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Etwa 30 Mitglieder des russischen Motorradclubs "Nachtwölfe" sind am Freitagvormittag vor dem deutsch-russischen Museum in Karlshorst angekommen.

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Update

Russischer Motorradclub in Berlin: "Nachtwölfe" in Karlshorst angekommen

Die "Nachtwölfe" haben Berlin erreicht. Rund 30 Mitglieder des russischen Motorradclubs sind am Freitagvormittag in Berlin-Karlshorst angekommen. Sie haben Kränze dabei, die sie am deutsch-russischen Museum niederlegen wollen.

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Mitglieder des russischen Motorradclubs "Nachtwölfe" und Sympathisanten sind am Freitagfrüh in Berlin eingetroffen. Etwa 30 von ihnen sind gegen 10 Uhr vormittags am deutsch-russischen Museum in Karlshorst angekommen, wo sie Kränze an der Gedenkstätte für Sowjetsoldaten niederlegen wollen.

In Karlshorst findet heute den ganzen Tag ein Museumsfest zum Gedenken ans Kriegsende vor 70 Jahren statt. Der Frieden von damals wird seit vielen Jahren am 8. Mai in Karlshorst mit einer besonderen Zeremonie gefeiert: Gegen 22 Uhr gibt es auf der Terrasse und im Kapitulationssaal einen „Toast auf den Frieden“: Sekt und Reden.

Museumsdirektor Jörg Morré gab sich am Vormittag denn auch gelassen ob der Ankunft der Nachtwölfe. Schon öfter seien russische Gruppen zu Sternfahrten angereist, ob mit dem Auto oder Motorrad. Man werde die "Nachtwölfe" jedoch daran hindern, Fahnen aufzuhängen oder laute Parolen zu rufen.

Drei Polizeibusse verhindern, dass die Rocker mit ihren Motorrädern aufs Gelände fahren. Ansonsten blieb die Lage am Vormittag ruhig.

Am Donnerstagabend hatten die "Nachtwölfe" das sächsische Torgau erreicht, wo sich Russen und Amerikaner 1945 an der Elbe die Hände gereicht hatten. Sie trafen unterwegs auch den Anführer der islamfeindlichen Pegida-Bewegung, Lutz Bachmann, zu einem gemeinsamen Fototermin.

Am Nachmittag waren die Rocker nach Deutschland eingereist. Das sagte der Sprecher der Bundespolizei, Thomas Mozdzynski, dem Tagesspiegel: "Wir haben die Rocker hinter dem Grenzübergang von Tschechien nach Deutschland bei Breitenau von der Autobahn geleitet und kontrolliert. 18 Personen, darunter Deutsche, Norweger, Briten und Tschechen, durften am Nachmittag weiterfahren, elf Russen und sechs Mazedonier am Abend.“ Man habe bei den Kontrollen nichts strafrechtlich Relevantes finden können, hieß es. Am Donnerstagabend bestätigte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eine Entscheidung der Vorinstanz, wonach zwei Mitglieder der „Nachtwölfe“ nach Deutschland einreisen dürfen. (OVG 6 S 14.14 und OVG 6 S 15.15).

Der Mitbegründer der Pegida-Bewegung, Lutz Bachmann (rechts), am Donnerstagabend in Torgau (Sachsen) beim Eintreffen des russischen Motorradclubs Nachtwölfe.
Der Mitbegründer der Pegida-Bewegung, Lutz Bachmann (rechts), am Donnerstagabend in Torgau (Sachsen) beim Eintreffen des russischen Motorradclubs Nachtwölfe.

© dpa

Für Sonnabend, 9. Mai, den Russland als Tag des Sieges über Hitlerdeutschland begeht, planen die "Nachtwölfe" angeblich einen Korso durch die Hauptstadt. Eine Anmeldung dafür liegt der Polizei nach Tagesspiegel-Informationen aber bislang nicht vor. „Wenn sie in Kolonne fahren würden, müssten sie sich das schon aus verkehrstechnischen Gründen genehmigen lassen“, sagte ein Sprecher.

Die „Nachtwölfe“ gelten als nationalistisch und homophob – ihr Präsident Alexander Saldostanow, der bei der in Breitenau kontrollierten Gruppe nach Angaben der Bundespolizei nicht dabei war, soll früher Türsteher in Berlin gewesen und eng mit Putin befreundet sein.

Rocker kamen auf vielen Wegen aus Moskau

Die Rocker waren am 25. April in Moskau aufgebrochen, einige auch mit dem Flugzeug. Als ihnen die Einreise am Flughafen Schönefeld verweigert wurde, zogen zwei vor das Berliner Verwaltungsgericht und bekamen recht. Die Bundespolizei legte Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht ein, Die Richter bestätigten am Abend die Entscheidung des Verwaltungsgerichts vom Vortag und erlaubten den Rockern die Einreise.

Eine andere Gruppe der „Nachtwölfe“ wurde in Schmöckwitz, einem Ortsteil des Bezirks Treptow-Köpenick, erwartet. Dabei soll es sich um sechs Erwachsene und zwei Kinder handeln, die mit einem Kleinbus unterwegs sind. Der russische Besitzer oder Pächter des Hauses am Schmöckwitzer Damm wollte sich gegenüber der Presse nicht äußern.

Sieht aus wie bei "Easy Rider", sind aber die russischen "Nachwölfe".
Sieht aus wie bei "Easy Rider", sind aber die russischen "Nachwölfe".

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Der Direktor der Stasiopfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, fand hingegen entschiedene Worte: „Es ist schlimm, dass es den Nachtwölfen möglich ist, den Tag für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Damit ist Putin ein Propagandacoup gelungen.“ Für Knabe gibt es darauf nur eine Antwort: „Viele sollten am Sonnabend zum Sowjetischen Ehrenmal in Treptow kommen, um deutlich zu machen, dass sie den Missbrauch des 9. Mai für jede Art von Diktaturverklärung ablehnen.“

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