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So sieht das oft aus in Berlin. Ein Bild aus Steglitz.

© Jörn Hasselmann

Radfahren in Berlin: Zwischen Wurzeln und drängelnden SUVs

Autos haben immer Vorfahrt: Vier Schüler berichten über ihren Weg zur Schule auf dem Rad.

Viele Wege sind zu eng und zu kaputt

Ich bin früher jeden Tag mit dem Fahrrad zur Schule hin und zurück gefahren. Auf meinem Schulweg musste ich durch die Bergmannstraße in Kreuzberg fahren, die morgens immer ziemlich überfüllt ist, weil die ganzen Lieferwagen in der zweiten Spur stehen. Dadurch muss man als Fahrradfahrer mitten auf der Straße fahren, was sehr gefährlich ist, weil die Autofahrer keine Rücksicht auf dich nehmen und dir keine Vorfahrt lassen. Als Radfahrer ist es aber nicht möglich, auf den Radweg zu wechseln, weil es dort keinen gibt und es so schon viel zu eng ist. Wenn man aber über die Kreuzung am Mehringdamm rüber ist, gibt es einen langen Radweg bis zur Schule, der auch gut zu befahren ist.

Ein weiteres Problem für die Radfahrer sind Baustellen. Wenn man mit dem Fahrrad den Tempelhofer Damm/Mehringdamm hinunterfährt, dann stößt man auf eine große Baustelle. Durch diese Baustelle ist eine komplette Spur gesperrt und man muss sich als Radfahrer eine viel zu enge Spur mit den Autofahrern, die viel zu rücksichtslos sind, teilen und hat keinen sicheren Abstand mehr zu den Autos. Wenn die Autofahrer zu unvorsichtig fahren kommt es oft zu Unfällen, bei denen meistens die Radfahrer wegen den Autofahrern ums Leben kommen. Um die Autofahrer zu sensibilisieren, wurden auch schon elektrische Tafeln aufgehengt auf denen steht wie viel Radfahrer durch Autofahrer ums Leben gekommen sind. Ich bin dort einmal vorbeigefahren und habe gesehen, wie auf der Tafel "dieses Jahr schon sieben Tote" stand. Das kann nicht sein und sollte den Autofahrern klarmachen, dass sie vorsichtiger fahren müssen.

Es ist traurig, wie viele Jüngere gerne Radfahren möchten, es aber ihnen als zu gefährlich und unsicher erscheint. Radfahren bringt volkswirtschaftlich so viel, es entlastet die Straßen, die Luft, fördert die allgemeine Gesundheit, entlastet damit die Krankenkassen.

schreibt NutzerIn Rotfahrer

Einige Radwege sind auch zu eng, verdreckt und kaputt, sodass man nur schwer darauf fahren kann. Auf diesen Wegen muss man sich beim Fahren immer sehr konzentrieren nicht zu stürzen. Dazu kommt noch, dass diese Wege sehr kurvig verlaufen und man immer sehr langsam fahren muss, damit man die Kurven bei dem kaputten Boden noch gut fahren kann. In meinem Kiez gibt es auch viele Straßen mit Kopfsteinpflaster, die auch sehr schnell nervig beim Fahren werden können.

Ich hatte in der Grundschule Mitschüler, die dadurch keine Lust mehr aufs Fahrradfahren hatten und lieber zu Fuß zur Schule gegangen sind, was sehr schade ist. Heute benutze ich das Fahrrad auch nicht mehr für den Schulweg und gehe lieber zu Fuß zur U-Bahn-Station. In meiner jetzigen Klasse benutzt auch keiner das Fahrrad am Morgen für den Schulweg. Vielleicht liegt es ja daran, dass es den meisten Menschen zu gefährlich ist.

Ich muss aber auch sagen, dass es in Kreuzberg Wege gibt, die durchaus gut zu befahren sind und auf denen man auch noch Spaß am Fahrradfahren haben kann, wie zum Beispiel die Radwege auf der Gneisenaustraße. Dort ist der Radweg breit genug und er liegt neben der Straße und es kann kein Auto in die Quere kommen.

