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Reiserückkehrer in Tegel können sich ab sofort auf Corona testen lassen. 

© Britta Pedersen/dpa

Update

Reiserückkehrer können sich auf das Virus testen lassen: Ruckeliger Start für Corona-Teststelle in Tegel

Nach verspätetem Start haben sich die ersten Reiserückkehrer am Flughafen Tegel auf Corona testen lassen. Gut informiert fühlten sich aber nicht alle.

Nach kleineren Anlaufschwierigkeiten haben sich am Mittwoch die ersten Reiserückkehrer aus Risikogebieten am Berliner Flughafen Tegel auf das Corona-Virus testen lassen. Der Start der Corona-Teststation der Charité am Terminal A wirkte chaotisch: Offiziell sollte die Station für Reiserückkehrende aus Risikoländern seit 8 Uhr am Morgen in Betrieb sein.

Am Mittwochvormittag war von einem geregelten Testbetrieb noch nichts zu sehen: Informationen für Reisende, wo sich die Teststelle befindet, fehlten. An der Teststelle selbst waren die Rollos heruntergelassen und die Türen waren für den Sichtschutz provisorisch mit blauer Folie abgedeckt. Einige Frewillige, die vor der Teststelle gewartet hatten, verließen den Ort kurz danach wieder verwirrt, so auch ein Reiserückkehrer aus Brasilien.

Einige Stunden mussten rund 20 Reisende aus der Türkei nach ihrer Landung warten, bis die Teststelle fertig aufgebaut war und öffnen konnte. Grund waren Probleme mit dem Netzwerk, sagte eine Sprecherin der Charité. Die Tests sind derzeit noch freiwillig. Wer jedoch kein negatives Ergebnis vorlegen kann, muss in eine zweiwöchige Quarantäne. Zahlen müssen die Passagiere nichts.

Gegen 12 Uhr hatte sich vor der Teststelle gegenüber des Gates A00 eine Schlange gebildet, in der die Abstandsregeln augenscheinlich nicht eingehalten wurden. „Ich bin am Samstagmorgen aus den USA nach Berlin zurückgeflogen und war in Tegel gelandet. Seitdem will ich Gewissheit, ob ich das Virus habe“, sagte eine Berliner Studentin, die vor der Teststelle wartete. 

Auf dem Rückflug nach Berlin habe die Crew Flugblätter an die Passagiere ausgeteilt mit dem Hinweis, sich bei den entsprechenden Behörden zu melden. Die Mitarbeiterin am Tegeler Infoschalter verwies die Rückkehrerin bei der Frage nach einem Coronatest am Samstag auf den Zoll, der ebenfalls von nichts wusste. „Da bin ich erstmal nach Hause gegangen.“

Reiserückkehrerin klagt über fehlende Informationen

Zurück zu Hause konnte die junge Frau das Gesundheitsamt in Mitte weder telefonisch noch per Mail erreichen. „Nur die Corona-Hotline des Bundes ging dran und von da bekam ich eine Telefonnummer, die auch nicht erreichbar war.“ Von der Teststelle in Tegel habe sie schließlich auf der Internetseite des Flughafens erfahren.

Sie habe allerdings nicht das Gefühl, dass es im Flughafen einen Ansprechpartner dafür gebe: Als sie sich nochmals beim Flughafen meldete, habe man ihr nicht weiterhelfen können. Sabine Deckwerth von der Betreibergesellschaft Flughafen Berlin Brandenburg betonte vor Ort, dass Passagiere verpflichtet seien, sich vor Reiseantritt über die jeweiligen Einreisebeschränkungen des Landes zu informieren.

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„Wir werden den Hinweis auf die Corona-Teststellen in Tegel auf den Monitoren im Flughafen ausspielen“, erklärte die Sprecherin. Zudem würden Mitarbeiter am Flughafen zu den gelandeten Maschinen gehen und fragen, wer von den Reiserückkehrenden sich testen lassen wolle. 

„Seit Mittwochmorgen bereiten die Zuständigen der Teststelle den Betrieb vor. Natürlich muss sich am ersten Tag der Testbetrieb erst einmal einspielen“, fügte Deckwerth hinzu.

Es dauerte ein wenig, bis die Teststelle in Betrieb genommen werden konnte. 
Es dauerte ein wenig, bis die Teststelle in Betrieb genommen werden konnte. 

© Reuters/Axel Schmidt

Ab nächster Woche sind die Tests verpflichtend

Am Freitag soll am Flughafen Schönefeld im Terminalbereich L eine weitere Teststelle öffnen. Zunächst war von Donnerstag die Rede gewesen. An beiden Standorten führen dann jeweils zwei Teams der Charité die Tests durch. „Nach einer Pilotphase soll das Angebot weiter ausgebaut werden“, hatte die Charité am Vortag mitgeteilt.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hatte die freiwilligen Tests für Rückkehrer aus Risikogebieten am vergangenen Donnerstag für diese Woche in Aussicht gestellt. Die Umsetzung liegt in der Verantwortung der Charité. Von kommender Woche an sollen die Tests dann verpflichtend sein. In Tegel betrifft das vor allem Flüge aus der Türkei, die in der Liste der Risikogebiete des Robert Koch-Instituts aufgeführt ist. In Schönefeld landen hauptsächlich Flugzeuge aus osteuropäischen Risikogebieten.

Innerhalb von 48 Stunden hat man das Testergebnis

Der Flughafenbetreiber rechnet damit, dass sich nur wenige Rückkehrer freiwillig testen lassen werden. Pro Tag kämen in Berlin an beiden Standorten rund 2000 Passagiere aus Risikogebieten an, sagte ein Sprecher. Eine bundesweite Verordnung sieht vor, dass sich die Passagiere verpflichtend testen lassen müssen. Diese soll in der kommenden Woche in Kraft treten.

Laut Charité sei für die Durchführung eines Tests eine Anmeldung vor Ort an der Teststelle erforderlich. „Die Übermittlung des Testergebnisses erfolgt innerhalb von 48 Stunden.“ Sollte der Test positiv ausfallen, würden die Betroffenen automatisch durch das zuständige Gesundheitsamt informiert.

„Das ist jetzt alles sehr akut und wird zügig bearbeitet“, sagte Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) im RBB-Inforadio mit Blick auf die Tests in Schönefeld. Sie erwarte, dass wenige Menschen positiv getestet werden. „Aber trotzdem ist das sehr sinnvoll, dass wir jetzt, wo wir in Deutschland bisher gut durch die Krise gekommen sind, uns jetzt nicht mehr viel Infektionsgeschehen hier ins Land holen.“

Vereinigung Passagier: „Einheitliches Vorgehen ist wichtig“

Die Vereinigung Passagier, eine Interessenvertretung für Reisende, kritisierte die undurchsichtige Handhabung der Einreisebeschränkungen: „Zurzeit gibt es keine europaweite Regelung, welches Land als Risikogebiet gilt“, sagte Lars Corsten, Vorsitzender der Vereinigung Passagier.

„Wer von Österreich nach Finnland fliegt, muss mit einer 14-tägigen Quarantäne rechnen. Aber wer stattdessen von Österreich nach Budapest fährt und von da den Flug nach Finnland nimmt, wird nicht kontrolliert.“ Ein einheitliches Vorgehen bei der Kontrolle der Einreisebeschränkungen sei wichtig, um auch weiterhin die Akzeptanz für die Maßnahmen in der Bevölkerung zu garantieren. (mit dpa)

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