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Der ehemalige Berliner Polizeipräsident Klaus Kandt ist nicht zufrieden mit der Art seines Rauswurfs.

© picture alliance / Britta Peders

Kritik an Ex-Polizeipräsident in Berlin: „Klaus Kandt redet sich die Welt schön“

Der Ex-Polizeipräsident beschwerte sich in einem "Bild"-Podacast über die grobe Abfuhr durch den Innensenator Geisel. Nun gibt es die ersten Reaktionen auf seine Kritik.

In der Berliner Polizei war es das Gesprächsthema des Tages: Das Interview von Klaus Kandt mit dem „Bild“-Podcast „Sicherheit für die Ohren“ über seine Zeit als Polizeipräsident und seine Entlassung im Februar. Die Senatsinnenverwaltung gab sich gelassen, ein Disziplinarverfahren gegen Kandt, für den auch als pensionierter Beamter die sogenannte Wohlverhaltenspflicht gilt, soll es dem Vernehmen nach nicht geben.

Kandt hatte Innensenator Andreas Geisel (SPD) vorgeworfen, sich bei der Entlassung in den einstweiligen Ruhestand „schäbig“ verhalten zu haben. Ihm sei trotz Nachfragen die Chance genommen worden, sich auf eine Stelle im Bundesinnenministerium zu bewerben. Kurz vor der Entlassung habe er trotz Krankheit einen Termin für EU-Abgeordnete wahrnehmen müssen. „Ein Gefühl, als wenn man einen alten Putzlappen nimmt, ihn noch mal richtig dreckig macht, bevor man ihn wegwirft. Also richtig ausgebeutet, bis aufs Letzte. Das fand ich einfach unanständig und schäbig“, sagte Kandt.

Geisel hatte die Entlassung Kandts auch mit dem Terroranschlag am Breitscheidplatz vom 19. Dezember 2016 begründet und erklärt, dass Kandt nicht für die Erneuerung der Polizei stehe. Kandt erklärte dazu nun, trotz aller Fehler hätte der Anschlag nicht verhindert werden können.

"Ein alter Putzlappen war er nicht"

Der SPD-Innenpolitiker Tom Schreiber sagte: „Man kommt aus dem Lachen nicht mehr raus, wie Klaus Kandt sich die Welt schönredet.“ Kandt habe gemeinsam mit der damaligen Polizeivizepräsidentin und heutigen Generalstaatsanwältin Margarete Koppers die misslungene Polizeistrukturreform zu verantworten. „Bei der B-Besoldung so zu jammern, ist ein Ausdruck von klassischer Unreflektiertheit“, sagte Schreiber. Er spielte damit Kandts früheren Monatssold in Höhe von 9137 Euro an – und sein entsprechend hohes Ruhegehalt.

Daniel Kretzschmer vom Bund Deutscher Kriminalbeamter sagte: „Wir waren nicht immer einer Meinung, aber ein alter Putzlappen war er nicht.“ Der Berufsverband „Unabhängige“ erklärte: „Fehlende Selbstkritik und mangelnde Fehlerkultur prägen Klaus Kandt scheinbar auch nach seiner Zeit als Leiter der Polizei.“ Einfache Polizeibeamte reagierten empört: Kandt habe die Behörde an die Wand gefahren, er sei verantwortlich für die Affäre um giftige Schießstände. Kandt habe einfache Beamte wie Putzlappen behandelt, etwa bei Zwangspensionierung von im Dienst erkrankten Kollegen. Gegen Kandt liegen Strafanzeigen wegen versuchten Prozessbetrugs und falscher Verdächtigung vor. Andere verteidigten ihn: Er habe das beste aus dem gemacht, was die Politik ihm mit den zur Verfügung stehenden Mittel ermöglicht habe.

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