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Win-win-Situation. Von gemeinsamen Ferien profitieren beide Seiten gleich viel. Oma, Opa und die Enkelkinder.

© Halfpoint/iStockphoto

Reisen mit Kindern: Mit den Großeltern in den Urlaub: Eine Erinnerung, die bleibt

Mit einer gemeinsamen Reise können Großeltern eine enge Bindung zum Nachwuchs ihrer Kinder aufbauen. Wie Familien sich vorbereiten können, damit daraus ein unvergessliches Erlebnis wird.

Die Vorfreude war groß. Zum allerersten Mal sollte die Siebenjährige mit ihrer Oma gemeinsam nach Italien fliegen – ohne Eltern. Mit vollgepackten Koffern, Reisepässen und Flugtickets standen sie am Check-in-Schalter am Flughafen, doch das Flugpersonal wollte sie trotzdem nicht mitnehmen. Grund war eine fehlende Einverständniserklärung der Sorgeberechtigten, die der Großmutter erlaubte, das Enkelkind mit ins Ausland zu nehmen. An eine schriftliche Vollmacht hatten weder Eltern noch Großeltern gedacht. Zu selbstverständlich war die Idee der Oma gewesen, das Kind mit auf Reisen zu nehmen. Verbringen sie doch auch sonst viel Zeit miteinander.

Ein Malheur, das besser nicht vorkommen sollte, wenn Großeltern alleine mit ihren Enkeln wegfahren möchten. Eine gute Vorbereitung ist daher sinnvoll.

Wenn die Kita drei Wochen am Stück zumacht, Eltern aber nur zwei Wochen Urlaub nehmen können, und schon gar nicht die gesamten sechswöchigen Sommerferien abdecken können, liegt es nahe, dass die Großeltern – häufig schon in Rente – für eine Zeit lang die Enkel betreuen. Im besten Fall mit den Kindern auf Reisen gehen.

Großeltern können den Enkelkindern vieles bieten, wovon die berufstätigen Eltern meist weniger mitbringen: Zeit. Außerdem jede Menge Geduld für endlose Brettspiele, lange Vorlesestunden oder Besuche im Vergnügungspark. Und auch die Großeltern profitieren: Die Bindung zu den Enkeln wird enger. Sie können ihr Wissen und ihre eigenen Interessen weitergeben. Beim Wattwandern über Einzeller philosophieren, Strandburgen mit Muscheln bauen oder bei Burgbesichtigungen mit historischem Faktenwissen beeindrucken. Und dabei stets auf neugierige Zuhörer stoßen.

Ein Abbruch der Reise kann traumatisierend sein

Doch damit der Urlaub zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle Beteiligten werden kann, sollte er möglichst gut vorbereitet sein, sagt Lieselotte Ahnert, Professorin für Entwicklungspsychologie an der Universität Wien. Und dabei geht es nicht nur darum, dass auch an alle wichtigen Dokumente, Vollmachten, Ausweise sowie das richtige Gepäck gedacht wird. Der viel schlimmere Faktor ist das Heimweh. Dass es zu einem Reiseabbruch aus Sehnsucht zu den Eltern kommt oder weil das Kind sich unwohl mit den Großeltern fühlt, sollte in jedem Fall vermieden werden, sagt Psychologin Ahnert: „Sonst bleibt dies als ewig schlechte Erinnerung hängen und könnte sogar traumatisierend sein.“

Damit eine Reise gelingt, sollten Großeltern und Enkelkinder schon vorher „eine enge Beziehung etabliert haben“; in regelmäßigem Kontakt stehen und auch schon ohne Eltern zusammen gewesen sein. „Wer sein Enkelkind nur einmal im Jahr sieht und dann beschließt, spontan mit dem Kind für eine Woche wegzufahren, um es besser kennenzulernen, kann sicher sein, dass das schiefgeht“, meint die Expertin für frühkindliche Bindungen. Zur Not müsse dem eben mit zusätzlichen Besuchen nachgeholfen werden, eine Trennungssituation kann auch mit einem Übernachtungswochenende vorher geübt werden.

Heimweh entsteht auch durch Langeweile. „Die Großeltern sollten vorher mit den Enkeln Pläne schmieden, was sie gemeinsam unternehmen können.“ Sich über kindgerechte Ausflugsziele informieren. Gibt es etwa ein Schloss zu besichtigen? Einen Berg zum Besteigen oder kann man am Hafen eine Bootstour buchen? Denn ist der Urlaub spannend und interessant, lebt sich das Kind schnell in der neuen Umgebung ein.

