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Demonstration für mehr Rechte für Transgender auf dem Trans* March in Berlin.

© Tilmann Warnecke/Tsp

Neue ICD-Einstufung: WHO will Transsexualität als psychische Krankheit streichen

Die Weltgesundheitsorganisation will Transsexualität künftig von der Liste der psychischen Krankheiten streichen. Verbände sprechen von einer "historischen Entscheidung".

Transsexualität soll nach Auffassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) künftig nicht mehr als psychische Krankheit gelten. Das teilte die WHO jetzt mit, als sie ihre Überarbeitung des Krankheitenkatalogs ICD (International Classifications of Diseases) vorstellte. „Es ist wissenschaftlich klar, dass es sich eben nicht um eine psychische Krankheit handelt. Diese Einordnung hat die betroffenen Personen sehr stigmatisiert“, erklärte die zuständige WHO-Koordinatorin Lale Say in einem Video auf der Webseite der Organisation. Man hoffe, mit dem Schritt die soziale Akzeptanz für trans* Menschen zu steigern.

Bisher wurde Transsexualität im Bereich der „mental and behavioural disorders“ (also der psychischen und Verhaltensstörugen) eingeordnet. Komplett gelöscht aus der ICD-Klassifikation wird das Thema aber nicht. Künftig soll von „Gender Incongruence“ die Rede sein („geschlechtliche Nicht-Übereinstimmung“). Dafür wird die Kategorie „Sexual Health Conditions“ eingeführt, was man mit „Zustände sexueller Gesundheit“ übersetzen könnte.

"Dafür hat die trans* Community jahrelang gekämpft"

Eine solche Klassifizierung sei nötig, damit trans* Menschen auch künftig Zugang zu geschlechtsangleichenden Maßnahmen haben, sagte WHO-Koordinatorin Say.

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Der neue Katalog soll 2022 in Kraft treten, 2019 wird er den WHO-Mitgliedsstaaten vorgelegt.

Die Organisation „Transgender Europe“ sprach von einer „historischen Entscheidung“: „Dafür hat die trans* Community weltweit jahrelang gekämpft.“  Der Verband "Aktion Transsexualität und Menschenrecht" kritisierte dagegen die "Neuetikettierung eines gleichbleibenden Inhalts", dessen Zuständigkeit weiterhin bei den psychiatrischen Fachgesellschaften liege.

Sven Lehmann, der queerpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, forderte die Bundesregierung auf, endlich das Transsexuellengesetz abzuschaffen, welches psychologische Gutachten erfordert, wenn Menschen ihren Personenstand angleichen wollen. Das müsse aber eine freie und selbstbestimmte Entscheidung, erklärte Lehmann. Ähnlich äußerte sich Doris Achelwilm, die queerpolitische Sprecherin der Linken-Fraktion im Bundestag. Ihre Partei werden nicht aufhören, "gerade auch in widrigen Zeiten sich gemeinsam mit den Betroffenen für eine echte Reform für sexuelle Selbstbestimmung einzusetzen".

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