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Update

Russische Weltkriegsbombe in Berlin: Sprengsatz am Hauptbahnhof ist entschärft - Sperrungen im Verkehr aufgehoben

Die russische Weltkriegsbombe nahe des Berliner Hauptbahnhofes konnte erfolgreich entschärft werden. Zuvor wurde das Gebiet um den Fundort weitläufig evakuiert. Die Sperrungen im Auto- und Bahnverkehr wurden aufgehoben.

Die Gefahr ist gebannt: Die russische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg konnte von Experten erfolgreich entschärft werden. Etwa 25 Minuten waren die beiden Sprengstoffmeister und ein Gehilfe mit ihrer Arbeit beschäftigt. Sie wollten den Zünder des 100-Kilogramm-Sprengsatzes mechanisch entfernen. Da dieser nicht verkantet war, ließ er sich nach Angaben von einem der Sprengstoffexperten relativ leicht lösen. Nun soll die etwa ein Meter lange Bombe auf einen Sprengplatz gebracht und dort vermutlich kontrolliert gezündet werden.

Sofort nachdem die Sprengstoffkommission und die Polizei Entwarnung geben konnten, wurden die Absperrungen auf den umliegenden Straßen wieder aufgehoben. Der Autoverkehr rollt und auch der Bahnverkehr ist wieder im Fluss.

Nach dem Entschärfen nahm auch der Flughafen Tegel wieder seinen Betrieb auf. Nach Angaben von Flughafensprecher Lars Wagner waren von 13.10 Uhr bis 13.35 Uhr Landungen untersagt, obwohl die Flugzeuge den Flughafen aus Richtung Westen ansteuerten und die Route damit relativ weit vom Bombenfundort entfernt war. Beim Entschärfen könne man nicht vorsichtig genug sein, begründete Wagner diesen Schritt.  Meist seien Maschinen von anderen Flughäfen später gestartet und hätten zum Teil auch Warteschleifen geflogen. Der Kerosinvorrat ist dafür berechnet.

Bei den Starts habe man erwogen, Maschinen gen Westen abheben zu lassen, obwohl sie grundsätzlich gegen den Wind starten sollen.  Weil der Ostwind aber kräftig mit 15 Knoten geweht habe, seien in dieser Zeit auch die Starts ausgefallen,  weil ein Abheben mit dem Wind zu risikoreich gewesen wäre.

Die Bahn nahm nach Angaben eines Sprechers gegen 13.40 ihren Betrieb wieder auf; allerdings bauen sich die Verspätungen zum Teil nur langsam ab. Auch die Busse der BVG, die umgeleitet worden waren, kehrten auf ihre Stammstrecken zurück.

Am Dienstag war die Weltkriegsbombe an der Heidestraße entdeckt worden. Der Kampfmittelräumdienst hatte das Gebiet abgesucht, weil es sich um das Gelände handelt, auf dem die neue S-Bahnstrecke zwischen Nordring und Hauptbahnhof entstehen soll. Am Morgen entschied die Polizei, dass Experten die Bombe am Fundort zu entschärfen versuchen sollten, in dem sie den Kopfzünder herausdrehen, sagte ein Polizeisprecher. Aus Sicherheitsgründen wurden deshalb die anliegende Lehrter Straße und die Perleberger Straße gesperrt. Die Häuser entlang der Lehrter Straße wurden geräumt.

Die Deutsche Bahn hatte gegen 10 Uhr die Strecke vom unterirdischen Teil des Hauptbahnhofs bis zum nördlichen Berliner Innenring gesperrt. Auf diesem Abschnitt war die Bombe gefunden worden. Weiter wurde versucht, den Fernverkehr nördlich des Hauptbahnhofes umzuleiten. Fernzüge aus Hamburg fuhren so über die Stadtbahn zum Ostbahnhof; die Züge aus Richtung Leipzig/Dresden über Schönefeld und Ostbahnhof zum Hauptbahnhof und weiter Richtung Spandau. Auch im Regionalverkehr wurden Züge umgeleitet und Linien verkürzt. Bei der Linie RE 4 (Stendal/Rathenow-Jüterbog) entfielen die Fahrten zwischen Spandau und Hauptbahnhof. Insgesamt waren rund 50 Züge betroffen.

Die Einschränkungen galten nach Angaben der Bahn zunächst bis etwa 13 Uhr. „Reisende sollten sich auf Verspätungen und Umleitungen im Fernverkehr vorbereiten“, erklärte der Sprecher am Morgen. Für den Fernbahnverkehr wären umfangreiche Umleitungen geplant worden, hieß es.

Auf der Perleberger Brücke informierte ein Lautsprecherfahrzeug vor der Bombenentschärfung Passanten über die Straßensperrungen. Über 300 Meter betrug demnach der Sicherheitsradius vom Fundort aus. Auch den Verkehr auf dem Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal war davon betroffen. Familienvater Ekrem Avam stand mit seiner Frau und seiner Tochter auf der Brücke und beobachtete die Arbeiten der Einsatzkräfte an den Gleisanlagen. Einige Minuten zuvor war er von zwei Polizeibeamten, die an seiner Tür klingelten, gebeten worden, seine Wohnung in der Lehrter Straße zu verlassen. "Am Anfang war ich geschockt. Aber dann habe ich sofort meine Nachbarn informiert", so Avam. In der nahe gelegenen Moses-Mendelssohn-Schule wurde für die von der Evakuierung betroffenen Anwohner ein Auffangzentrum eingerichtet.

Auch am Hauptbahnhof wurden Reisende per Lautsprecherdurchsagen darüber informiert, dass die Züge des Regionalverkehrs ausfallen. Über Laufbänder an den Anzeigetafeln erfuhren die Passagiere hier von der Entschärfung der Weltkriegsbombe. Diese wirkte sich auch auf den Flughafen Tegel aus. Für etwa eine halbe Stunde durften dort sicherheitshalber am Mittwoch keine Flugzeuge landen, voraussichtlich nicht zwischen 12.45 und 13.15 Uhr, wie Flughafensprecher Lars Wagner mitteilte. Betroffen seien 15 bis 20 Maschinen, die auf den Flughafen Schönefeld ausweichen könnten.

Die neue S-Bahn-Strecke, S 21 genannt, soll zunächst den Nordring mit dem Hauptbahnhof verbinden und anschließend bis zum Potsdamer Platz verlängert werden. Sie verlässt den Nordring von Wedding kommend  über eine 465 Meter lange Brücke,  vom Bahnhof Westhafen aus unterquert sie die Gleise der Ringbahn und taucht dann vor dem Hauptbahnhof ab in einen Tunnel. Am Hauptbahnhof entsteht - neben der Station der U-Bahn - ein unterirdischer S-Bahnhof. Derzeit wird die Baugrube ausgehoben; für den Brückenbau wird das Gelände geräumt und Baustraßen werden angelegt.  Der Abschnitt soll 2017 fertig sein.

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