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Statt an den Badesee, besser ins Schwimmbad: Dort gibt es eine Aufsicht, die im Notfall einschreiten kann.

© Emily Wabitsch/dpa

Rettungsschwimmer warnen: „Immer weniger Kinder können gut schwimmen“

Die Hitze hält an, also her mit der Abkühlung! Aber DLRG-Sprecher Michael Neiße rät, die Gefahren beim Baden in Seen nicht zu unterschätzen.

Am Wochenende sind in Deutschland vier Menschen beim Baden ertrunken, darunter zwei elfjährige Jungen. Wieso ist Schwimmen gerade für Kinder so gefährlich?

Für Kinder wird es gefährlich, wenn sie nicht schwimmen können und unbeaufsichtigt sind. Kleinkinder müssen permanent beaufsichtigt werden, und damit ist nicht gemeint, dass die Eltern am Strand sitzen und das Kind irgendwo spielt, sondern dass sie in Griffnähe sind. Für ältere Kinder kann ich empfehlen, lieber zu zweit oder zu dritt ins Schwimmbad zu gehen, als in einem natürlichen Gewässer zu baden, weil es in Schwimmbädern eine Aufsicht gibt und man sofort sieht, wenn etwas unter Wasser nicht in Ordnung ist. Diese Möglichkeit hat man in einem dunklen Gewässer nie.

Können Kinder heute schlechter schwimmen als früher?

Die DLRG hat 2017 eine Forsa-Umfrage in Auftrag gegeben, die zeigte, dass immer weniger Kinder gut schwimmen können. Einerseits, weil viele Kinder heute lieber vor dem Computer sitzen, als an der frischen Luft zu sein und schwimmen zu gehen. Und zum anderen, weil die Schwimmbadsituation in Deutschland angespannt ist. Dadurch fallen Wasserzeiten weg, in denen die Kinder schwimmen lernen könnten.

Helfen Badehilfen schlechten Schwimmern oder erhöhen sie eher die Gefahr?

Außerhalb des Schwimmkurses sind wir generell gegen Schwimmhilfen, denn sie bieten nur eine trügerische Sicherheit. Da braucht man nur einmal runterzurutschen. Oder auf offenen Gewässern wie der Nord- und Ostsee: Wenn da der Wind eingreift, wird man mit Badehilfe eher abgetrieben, als wenn man ohne schwimmen würde. Wir raten in jedem Fall ab, Nichtschwimmer mit Schwimmhilfe irgendwo allein baden gehen zu lassen.

Immer wieder ertrinken selbst erfahrene Schwimmer, wie kann man sich generell vor dem Ertrinken schützen?

Meistens reicht es aus, einfache Baderegeln zu beachten. Jugendliche wie auch erwachsene Schwimmer springen gerade bei diesem Wetter vom Rand in das kalte Wasser, ohne sich vorher abzukühlen, sie versuchen unter Alkoholeinfluss den See zu durchqueren oder überschätzen sich schlicht und denken, ich schaffe die Entfernung gut.

[In Berlin-Spandau liegt die Nichtschwimmer-Quote der Kinder so hoch wie in keinem anderen Bezirk. Die DLRG schlägt den Bau einer Traglufthalle über dem Freibad vor, um so mehr Schwimmflächen zu schaffen. Mehr hier konkret im Spandau-Newsletter. Den gibt es in voller Länge und kostenlos unter leute.tagesspiegel.de]

Wer längere Strecken schwimmen möchte, sollte lieber längs der Uferkante entlangschwimmen und nicht unbedingt versuchen, die Havel zu durchqueren, wo auch noch Schiffsverkehr unterwegs ist. Außerdem sollte man mit dem Gewässer vertraut sein: Der Schlachtensee zum Beispiel ist bekannt dafür, dass unter der Wasseroberfläche kalte Strömungen fließen. Wenn man sich da erschreckt oder gesundheitlich schwach ist, kann das auch mal zu einem Herzversagen führen.

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