ist in Berlin leider gar nichts“, sagte Buchner. „Selbst bewachte Abstellanlagen sind nicht sicher. Die Schmierer finden dennoch eine Lücke.“

Eine gelbe Banane, keine grüne

Bislang liefe es mit den neuen Zügen super, berichtete der S-Bahn-Chef. Die Zulassung liege vor und seit 18. Dezember seien alle Nacharbeiten durch das Herstellerkonsortium Siemens-Stadler erledigt. Seit September 2019 wurden die ersten zehn gelieferten Fahrzeuge im gesamten Netz auf 150 000 Kilometern getestet. 

So pendelten die Züge vor der Eröffnung des BER auf dieser Strecke hin und her. „Der Fahrgast bekommt eine gelbe Banane, keine grüne“, sagte Buchner. Wie geplant wird das erste neue Modell eine Minute nach Mitternacht am Neujahrstag starten – und zwar als S47 von Schöneweide zur Hermannstraße. Buchner wird an Bord sein.

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Und der S-Bahn-Chef hat weitere gute Nachrichten. „Erstmals seit Ewigkeiten“ seien die Züge in jedem einzelnen Monat 2020 mit mehr als 96 Prozent Pünktlichkeit gefahren. Diese Quote schreibt der VBB vor. Viele Jahre hatte die S-Bahn das Ziel verfehlt, 2019 war es ganz knapp für das gesamte Jahr erreicht worden. In diesem Jahr könnten es 97 Prozent werden. Am Sonntag allerdings meldete das Unternehmen mehrere Ausfälle durch einen kaputten Zug in Baumschulenweg sowie einen ins Gleis gefallenen Baum in Hermsdorf.

Doch der Trend ist positiv. Im Vergleich zu 2019 gab es sieben Prozent weniger Signalstörungen und acht Prozent weniger Fahrzeugstörungen als 2019. Ein Grund dafür: Die bisherigen Baureihen werden parallel modernisiert. Denn trotz der Neubauzüge ist die Not bei der S-Bahn noch so groß, sodass keine Züge ausgemustert werden.

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Selbst die DDR- Baureihe 485 (Spitzname Cola-Dose) werde „noch zwei Jahre am Leben erhalten“, wie Buchner sagte. Die in West-Berlin in den 80er-Jahren konstruierte Baureihe 480 muss noch bis 2028 durchhalten. Sie heißt intern und bei Eisenbahnfreunden „Toaster“. Ob wegen zahlreicher Brände oder wegen des Designs, ist unklar. Auch Buchner weiß nicht, wie der Name letztlich entstand: Es gibt beide Theorien.“

Am Sonntag startete die S-Bahn via Twitter einen Aufruf, einen Spitznamen für die neuen Züge zu finden: „Wir haben die Taucherbrille, den Toaster & die Cola-Dose. Lichtschalter, Tablet oder doch was ganz anderes?“ Buchner hatte bei einer Probefahrt 2019 den Spitznamen „iPad“ ins Gespräch gebracht, wegen der platten, sehr schlichten Front des Zuges.

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