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Der Sänger Bounty Killer.

© Stefan Klauke

Update

Jamaikaner "Bounty Killer": Grüne fordern Einreiseverbot für homofeindlichen Sänger

"Verbrenne schwule Männer, bis sie sich im Todeskampf winden", singt der Jamaikaner "Bounty Killer". Weil er in Deutschland auftreten will, fordern die Grünen nun ein Einreiseverbot.

Er ist einer "der aggressivsten Dancehall-Stars der Neunziger", "ein Junge mit einem reuelosen Geschmack für 'gun talk'": So wird auf Facebook ein Konzert des Sängers Bounty Killer aus Jamaika in Regensburg angekündigt. Was die Ankündigung verschweigt: Bounty Killer ist so aggressiv, dass er in mehreren seiner Liedern Homosexuellen nicht nur den Tod wünscht, sondern regelrecht zum Mord an ihnen aufruft. "Verbrenne schwule Männer, bis sie sich im Todeskampf winden", heißt es etwa in einem Lied, in einem anderen wünscht er sich eine Pistolenkugel für Homosexuelle.

Für Ulle Schauws, die queerpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, ist es daher inakzeptabel, dass der Sänger in Deutschland auftritt. Sie hat nun einen Brief an Innenminister Horst Seehofer geschrieben, in dem sie ihn bittet, die Einreise des Sängers zu verhindern. "Wer zu Mord an Schwulen aufruft, hat in unserem Land und in Europa nichts verloren. Das ist in einem Rechtsstaat wie Deutschland strafbar", erklärte Schauws gegenüber dem Tagesspiegel.

Der Sänger hatte schon einmal Einreiseverbot

Schon im Jahr 2009 sei Bounty Killer durch das Innenministerium zur Nicht-Einreise in den Schengen-Raum ausgeschrieben worden. Das Verbot sei aber inzwischen erloschen. "Ich bitte Sie, den Sänger erneut zur Nicht-Einreise auszuschreiben. Es kann nicht sein, dass Hassprediger und Hasssänger ihre Botschaften in Deutschland verbreiten können", heißt es in dem Brief Schauws an Seehofer. Der Sänger will im Mai nicht nur in Regensburg, sondern auch in Wuppertal und Dortmund auftreten. Der Dortmunder Club Junkyard wirbt ausgerechnet damit für sich, ein "sicherer Ort" zu sein: "Ein Ort, wie du ihn dir immer gewünscht hast", wie es auf der Webseite heißt.

Es ist nicht das erste Mal, dass es Proteste gegen einen Sänger aus Jamaika wegen homo- und transfeindlicher Texte gibt. Im Jahr 2004 wurden Konzerte des Reggae-Sänger Buju Banton im mehreren Städten, darunter auch Berlin, abgesagt. Banton hatte Schwulen ebenfalls eine Kugel in den Kopf gewünscht. Fünf Jahre später wurde ein geplanter Auftritt seines Kollegen Sizzla in Berlin nach Protesten gestrichen, in München spielte er jedoch. Auch Auftritte von Bounty Killer wurden in Europa bereits mehrfach nach Protesten von Menschenrechtsaktivisten abgesagt.

Seine Agentur teilte inzwischen mit, der Sänger habe sich in den vergangenen Jahren geändert und sehe ein, dass Gewalt und Hassaufrufe nicht akzeptabel seien: "Er ist sehr glücklich durch Europa zu touren, ohne Schwule attackieren zu wollen. Er hat verstanden, dass Menschen frei leben müssen." Man solle aufhören, ihn für Äußerungen zu verurteilen, die er vor zehn Jahren getätigt habe. Und selbst wenn ein Künstler Homosexuelle nicht möge, sei das durch das Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt.

In dem Club finden sonst queere Partys statt

Der Regensburger Club "Mischwerk", in dem das Konzert von Bounty Killer stattfinden soll, erklärte in einer Stellungnahme für die "Mittelbayrische Zeitung", er werde sich mit dem Konzertveranstalter "in Verbindung setzen und die Problematik besprechen". Es gebe mit jedem Fremdveranstalter Verträge, "in denen festgehalten wird, dass keinerlei diskriminierende, menschenrechtsverletztende oder zur Gewalt aufrufende Propaganda betrieben werden darf".

Der Club gilt in der Region eigentlich nicht als homofeindlich. Ganz im Gegenteil wird dort sogar regelmäßig eine queere Party mit dem Titel "Candylicious Pride Partys" ausgerichtet - ein Termin soll genau der Tag nach dem Bounty Killer-Konzert sein.

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