Insgesamt kann man sagen, dass das Radfahren in Kreuzberg noch besser klappt als in manch anderen Bezirken. Jedoch gibt es manchmal schon etwas Probleme. Wenn die Autofahrer etwas mehr Rücksicht auf die Radfahrer nehmen und die Radwege etwas besser würden, dann wären die Probleme aber auch schon behoben.  

Marc Enke, 14 Jahre, Kreuzberg

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Seite 2: Die Angst davor, überfahren zu werden

Von meinen Mitschülern fahren nicht viele mit dem Fahrrad

Ich fahre sehr viel mit dem Fahrrad. Egal welches Wetter ist.  Ich fahre nämlich zur Schule und zum Fußballtraining mit dem Fahrrad. Meine Schule ist in Schmargendorf. Hier gibt es Fahrradwege mit unterschiedlicher Qualität. Einige sind gut befahrbar, aber leider sind auch einige Radwege schlecht. Zum Beispiel der in der Cunostraße. Zum Glück wurde der Radweg auf einer Seite repariert und es gibt keine Schwierigkeiten mehr. Allerdings ist der Weg auf der anderen Seite nicht ausgebessert worden. Bei einigen Straßen gibt es nicht einmal Radwege. Deswegen muss man auf der Straße fahren. Dort wird man dauernd angehupt und manchmal sogar beschimpft. Auch nicht zu unterschätzen sind die Ausfahrten. Es gibt viele in der Forckenbeckstraße. Oft fahren die LKW's schnell aus den Ausfahrten und man kann nur sehr knapp bremsen. So können viele Unfälle entstehen. Von meinen Mitschülern fahren nicht viele mit dem Fahrrad. Man könnte mehr Menschen zum Fahrradfahren bewegen, wenn es bessere Radwege geben würde und die Autofahrer entspannter wären.

Der Weg zum Training ist noch schlimmer. Mein Fußballverein Hertha 03 ist in Zehlendorf. Man muss einen Großteil des Weges auf der Straße fahren. Der Radweg neben der Argentinischen Allee lässt aber einiges zu wünschen übrig. Es gibt viele Schlaglöcher. Auf dem Weg zum Training werde ich auch oft angehupt. Außerdem sind die Radwege sehr eng oder Radwege sind auf der Straße und wurden nur durch Linien gekennzeichnet, was auch gefährlich ist. Von meinem Team fahren einige im Winter kein Fahrrad, weil es zu glatt ist, wenn ausnahmsweise mal Schnee fällt. Man sollte den Schnee schneller wegräumen lassen, damit  die, die im Sommer Fahrrad fahren, sich auch im Winter aufs Rad schwingen.

Container auf dem Radweg. Eine Baustelle blockiert die Fahrradspur in der Greifswalder Straße.
Container auf dem Radweg. Eine Baustelle blockiert die Fahrradspur in der Greifswalder Straße.

© Björn Seeling

In meinem Bezirk Friedenau ist aber alles in Ordnung. Zwar gibt es fast keine Fahrradwege, aber es ist, mal abgesehen von den Hauptverkehrszeiten, nichts los. Ich fahre in meinem Bezirk fast überall mit dem Fahrrad hin. Es geht schneller als laufen und es lohnt sich nicht dem Bus oder der Bahn zu fahren, wenn man nur kurz mal etwas einkaufen gehen will oder zum Fußballplatz will.

Ich fahre gerne Fahrrad. Man kann auf dem Fahrrad die frische Luft genießen. Wenn es mehr Fahrradwege geben würde und die Fahrradwege verbessert werden würden, gäbe es einen größeren Fahrspaß. Allerdings muss man auf dem Fahrrad immer Angst haben, dass man überfahren wird, weil man zum Beispiel im toten Winkel ist. Die Stadt sollte dem Beispiel von anderen großen Städte, wie z.B. Rotterdam, folgen. Dort gibt es eigene Straßen für Fahrräder, die breit sind. Die gibt es neben jeder Straße. So kann man nicht so leicht von Autos überfahren werden. Man muss mehr Geld investieren, damit mehr Menschen mit dem Fahrrad fahren und sich so das Klima verbessert.

