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Seit Ende Juni müssen Maskenverweigerer in Berlin Strafe zahlen.

© dpa

Rücksichtslos in der Bahn: Maskenverweigerer, ich verachte euch zutiefst

Trotz aller wissenschaftlichen Erkenntnisse fahren viele Menschen immer noch ohne Maske Bahn. Es reicht! Ein Kommentar.

Käme zum Beispiel ein Außerirdischer, und Sie müssten ihm berichten, was wir in drei Monaten alles über Corona gelernt haben: den erwiesenen Nutzen der Masken, die Risiken geschlossener Räume, die wieder rasant steigenden Fallzahlen...

Wie würden Sie ihm erklären, dass es trotzdem noch Menschen gibt, die sich weigern, in der Bahn Mund und Nase zu bedecken? Was lässt sich da sagen außer: Die sind hochgradig antisozial?

In den vergangenen Tagen habe ich einen nicht repräsentativen Test gemacht. In der Berliner Ringbahn, in der U7 und in Bussen suchte ich mir wahllos zwölf Maskenlose heraus und fragte sie, sehr freundlich, nach dem Aussteigen nach ihren Gründen.

Die Antworten lauteten: zu unbequem (2x), zu Hause vergessen (2x), war grad in Gedanken, kriege keine Luft darunter, bekomme davon Herpes, die anderen tragen auch keine, Masken bringen nichts, soll doch jeder für sich allein entscheiden, was quatscht du mich voll?! Immerhin eine Frau sagte: ja stimmt, war doof.

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Maskenverweigerer verdienen keine Toleranz, auch keine Geduld mehr, sondern Konsequenzen. Ab Samstag drohen endlich 50 Euro Bußgeld. Ein überfälliger Schritt, doch der Regierende Bürgermeister hat leider schon verkündet, Kontrollen fänden bloß punktuell und zu ausgewählten Zeiten statt.

Die Masken-Verweigerer müssen sich schämen

Traurig, dass der Senat seine Bürger nicht schützt. Dass er ausgerechnet diejenigen im Stich lässt, die sich kein eigenes Auto leisten können.

Vermutlich hilft da nur eines: die Verweigerer selbst anzusprechen und ihnen klarzumachen, dass sie sich schämen sollen. Dass Typen wie sie die Pandemie verlängern, teuer erkaufte Erfolge im Kampf gegen das Virus zunichte machen und Menschenleben gefährden. Dass sie niemals wissen werden, welche Infektionsketten sie losgetreten, welche Oma durch ihre Rücksichtslosigkeit auf dem Gewissen haben.

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Gleiches gilt für Schlauberger, die zwar Maske tragen, aber aus Komfort die Nase freilassen. Eine Frau, die es so handhabt, erzählte mir, sie habe für sich persönlich „diesen Kompromiss gefunden“. Und es habe sich auch noch niemand beschwert. Es sei doch schön, dass in Berlin jedem seine Freiheit gelassen werde.

Den meisten dürfte es schwer fallen, Fremde anzusprechen. Also im Grunde allen außer jenen unangenehmen Mitmenschen, die eh über einen autoritären Charakter verfügen und gern belehren.

Ist Ansprechen nicht aufdringlich? Übergriffig? Denunziatorisch? Ich denke, es ist in diesem Fall Zivilcourage. Und dem einzigen Unhöflichen im Abteil – demjenigen, der die Freiheiten anderer beschneidet – fehlt eindeutig ein Stück Stoff im Gesicht.

Hinweis: In einer früheren Version des Texts wurde das Wort asozial verwendet. Wir haben dies in antisozial geändert.

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