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Rainer G. Rümmler: Der Architekt des Untergrunds

Wie Berlin zu seinen buntesten U-Bahnhöfen kam: der Architekt Rainer G. Rümmler.

Er hat sich viel dabei gedacht. Täglich fahren mehrere hunderttausend Menschen an seinen Werken vorbei – und denken sich dabei nicht viel. Dabei könnten sie tief im Untergrund sitzend sofort wissen, wie es an der Oberfläche aussieht, ohne bei einer U-Bahn-Fahrt den Zug zu verlassen. So ungefähr wenigstens. Dies war das Ziel von Rainer G. Rümmler, der am 16. Mai im Alter von 74 Jahren starb.

Viele der 170 U-Bahnhöfe der BVG sind keine reinen Zweckbauten. In ihnen steckt mehr. Zumindest hat der Architekt Rainer Gerhard Rümmler meist versucht, mehr aus den Stationen zu machen. Von 1966 bis 1996 hat er die meisten der in diesen 30 Jahren neu gebauten U-Bahnhöfe gestaltet. Und in dieser Zeit wurde viel gebaut – vor allem an den Linien U 6, U 7, U 8 und U 9. Rümmler leitete viele Jahre die Entwurfsabteilung der Senatsbauverwaltung. Und unter deren Regie entstanden auch die neuen U-Bahnhöfe. Zunächst setzte er die Arbeit seiner Vorgänger fast nahtlos fort. Zweckbauten waren die neuen Stationen bei den Verlängerungen der Linien U 6 nach Alt-Mariendorf oder der U 7 bis Rudow. Bei der Verlängerung der U 7 Richtung Spandau setzte sich Rümmler dann aber ein eigenes Denkmal.

Nun wollte er mit Farben und Formen einen Bezug zum Namen der jeweiligen Station oder gar zur Oberfläche herstellen. Unterschieden sich die von Alfred Grenander bis zum Anfang der 30er Jahre entworfenen Stationen zum Schluss fast nur noch durch die unterschiedlichen Farben, werden Rümmlers Bahnhöfe auf der U 7, aber auch bei der verlängerten U 8 von der Osloer Straße bis Wittenau, zu Einzelkunstwerken.

Im Bahnhof Eisenacher Straße der U 7 symbolisieren grüne Platten an den Wänden die Wälder Thüringens. Am Bayerischen Platz dominiert das Weiß-Blau Bayerns, an der Berliner Straße sind es die weiß-roten Flaggenfarben Berlins. Und auch zum Fehrbelliner Platz scheint Rümmler nur auf den ersten Blick nichts eingefallen zu sein. Die Bonbonfarben an den Bahnsteigwänden der U 7 entsprechen zwar einfach nur dem Zeitgeist, doch die vielen gerundeten Formen bei der Ausstattung beziehen sich auf die fast im Rund angelegten Gebäude rings um den Fehrbelliner Platz. Man muss es eben nur wissen.

Ganz einfach machte es Rümmler am Bahnhof Paulsternstraße. Auf dunklem Blau, das für den Nachthimmel steht, prangen symbolisierte Gras-, Blumen- und Sonnenmuster. Den Bahnhof Zitadelle hat Rümmler im mittelalterlichen Stil mit Klinkern gestaltet, und in der Station Altstadt Spandau verkörpern die Blechverkleidungen der Stützen das Gewölbe der darüber liegenden Nikolaikirche.

Rümmlers Stil sei „nicht jedermanns Sache“, befand der damalige Bausenator Wolfgang Nagel. Der Architekt aber, der unter anderem auch die Feuerwachen in Kladow und Wannsee, den Neubau des Landgerichts am Tegeler Weg sowie die Raststätte Dreilinden entworfen hat, stand zu seinem Werk. Bis zuletzt.

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