Damiano Quinque, 14 Jahre, Friedenau

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Seite 3: Die Qualität der Radwege wird immer schlechter

Es macht immer weniger Spaß, Fahrrad zu fahren

Die meisten meiner Mitschüler fahren nicht mehr mit dem Fahrrad zur Schule. Ihnen sind die Wege zu kaputt und die ständigen Baustellen auf den Straßen, die sich dann bis auf die Fahrradwege ausbreiten, stören beim Fahrradfahren. Wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin, muss ich immer aufpassen, dass ich nicht über die von den Wurzeln angehobenen Stücke auf dem Fahrradweg fahre und vielleicht hinfalle.

Auf dem Weg zu meiner Schule in Wannsee gibt es zudem noch eine ziemlich große Baustelle direkt am letzten Stück vor der Schule. Es ist ein kleines Stück Autobahn, an dem die Fahrradwege in Tunneln verlaufen. Auf der einen Seite muss man immer Schwung nehmen, damit man es bis zur anderen Seite schafft, wo es hoch geht. Wegen der Baustelle ist immer einer der beiden Tunnel gesperrt. Die beiden Tunnel wurden zusammengeführt und man muss nun aufpassen, dass einem niemand entgegenkommt und man mit ihm zusammenstößt. Ich verstehe schon, dass den Bauunternehmern kein großer Spielraum mit den Fahrradwegen bleibt, aber es ist schade, dass deswegen weniger Schüler mit dem Rad zur Schule kommen.

Es gibt auch noch einige Stellen, wo der Fahrradweg für fünf bis zehn Meter kurz auf die Straße führt und danach wieder ganz normal weitergeht. Das kommt auf meinem Schulweg auch einmal vor. An dieser Stelle muss man immer besonders aufpassen, da dort auch noch die Bushaltestelle ist und die meisten Busfahrer und auch die Fahrgäste beim Aussteigen nicht auf die Fahrradfahrer achten. So passieren leicht Unfälle und man verletzt sich.

Außerdem findet man extrem oft Müll auf den Fahrradwegen. Das behindert das Fahrradfahren, da sich der Müll in den Speichen verfangen kann und das Rad beim Drehen stört. So etwas stört das Fahren, da man erstmal anhalten muss, um den Müll aus den Speichen zu befreien. Die Leute sollten darauf achten ihren Müll immer richtig zu entsorgen, damit sowas nicht mehr passieren kann.

Auch die Qualität der Fahrradwege wird immer schlechter. Zwar gibt es auch Radwege, wo es noch wirklich Spaß macht, Fahrrad zu fahren, allerdings werden auch die immer seltener. Ich bin selbst Mitglied eines Triathlon Vereins und wir fahren zum Trainieren auf einem großen Parkplatz, da dort das Fahrradfahren einfach viel mehr Spaß macht und man eindeutig besser fahren kann.

Die meisten Fahrradwege in Berlin müssten erneuert werden, damit man wieder Spaß am Fahrradfahren hat und öfter das Rad anstelle der öffentlichen Verkehrsbetriebe nimmt. Meiner Meinung nach sollte der Staat mehr Geld für die Sanierung der Fahrradwege in Berlin zur Verfügung stellen.

Olympia Rumpf, 14 Jahre, Wannsee

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Seite 4: Zehlendorf und die SUVs

Angehupt und abgedrängt: Das Schlimmste in Zehlendorf sind die SUVs

Ich fahre mit dem Fahrrad zur Schule. Meine Schule ist in Dahlem. Die Fahrt dahin ist meist echt ein Erlebnis. Das Schlimmste auf dem Weg sind für mich die SUVs. Man wird angehupt, weil die Autofahrer sich wünschen, dass man auf dem Bürgersteig fährt, obwohl man schon sehr nah am Rand der Straße radelt. Oder ein Autofahrer nimmt einem die Vorfahrt und regt sich dann auf, dass der Radfahrer vor ihm auf den Gegenverkehr wartet und die entgegenkommenden Autos zuerst durchlässt. Dies passiert alles öfters.