Doch ab welchem Alter ist es eine gute Idee, das Kind alleine Oma und Opa mitzugeben? Schon ab ein, zwei oder drei Jahren?

Die Großeltern sollten sich richtig einschätzen

Dies sei individuell zu entscheiden, sagt Ahnert. Abgesehen von der Bindung zwischen Enkelkind und Großeltern spiele die Persönlichkeit des Kindes dabei eine wichtige Rolle. Ist das Kind ängstlich oder introvertiert, müssten Eltern genauer abwägen, wie viel Trennung sie ihrem Kind zutrauen. Ist es neugierig und kontaktfreudig, machen sie sich vermutlich ohnehin weniger Gedanken.

„Was die Urlaubslänge betrifft, sollten es die Großeltern auch nicht übertreiben“, rät Lieselotte Ahnert. Ein kleines Kind im Alter von ein oder zwei Jahren sollte möglichst nicht länger als eine Woche von den Eltern getrennt sein. Denn sie sind die primären Bezugspersonen. Grundschulkinder könnten auch mal zwei Wochen bei Oma und Opa verbringen oder mit ihnen wegfahren.

Allerdings sollten auch die Großeltern richtig einschätzen, was sie sich zumuten können. Ist man zu zweit, ist es leichter. Ein Kleinkind, das noch nicht sprechen kann, gewickelt werden muss und manchmal noch getragen, kostet Kraft und Nerven. Das schaffen manche Großeltern nicht mehr ganz so gut. Auch wenn ein Kind krank wird, sollten die Eltern es lieber abholen. Eine Sommergrippe wird am besten zu Hause im eigenen Bett und in der Nähe der engsten Bezugspersonen auskuriert. Einen anderen triftigen Grund, das Kind vorzeitig abzuholen, gibt es allerdings nicht.

Zum Schmerz mancher Eltern. Denn nicht nur Kinder haben Trennungsschmerzen. Auch die Eltern vermissen den Nachwuchs, machen sich Sorgen, misstrauen vielleicht sogar den eigenen Eltern oder Schwiegereltern. Ist das Kind gut aufgehoben? Passen die Großeltern gut auf? Oder isst es den ganzen Tag vielleicht nur Süßigkeiten und wird mit Fernsehen ruhiggestellt?

Missgeschicke sollten angesprochen werden

„Die Großeltern nehmen eine wichtige Vermittlerrolle ein“, sagt Ahnert. Dabei hilft es, am Ende des Tages zu telefonieren, den Eltern von dem Erlebten zu erzählen und ihnen zu zeigen, dass das Kind glücklich sei. „Ist die Mutter skeptisch, kann der Hörer ruhig mal an das Kind weitergereicht werden.“ So kann die Mutter sich selbst überzeugen: Dem Kind geht es gut. Ansonsten sollte der telefonische Kontakt zu den Eltern nach „kindlichem Bedarf“ gesteuert werden. „Ein tägliches Telefonat muss nicht inszeniert werden, wenn das Kind nicht danach verlangt“.

Der Urlaubsverlauf hängt davon ab, wie das Kind die neuen Eindrücke verarbeitet. Besonders, wenn viel Programm auf dem Tagesplan stand. Ist das Kind von der Rutsche gefallen oder hat es beim Achterbahnfahren Angst bekommen? „Solche Missgeschicke gehören dazu, sollten am Abend aber ruhig noch mal angesprochen werden, um zu sehen, wie das Kind damit umgeht“.

Für den Vorfall am Flughafen gab es dann doch eine ganz unkomplizierte Lösung. Dank einer kurzen WhatsApp konnte die Vollmacht doch noch vorgezeigt werden – dem Reisevergnügen stand also nichts mehr entgegen.

Tipps für Großeltern:

Wohin mit dem Enkel in den Ferien? Und was tun gegen Langeweile? Auf dem Ratgeberportal grosseltern.de finden sich zahlreiche Tipps für Ferienziele, Ausflüge, außerdem jede Menge Ideen für die Beschäftigung unterwegs, für lange Autofahrten zum Beispiel. Ebenso Spiele für den Strand, für drinnen und draußen sowie Basteltipps. Auf dem Portal gibt es außerdem diverse Checklisten zum Ausdrucken: Was muss alles in den Koffer? In die Reiseapotheke? Auch finden sich Formulare für Vollmachten, die es den Großeltern beispielsweise erlauben, ihre Enkelkinder mit über die Grenze zu nehmen oder bei einem Arztbesuch Anweisungen zu erteilen.

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