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Die russische Staatsbahn hat Erfahrung mit dem Nachtzug-Geschäft.

© imago stock&people

Russische Staatsbahn: Mit dem Nachtzug von Berlin nach Moskau

Die Russische Staatsbahn bietet ab Dezember eine neue Verbindung mit besonderen Zügen an. Die Fahrzeit von Berlin verkürzt sich um mehrere Stunden - ist aber immer noch ganz schön lang.

Schon seit Jahren war er angekündigt – jetzt kommt er: Ein neuer Nachtzug zwischen Berlin und Moskau. Wie die Russische Staatsbahn (RZD) auf ihrer Internetseite mitteilte, fährt der Zug am 17. Dezember 2016 zum ersten Mal in Moskau ab, einen Tag später geht es dann zurück. Wöchentlich wird es zwei Fahrten geben: In Moskau geht es sonnabends und sonntags los; Berlin verlassen die Züge jeweils sonntags und montags.

Die RZD setzt auf der Strecke Züge mit Wagen des spanischen Herstellers Talgo ein. Ihr Clou: Beim Komfort punkten sie mit Luxus-Schlafwagen der ersten Klasse. Und bei der Technik macht ein automatisches Umspuren der Radsätze die Fahrt mehrere Stunden kürzer als mit herkömmlichen Wagen. In Russland liegen die Schienen 1520 Millimeter auseinander, in Europa sind es in den meisten Ländern wie in Deutschland exakt 1435 Millimeter.

Das sogenannte Umspuren im weißrussischen Brest dauert mit der bisherigen Methode rund zwei Stunden. Beim Talgo soll die automatische Prozedur in gut 20 Minuten abgeschlossen sein. Die Fahrzeit auf der 1898 Kilometer langen Stecke verkürzt sich so nach RZD-Angaben von Moskau nach Berlin von derzeit 24.49 Stunden auf 20.14 Stunden, von Berlin brauchen die Züge laut Fahrplan statt 25.56 Stunden „nur“ noch 20.35 Stunden.

Auch die Deutsche Bahn hatte mal Talgo-Züge angeschafft

Talgo bietet schon seit Jahren ein solches automatisches Umspursystem an. Auch in Spanien gibt es bei der Eisenbahn unterschiedliche Spurweiten. Neubaustrecken haben in der Regel das europäische Maß erhalten; auf den alten Gleisen liegen die Schienen weiter auseinander; sie werden als Breitspur bezeichnet.

Breite Gleise lagen vorübergehend auch in Deutschland. Damit Josef Stalin nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit der Bahn zur Potsdamer Konferenz fahren konnte, wurde in einer Hau-Ruck-Aktion ein Gleis bis zum Ziel auf die russische Breitspur „umgenagelt“. Heute muss es die Technik richten.

Auch die Deutsche Bahn hatte einst Talgo-Züge angeschafft und sie unter anderem im Nachtverkehr zwischen Berlin und Bonn sowie München eingesetzt und als „Hotelzug“ vermarktet. Die Abteile waren mit Dusche und Toilette ausgestattet, wie jetzt auch Wagen in den „Swift“ genannten Zügen der Russischen Staatsbahn. 2009 kam das Ende der Talgo-Züge bei der Deutschen Bahn. Angeblich waren sie zu unwirtschaftlich.

Gewartet wurden die Züge im Berliner Werk an der Warschauer Straße. Es ist jetzt auch für die „Swift“-Züge der RZD zuständig. Das Werk betreute auch deren Testfahrten in Europa.

Die Deutsche Bahn gibt bekanntlich ihre letzten Nachtzugverbindungen mit dem Fahrplanwechsel im Dezember auf. In die Bresche springen nicht nur die russischen Kollegen, die bereits die Strecke Moskau–Berlin–Paris befahren. Auch die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) übernehmen Verbindungen. Unter anderem die Route Hamburg–Berlin–Freiburg–Basel–Zürich.

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