Ich fahre in einer eher abgelegenen Straße zur Schule, der Gelfertstraße. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass auf der parallelführenden Straße, der „Clayallee“, die vierspurig ist, weniger los ist. Ich selbst fahre nicht über die „Clayallee“, da das ein Umweg für mich wäre. In der Gelfertstraße kann man eine Villa nach der anderen begutachten und sieht ein Auto teurer als das nächste vor den Haustüren. Die Straße wurde an einem Teil aufgerissen, ich schätze wegen irgendwelcher alten Rohrleitungen. Dieser Teil ist nicht besonders lang, aber er ist jetzt eine Einbahnstraße. Deswegen staut sich der Autoverkehr und somit der ganze Verkehr auf dem Weg zurück, da man eine Umleitung fahren muss.

Man wünscht sich natürlich, dass die Autofahrern ein wenig Rücksicht nehmen, aber das tun nur die wenigsten. Es gibt viele Kinder, die genau wie ich, selbst bei starkem Regen o.ä. mit dem Fahrrad zur Schule fahren. Wenn dann aber ein Auto an einem vorbei durch eine Pfütze fährt und man dadurch nass wird, dann hat man schon schlechte Laune, bevor die erste Stunde überhaupt angefangen hat.

Im Kiez geht das Fahrradfahren meist ganz gut. Man kann schnell zu einem Freund oder zum nächsten Fußballplatz fahren, ohne dass man über einen Huckelweg fahren muss. Die Fahrradwege sind heute größtenteils mehr als in Ordnung und das war auch wichtig und richtig, dass da ein wenig erneuert wurde. 

So geht das auch. Berlins erster geschützter Radfahrstreifen in der Holzmarktstrasse in Berlin Mitte endet in zwei separaten Abbiegespuren mit Autoverkehr.
So geht das auch. Berlins erster geschützter Radfahrstreifen in der Holzmarktstrasse in Berlin Mitte endet in zwei separaten Abbiegespuren mit Autoverkehr.

© Davids/Sven Darmer

Doch natürlich gibt es auch einige Abschnitte, an denen Radwege nicht besonders angenehm zu fahren ist. Zum Beispiel ist die Strecke von Steglitz nach Zehlendorf über die Straße Unter den Eichen bis zur Thielallee, Ecke Berliner Straße, nicht gut zu fahren. Der Fahrradweg ist durch die Bäume, die sich unter ihm verwurzelt haben, nicht gut befahrbar. Hier gehen die Wurzeln wirklich so hoch, dass sich diverse Schlenker auf den Gehweg nicht vermeiden lassen. Doch immerhin hat es sich dort auf jeden Fall gebessert, indem an ein paar Stellen den Bäumen die Wurzeln gekürzt wurden und neuer Asphalt die Flächen geebnet hat. Vor ein paar Jahren waren nämlich noch da sehr viel mehr Wurzeln. Man kann es aber auch gut allgemein sagen, dass sowieso sehr viele Wurzeln unter Fahrradwegen sind und sich nur mal die etwas Jüngeren freuen, wenn sie mal über einen Huckel fahren. Auf der Gegenfahrbahn von Zehlendorf nach Steglitz hingegen ist der Fahrradweg in Ordnung und gut zu befahren.

Man braucht nicht hunderte Leute nach Dahlem oder Zehlendorf schicken, um zu verstehen, dass es in diesem Bereich von Berlin sowieso etwas ruhiger zugeht. Fahrradwege sind nie überfüllt und die einzigen Zeiten, an denen die Straßen mal ein wenig voller sind, sind kurz vor Schulbeginn und kurz nach Schulschluss. Aber eigentlich kann man ab und an auch ein wenig darüber hinwegsehen. Trotzdem bleibe ich dabei, dass ein paar mehr Autofahrer mehr Rücksicht auf uns Radfahrer nehmen könnten, denn dann geht es auch für sie ein wenig entspannter in den Tag.

Vincent Petzold, 14 Jahre, Dahlem

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Marc Enke, Damiano Quinque, Olympia Rumpf, Vincent Petzold

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