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Die Party ist vorbei. Vielleicht für immer?

© picture alliance/dpa

„Reicht nicht mal für eine Monatsmiete“: Darum gingen manche Berliner Clubs bei den Corona-Hilfen fast leer aus

Berliner Clubs, die private Kredite nahmen, bekamen weniger Soforthilfen. Die Betreiber sind frustriert - am Mittwoch wollen wieder Tausende demonstrieren.

Partystimmung herrscht derzeit wohl nirgends – am wenigsten dort, wo man normalerweise von ihr lebt. Die Veranstaltungsbranche fürchtet wegen der Corona-Pandemie um ihre Existenz und hat deshalb erneut zu einer Großdemonstration in Berlin aufgerufen.

Unter dem Motto „Alarmstufe Rot“ wollen Mitglieder der Branche am 28. Oktober erneut für mehr Unterstützung aus der Politik demonstrieren – bereits am 9. September waren Tausende unter demselben Motto durchs Regierungsviertel gezogen.

Ein Lkw- und Pkw-Demonstrationszug, der um 10 Uhr am Olympischen Platz startet, soll am Alexanderplatz mit einem Fußmarsch zusammenkommen – zur symbolischen Uhrzeit fünf nach zwölf. Gemeinsam wollen dann alle Teilnehmer zum Brandenburger Tor ziehen, wo um 14.30 Uhr eine Kundgebung geplant ist. Die Veranstalter fordern unter anderem ein finanzielles Überbrückungsprogramm sowie eine Anpassung von Kreditprogrammen, um Unternehmer zu entlasten.

Immerhin können sich einige Berliner Clubbetreiber bereits über Corona-Soforthilfen freuen. Nachdem die Kulturverwaltung zunächst mauerte, wie sie die 30 Million Euro verteilte, hat der clubpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Georg Kössler, eine parlamentarische Anfrage gestellt. Es zeigt sich, dass die Clubs im Soforthilfe-Programm IV sehr unterschiedlich bedacht wurden.

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So unterstützt das Land das Tempodrom und The Pearl mit je einer halben Million Euro. Das KitKat bekam mehr als 160 000 Euro, SchwuZ und der Club Else mehr als 110 000 Euro. Vergleichsweise wenig bekamen dagegen die beiden größeren Clubs Watergate (25 000 Euro) und About blank (23.795 Euro).

"Dann hätten wir nicht betteln gehen müssen"

Die beiden Clubs müssen sich offenbar mit weniger zufriedengeben, weil sie Spenden gesammelt und vorab Kredite aufgenommen haben. „Das ist ein bisschen frustrierend – da hätten wir nicht betteln gehen müssen“, sagt Ulrich Wombacher, Mitgründer des Watergate. Mehr als 100.000 Euro sei von Fans gekommen, dazu hat er einen Kredit aufgenommen. Bei der Liquiditätsprüfung habe sein Betrieb deshalb gut abgeschnitten – doch die Realität sei „grauenhaft“. Anders als die Soforthilfen muss er den Kredit zurückzahlen. Und die 25 000 Euro Soforthilfe reichen im Watergate nicht einmal für eine Monatsmiete, die Wombacher zufolge bei fast 40.000 Euro liegt.

Die Sperrstunde ist in Berlin unbeliebt.
Die Sperrstunde ist in Berlin unbeliebt.

© imago images/Gerhard Leber

Man kämpfe „von Monat zu Monat“, sagt Wombacher, der für rund 20 Festangestellte verantwortlich ist. Er fürchtet, dass sein Club bald nicht mehr liquide ist. Das Kurzarbeitergeld habe er mehrfach für Monate vorstrecken müssen, die Reserven seien erschöpft. Umstellung auf Barbetrieb lohne sich nicht – erst recht nicht seit Einführung der Sperrstunde. Die ärgert Wombacher, suggeriere sie doch, dass Clubs und Bars das Virus verbreiten. „Die Szene wird von der Politik als Schmuddelkind stigmatisiert.“

Kritik an den Vergaben übt auch Grünen-Politiker Kössler: Es würden viel zu wenige Clubs unterstützt und die Bearbeitungszeiten dauerten zu lang. „Wenn wir wollen, dass die Raver noch länger Pause machen, muss gesichert sein, dass die Clubs nach der Pandemie alle noch da sind.“

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