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Mick Jagger, Ron Wood und Keith Richards von der britischen Band The Rolling Stones während der Jubiläumstour «Sixty» am Anfang des Konzertes auf der Berliner Waldbühne. Hinten sitzt Schlagzeuger Steve Jordan.

© dpa/Soeren Stache

Update

Rolling Stones in der Waldbühne: „It’s good to be here, especially in Berlin!“

Zum Abschluss ihrer Tournee traten die Rolling Stones in der Berliner Waldbühne auf. Es könnte das letzte Mal gewesen sein – doch es fühlt sich nicht so an.

Mick Jagger hat sich gut vorbereitet auf das Gastspiel in Berlin. „Gestern bin ich auf dem Berliner Flughafen angekommen“, sagt er in der Mitte des Konzerts in bestem, auswendig gelernten Deutsch.

„Für 7 Milliarden Euro ein Schnäppchen!“, winkt er ab und meint den BER. Er sei direkt etwas Essen gegangen, denn Berlin habe das beste „Food“ in Deutschland.

„Eine Currywurst und Hackepeter“, zählt er sein Essen auf. Noch immer auf Deutsch. Kein Wunder: „Nach fünf Schnäpsen war mein Deutsch perfekt.“

Nicht nur seine sprachlichen Fähigkeiten sitzen an diesem Abend in der ausverkauften Waldbühne. Um 19:45 Uhr, es dämmert gerade, beginnt die älteste Rockband der Welt mit dem Song „Street Fighting Man“ ein Konzert, dem man die 60 Jahre Bandgeschichte nicht anhört.

Keith Richards Riffs sind präzise und beißen sich durch die heiße Sommerluft. Ron Wood bringt den Mischmasch aus Lead-Gitarre und Support für Richards immer weiter zur Perfektion.

Und über Mick Jaggers Fitness muss man kein weiteres Wort mehr verlieren.

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Die Show, so sagt Jagger nach einigen Songs, ist Charlie Watts gewidmet. Dem Schlagzeuger und Gründungsmitglied, der im vergangenen Jahr verstorben ist. Tatsächlich wirkt Richards mitunter etwas verloren ohne seinen Buddy im Zentrum der Bühne. Vor allem, wenn Ron Wood bei seinen Soli die Weiten der Bühne erkundet, als wolle der Jungspund der Band zeigen, dass noch lange nicht Zeit zum Aufhören ist. Wood ist 75 Jahre alt, Richards, 78, Jagger 79.

Das Publikum zieht mit. Es braucht kaum von Jagger zum Mitsingen animiert zu werden; das macht es von ganz allein.

Selbst der Song „Ghost Town“, der 2020 erschien und in Deutschland zwar auf Platz 1 der Charts stand, aber wohl nie zu den Klassikern aufschließen wird, wird vom Publikum bestens aufgenommen.

Als die Rolling Stones 1965 in der Waldbühne ein recht kurzes Konzert gaben, endete dies damit, dass Fans Bänke zertrümmerten, Laternen umstürzten und S-Bahnen demolierten.
Als die Rolling Stones 1965 in der Waldbühne ein recht kurzes Konzert gaben, endete dies damit, dass Fans Bänke zertrümmerten, Laternen umstürzten und S-Bahnen demolierten.

© AFP/INA FASSBENDER

Auch als er schon vorbei ist, singen die Fans den Song noch weiter, bis Richards sie mit „Honky Tonk Woman" unterbricht. Das nächste Highlight. Es folgt Hit auf Hit.

Bemerkenswert: Mit „Fool to Cry" spielen sie einen Song, den sie sich auf der Tour für dieses letzte Konzert aufgespart haben. Und: Bei „Miss You" darf Bassist Darryl Jones das wohl längste Solo spielen, seit er für die Stones auf der Bohne steht. Und das tut er schon seit 1994.

Dann stellt Keith Richards das Riff von „Start Me Up" auf die Bühne. Da können andere Gitarrenvirtuosen noch so schnell übers Griffbrett solieren. „Soli vergehen, Riffs bleiben“, pflegt Richards zu sagen.

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Bei jedem Konzert singt Keith Richards in der Mitte zwei Songs, während Jagger eine Verschnaufpause macht. Häufig wird das auch von vielen Fans zu Unrecht als Gelegenheit zum Bierholen genutzt.

Doch diesmal werden dies die intimsten Momente des Abends. „It’s good to be here“, begrüßt Richards das Publikum, so wie er es fast bei jedem Konzert macht.

Dann freut sich das Publikum üblicherweise über das Lob für ihre Stadt, nur um von Richards sogleich ein relativierendes „But it’s good to be anywhere“ zu hören zu bekommen. So weit so routiniert.

Doch diesmal folgt ein: „It’s good to be here, especially in Berlin!“ Es seien schließlich schlimme Zeiten, fügt er an. „Wer weiß, was noch alles passiert.“

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Als nächstes spielt er das ruhige „You got the Silver“. Es müssen schon üble Zeiten sein, wenn der Lebenskünstler Keith Richards den Optimismus verliert. Aber nur kurz. Sein zweiter Song ist „Happy“. Der Titel ist Programm. Mit dem Kommentar „It’s good to be anywhere“, beendet Richards seinen Gesangsintermezzo.

Schwer wurde das Konzert auch an späterer Stelle noch einmal, als zu „Gimme Shelter“ Fotos von zerbombten Wohnhäusern aus der Ukraine auf den Leinwänden erscheinen. „It’s just a shot away.“

Mit den Zugaben „Sympathy for the Devil" und „Satisfaction" endet das Konzert und damit die aktuelle Tournee der Stones. Es könnte das letzte Konzert in Berlin gewesen sein. Vielleicht auch das letzte in Deutschland. Oder gar das letzte überhaupt? Es fühlt sich nicht so an.

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