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Bischof Markus Dröge kritisiert die Alternative für Deutschland.

© dpa/picture-alliance

Reminiscere in der Marienkirche: Berliner Bischof Dröge erinnert an verfolgte Christen weltweit

Mit einem Gottesdienst wurde am Sonntag in der Marienkirche verfolgten Christen in Krisenregionen gedacht. Weltweit würden Christen Unterdrückung und Verfolgung erleben, sagte der Bischof Markus Dröge. In seiner Predigt erinnerte der Bischof auch an den Völkermord an den Armeniern vor 100 Jahren.

Auf dem alten Schwarz-weiß-Foto kniet eine trauernde Frau irgendwo in der syrischen Wüste. Zu ihren Füßen liegt ein totes Kind. Neben ihr steht ein kleiner Junge, sichtlich geschockt. Ein Bild, das die Gottesdienstbesucher in der Marienkirche auf dem Alexanderplatz gestern in ihren Liedblättern fanden. Es zeigt eine Szene aus der Zeit des Völkermords an den Armeniern.

Evangelische Christen in ganz Deutschland feierten gestern Reminiscere, den zweiten Sonntag der Passionszeit. 2008 hatte die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland beschlossen, dass an diesem Sonntag speziell für Christen gebetet werden soll, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden. In der Marienkirche nahm aus diesem Anlass der evangelische Bischof Markus Dröge gemeinsam mit dem Erzbischof der armenisch-apostolischen Kirche, Karekin Bekdijan, am Gottesdienst teil. Die beiden Bischöfe erinnerten an den 100. Jahrestag des Völkermordes, den das Osmanische Reich während des ersten Weltkriegs an den armenischen und assyrischen Christen verübte. 1,5 Millionen Menschen kamen damals ums Leben. „Wir sehen uns in der Verantwortung, dass dieser Genozid nicht vergessen oder geleugnet wird“, sagte Dröge. Denn auch Deutsche seien daran beteiligt gewesen. „Für die europäischen Großmächte jener Zeit, und allen voran für das Deutsche Kaiserreich, waren die eigenen Interessen wichtiger als der Aufschrei für Menschen, die zu Millionen fliehen und ihr Leben lassen mussten.“

Dröge zog Parallelen zu den Terroristen des Islamischen Staats und beschuldigte sie des Völkermords an Christen und Jesiden. „Gespräche gelingen nicht mehr, Versöhnungsversuche scheitern, Hass wütet und Nächstenliebe wird vernichtet“, beklagte der evangelische Landesbischof in seiner Predigt. Weltweit erlebten Christen heute Unterdrückung und Verfolgung. Sie sehen, wie ihre Kirchen zerstört werden. „Wir sind Zeuge eines neuen, historischen Versuchs, christliches Leben auszulöschen“, beklagte Dröge. Der Bischof erinnerte an das Leiden Christi am Kreuz. „Das Zeichen des Kreuzes ist ein Zeichen dafür, dass Gottes Liebe allen Menschen gilt“, sagte Dröge. Der leidende Christus vereine das Leiden aller Menschen und trage es vor Gott.

Und das alte Schwarz-Weiß-Foto? Am Ende war es auch ein Zeichen der Hoffnung. Jedenfalls für Sona Eypper von der Armenisch-Orthodoxen Gemeinde, selbst Nachfahrin eines Genozid-Überlebenden. „Ein Kind ist tot – das steht für die vielen Opfer des Genozids“, sagte sie. „Ein Kind aber lebt – das steht für die vielen Armenier, die den Genozid überlebt haben, und heute überall in der Welt ihre Kultur lebendig halten.“

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