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Polizisten, LKA-Ermittler und ein Staatsanwalt rückten in Alt-Buckow an.

© imago images/Olaf Wagner

Update

Razzia in Berlin-Neukölln: Polizei durchsucht Clan-Villa wegen gestohlenem Kühlschrank

Die Polizei hat die Villa des Remmo-Clans in Neukölln und andere Objekte durchsucht. Zwei Personen wurden vorübergehend festgenommen.

Die Berliner Polizei hat am Donnerstagmorgen die Villa des berüchtigten Remmo-Clans in Neukölln und andere Objekte durchsucht. Schwer bewaffnete und behelmte Polizisten, Ermittler des Landeskriminalamtes und ein Staatsanwalt rückten um 6 Uhr vor der Villa in Alt-Buckow an.

Die Beamten durchsuchten die Villa, ein 31-jähriger Mann und eine 21-jährige Frau wurden wegen Widerstands gegen die Polizei festgenommen. Sie wurden erkennungsdienstlich behandelt und wieder entlassen. Bei dem Festgenommenen handelt es sich um einen Sohn von Clanboss Issa Remmo. Auch das Oberhaupt der arabischstämmigen Großfamilie war nach Tagesspiegel-Informationen bei dem Einsatz anwesend.

Nach Tagesspiegel-Informationen geht es bei den Ermittlungen um den Diebstahl eines hochwertigen Kühlschranks. Insgesamt sind drei Männer im Alter von 21, 27 und 31 Jahren beschuldigt. Neben dem Remmo-Sohn werden auch die anderen beiden Männer dem Clanmilieu zugerechnet. Durchsucht wurden zwei Objekte in Neukölln, zwei in Mariendorf und eines in Charlottenburg-Wilmersdorf.

Die Polizei fand den gestohlenen Kühlschrank nicht. Insgesamt lagen fünf Durchsuchungsbeschlüsse für die Villa, Wohnungen und Geschäftsräume vor, wie die Polizei mitteilte.

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Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) teilte mit: „Es ist wichtig, dass der Rechtsstaat immer wieder Grenzen aufzeigt und entschieden gegen kriminelle Clanstrukturen vorgeht, damit nicht weiter der Eindruck entsteht, man könne unsere Gesetze missachten und schwerste Straftaten begehen, ohne dass man dafür zur Rechenschaft gezogen wird. Es ist kein Zufall, dass man bei diversen Fällen immer wieder auf bekannte Tatverdächtige stößt, die mehrfach bewiesen haben, dass sie die rechtsstaatlichen Regeln missachten.“

Mitglieder der Großfamilie fallen immer wieder mit Straftaten auf

Mitglieder einzelner Zweige der rund 1000 Menschen umfassenden Großfamilie fallen immer wieder mit schweren Straftaten auf. Prominente Beispiele sind etwa der Diebstahl der Goldmünze „Big Maple Leaf“ aus dem Berliner Bode-Museum 2017 oder Bankeinbrüche.

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Derzeit stehen mehrere Clanmänner aus der Großfamilie in Dresden vor Gericht, sie sind wegen des Diebstahls des Sachsen-Geschmeides aus dem Grünen Gewölbe angeklagt.

Erst im vergangenen Jahr hatte die Polizei die Clan-Villa durchsucht. Der Bezirk liegt mit den Remmos in Streit und hat den Mietvertrag mit der Großfamilie gekündigt. Die wehrt sich vor Gericht dagegen, ein Urteil zur Räumungsklage des Bezirks steht noch aus. Die Staatsanwaltschaft hatte die Villa 2018 beschlagnahmt.

Verzögerungen im Prozess um Monate

Im Prozess um die beschlagnahmte Villa kommt es zu Verzögerungen. Die Vernehmung weiterer Zeugen vor dem Amtsgericht Neukölln wird voraussichtlich erst im Februar 2023 erfolgen, wie ein Sprecher am Donnerstag mitteilte. Ursprünglich sollte der Prozess am 13. September fortgesetzt werden.

Nachdem die Familie die Villa nicht wie gefordert bis Ende Oktober 2021 freiwillig geräumt hatte, zog der Bezirk vor Gericht. Vergleichsverhandlungen hatten beide Seiten für gescheitert erklärt. Haus und Grundstück gehören dem Land Berlin, der Bezirk Neukölln ist als Kommune dafür zuständig.

Es geht um 77 Immobilien im Wert von neun Millionen Euro

Insgesamt geht es um 77 Immobilien im Wert von rund neun Millionen Euro. Die Gerichte segneten das Vorgehen ab, weil die Immobilien mit Beutegeld aus Straftaten gekauft worden sein sollen.

Schließlich gingen die Immobilien in das Eigentum das Landes Berlin über, der Bezirk bekam die Villa und wurde Vermieter.

2021 kündigte der Bezirk den Mietvertrag dann – weil das Vertrauensverhältnis gestört sei. Das Bezirksamt wirft der Familie vor, einen gefälschten Mietvertrag vorgelegt zu haben, in dem auch die Nutzung des Gartens erlaubt sei. Die Familie bestreitet die Vorwürfe und verweist auf Absprachen mit einem Verwalter, der für die Immobilie tätig gewesen sei. (mit dpa)

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