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Der beteiligte Lkw steht an der Unfallstelle an der Grenze zwischen Friedrichshain und Prenzlauer Berg. 

© Dominik Totaro

Update

Radfahrerin stirbt bei Lkw-Unfall in Berlin: „Wie kann es sein, dass drei Menschen an derselben Kreuzung getötet wurden?“

Am Volkspark Friedrichshain ist eine 58-Jährige bei einem Unfall mit einem Lkw gestorben. Aktivisten klagen den Senat an und rufen zur Mahnwache auf.

An der Stadtteilgrenze zwischen Friedrichshain und Prenzlauer Berg hat sich am Dienstagvormittag ein tödlicher Verkehrsunfall ereignet. Wie die Polizei mitteilte, kam dabei eine 58-jährige Radfahrerin ums Leben. Beteiligt war ferner ein Lkw, dessen Fahrer nach Polizeiangaben 52 Jahre alt ist. 

Der Unfall geschah gegen 9.50 Uhr an der Kreuzung Am Friedrichshain, Ecke Friedensstraße. Zum Hergang teilte die Polizei mit, dass beide Beteiligten in Richtung Greifswalder Straße unterwegs waren und die Frau nach einem Sturz von dem Lkw überrollt wurde. Wie genau es zu dem Sturz kam, war zunächst unklar.

Reanimierungsversuche der Polizei und der hinzugerufenen Feuerwehr blieben erfolglos. Gegen 10.35 Uhr wurde laut Polizei der Tod der Person festgestellt.

Der Lkw-Fahrer sowie zwei Zeugen, die den Unfall beobachtet hatten, kamen mit einem Schock ins Krankenhaus. Der Kreuzungsbereich war noch Stunden nach dem Unfall gesperrt. Die Polizei war dort mit einer Drohne zur Vermessung der Unfallstelle im Einsatz. Auch ein Gutachter sowie Spezialkräfte, die den Fahrtenschreiber auslesen konnten, waren vor Ort. Gegen 15 Uhr wurde die Straße wieder freigegeben.

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Schon zehn Radfahrende 2021 auf Berlins Straßen getötet

Im Berliner Straßenverkehr kommen regelmäßig Radfahrende ums Leben. Nach Angaben des Vereins Changing Cities war die 58-Jährige bereits das zehnte Opfer, das in diesem Jahr beim Radfahren zu Tode kam. An dieser einen Kreuzung starben 2021 demnach schon drei Menschen: Am 28. Mai wurde eine Radfahrerin von einem Betonmischer überrollt, am 19. Oktober fuhr ein Motorradfahrer einen Fußgänger an, der eine Straßenbahn erreichen wollte, und tötete ihn.

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Dem Verein zufolge resultierten die Todesfälle auch aus "der mangelhaften Infrastruktur des Knotens Am Friedrichshain / Friedenstraße / Greifswalder Straße / Prenzlauer Berg", wie es in einer Mitteilung vom Dienstag hieß. "Wir von Changing Cities stehen diesem sinnlosen Sterben fassungslos gegenüber."

Ein Verkehrsknoten mit 21 sich kreuzenden Autospuren

Der Verkehrsknoten bestehe aus insgesamt 21 sich kreuzenden Autospuren und verfüge über "keine geschützte Infrastruktur für ungeschützte Verkehrsteilnehmende", hieß es weiter. "Radfahrende haben nur aufgemalte Streifen, die sie von den schnellen abbiegenden Autos separieren sollen, anstatt sie zu schützen, und das nicht mal überall." Dabei gebe es "ausreichend Platz" für geschützte Radstreifen und eine sichere Kreuzungsgestaltung.

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Der Verein griff den rot-rot-grünen Senat direkt an: Er habe auf die Vorgaben zur Verkehrssicherheit im von ihm selbst beschlossenen Mobilitätsgesetz "gepfiffen", teilte Changing Cities mit. "Es hat keinerlei Konsequenzen, wenn Menschen auf der Straße getötet werden, so auch hier nicht." Die Kreuzung sei nach den vorherigen Unfällen nicht umgebaut oder durch andere Maßnahmen sicherer gemacht worden - und stehe auch nicht auf der Senatsliste von Kreuzungen, die jedes Jahr nach dem Mobilitätsgesetz sicherer gemacht werden sollten.

"Frau Jarasch, räumen Sie mit dieser Ignoranz auf"

"Man macht einfach weiter wie bisher", kritisierte Kerstin Leutloff von Changing Cities die Verwaltung - und wandte sich an die künftige Ressortchefin Bettina Jarasch (Grüne). "Frau Jarasch, als neue Verkehrssenatorin für Berlin haben Sie die Chance, mit dieser fortgesetzten Ignoranz aufzuräumen. Wie kann es sein, dass drei Menschen an derselben Kreuzung getötet wurden, ohne das hier eine sofortige Sperrung, Überprüfung der Lage und ein unverzüglicher Umbau stattfindet?"

Der Senat und die Bezirke würden auch drei Jahre nach Inkrafttreten des Mobilitätsgesetzes ihrer Verantwortung nicht gerecht, urteilte Changing Cities. Den Tod der 58-jährigen Radfahrerin nimmt der Verein zum Anlass für eine weitere Mahnwache. An diesem Mittwoch, 8. Dezember, wollen die Aktivisten ab 17.30 Uhr an der Straße Am Friedrichshain, Ecke Friedenstraße des Unfallopfers gedenken und für sichere Straßen demonstrieren. (Tsp)

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hatten wir das Alter des Unfallopfers mit 56 Jahren angegeben. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.

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