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Mögen sich nicht: Fahrräder und Kopfsteinpflaster.

© imago images/Hoch Zwei Stock/Angerer

Rumpelpiste statt Radweg: Geplante Fahrradstraße in Berlin bekommt neues Kopfsteinpflaster

Noch 2019 wollte Friedrichshain-Kreuzberg die Gärtnerstraße asphaltieren. Es gibt bereits Leitungsarbeiten. Doch plötzlich überlegt das Amt es sich anders.

Die Gärtnerstraße durch den Friedrichshainer Südkiez hat ein Problem: Als Teil der einzigen direkten Nord-Süd-Verbindung durch den Kiez zwischen Ostkreuz und Warschauer Straße zieht sie viel Durchgangsverkehr an, der zwischen Frankfurter Allee und Osthafen nur hier über die Modersohnbrücke die Bahntrasse queren kann. Die grob gepflasterte Gärtnerstraße, die im Norden in die Mainzer und im Süden in die Modersohnstraße übergeht, liegt genau mittendrin.

Jetzt hat sie noch ein weiteres Problem: Seit Mai erneuern die Berliner Wasserbetriebe (BWB) unter der Gärtnerstraße eine Abwasserdruckleitung – nicht weil es akut nötig gewesen wäre, sondern damit der Bezirk die Strecke anschließend asphaltieren und als Fahrradstraße ausweisen kann, wie es die Friedrichshain-Kreuzberger Bezirksverordneten seit Jahren diskutieren und wie es auch in einer Vorlage des Bezirksamtes an den Verkehrsausschuss vom November 2019 steht.

Nur wird daraus vorläufig nichts: Die Wasserbetriebe bestätigten Tagesspiegel-Informationen, wonach sie die Straße anschließend wieder pflastern lassen sollen, obwohl das dann am Ende sogar teurer wird als eine provisorische Asphaltdecke.

Auf eine Anfrage, wie sich die erneute Pflasterung mit der Zukunft als Fahrradstraße verträgt, ging das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg zunächst gar nicht ein, sondern teilte nur mit, dass die Wasserbetriebe zwischen Simplonstraße und Frankfurter Allee bis November 2021 in mehreren Abschnitten bauen.

Auf nochmalige Nachfrage hieß es dann, „dass nach Abschluss der Arbeiten durch die BWB wieder der Ursprungszustand der Straße hergestellt wird. Es wird also keine Veränderungen der Widmung oder des Straßenbelags geben.“ Alles weitere sei bei den Wasserbetrieben zu erfragen.

Kopfsteinpflaster ist mit 44.000 Euro die teuerste Variante

BWB-Sprecher Stephan Natz sagt: „Wir haben diese Bauarbeiten auf Wunsch des Bezirksamtes, das die Straße grundhaft erneuern wollte, in Angriff genommen.“ Der Beginn der Arbeiten habe sich wegen einer fehlenden verkehrsrechtlichen Anordnung durch den Senat um etwa ein Jahr verzögert.

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Ursprünglich sei vereinbart gewesen, dass der Bezirk die Fahrbahn wiederherstelle. Erst nach Baubeginn habe das Bezirksamt – wohl aus Budget- und Kapazitätsgründen – seine Meinung geändert und die BWB verdonnert, den Belag selbst zu erneuern. Und zwar mit Kopfsteinpflaster. Das sei wegen der aufwändigen Verlegung mit 44.000 Euro die teuerste Variante.

Baumaßnahme zieht sich nun bis Ende 2021

Dass es zusätzlich die Radfahrer animiert, weiter verbotswidrig auf die Gehwege auszuweichen, kommt noch hinzu. Die Wasserbetriebe boten dem Bezirksamt an, die Fahrbahn auf eigene Kosten mit einer 15 Zentimeter dicken provisorischen Asphaltschicht zu verschließen, womit das Thema für die nächsten Jahre erledigt und das Budget des Landesunternehmens geschont worden wäre. Aber auf diesen Vorschlag sei das Bezirksamt trotz zweier Versuche nicht eingegangen.

In der Vorlage für den BVV-Ausschuss vom November steht: „Die Asphaltierung kann 2020 erfolgen, wenn die Baumaßnahme der Wasserbetriebe abgeschlossen ist.“ Nun wird es Ende 2021. Und Kopfsteinpflaster, sofern es sich das Bezirksamt nicht doch noch mal anders überlegt.

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