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 Zur ersten Teilnahme Berlins am "Ride of Silence" hatte 2015 die Initiative "Clevere Städte" aufgerufen.

© Lukas Schulze/dpa

„Ride of Silence“ in Berlin: Tausende gedenken toter Radler

Gefahr auf Berlins Straßen: Die Teilnehmer der Fahrrad-Demonstration trauern um die vielen Radfahrer, die auf den Straßen verletzt wurden oder sogar starben.

Von Sandra Dassler

Die weiß angestrichenen Fahrräder wirken tatsächlich geisterhaft, doch das ist gewollt. Wie in vielen anderen Städten hat sie der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) auch in Berlin dort aufstellen lassen, wo Radler bei Verkehrsunfällen ihr Leben verloren. Sie erinnerten am Mittwochabend die Teilnehmer des „Ride of Silence“ daran, dass in Deutschland jährlich etwa 450 Radler tödlich verletzt werden – mehr als einer an jedem Tag.

An der Gedenkfahrt durch Mitte, Kreuzberg, Schöneberg und Friedrichshain nahmen mehr als tausend Menschen teil. Der ADFC hatte dazu aufgerufen, weiße Kleidung zu tragen und zu schweigen. Im Demonstrationsaufruf hieß es: „Bitte respektiert den traurigen Anlass: Soundsysteme, Alkohol oder Partystimmung sind während der Demonstration nicht angebracht.“

Ob auch auf der Bundesstraße 179 bei Klein Köris ein weißes Kreuz aufgestellt wurde, war am Mittwoch nicht zu erfahren. Wie berichtet, hatte dort ein 81-jähriger Autofahrer am Sonntagnachmittag vier Radler in voller Fahrt erfasst. Zeugen berichten von schrecklichen Bildern. Die Radfahrer – zwei Pärchen aus Berlin – seien einer nach dem anderen durch die Luft geschleudert worden. Alle vier wurden lebensgefährlich verletzt. Während eine 51-jährige Frau inzwischen verstarb, kämpfen die anderen drei noch um ihr Leben.

Es wurden keine Bremsspuren gefunden

Der 81-Jährige ist offenbar noch immer nicht vernehmungsfähig. Er soll nach Zeugenaussagen nicht einmal versucht haben, den Radlern auszuweichen, die in einer Reihe hintereinander gefahren seien. Auf der Bundesstraße, wo 100 Kilometer pro Stunde erlaubt sind, habe es außerdem keine Bremsspuren gegeben.

Ob der Senior die Radler nicht gesehen hat oder es andere Gründe gab, warum er nicht auswich, werde man möglicherweise erst nach einigen Wochen durch Gutachten erfahren, sagte eine Polizeisprecherin.

Der tragische Unfall hat wieder einmal die Diskussionen darüber entfacht, wie lange alte Menschen Auto fahren sollten. Auch die Forderung, sie zu einem Tauglichkeitstest zu verpflichten, wurde wieder laut. Solche Tests gebe es in vielen Ländern, monieren Kritiker. ADAC-Experten verweisen hingegen darauf, dass in diesen Ländern trotz der Tests anteilmäßig auch nicht weniger Unfälle durch Senioren verursacht werden.

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