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Butchig. „Butches sehen aus wie die Lesben, vor denen Mütter ihre Töchter meistens warnen“, erklärt Manuela Kay in dem Buch.

© imago/Westend 61

Homokultur: Eine Hommage an die Sichtbarste unter den Lesben

Sie sehen aus wie die Lesben, vor denen Mütter ihre Töchter meistens warnen. Ein neues Buch versammelt Aufsätze und Fotos über Butches.

Herausgeber*in Pia Thilmann sagt es gleich am Anfang unumwunden: „Ich will Butches feiern.“ „Frische, starke Bilder“ sollen den Leser*innen zeigen, „wie toll diese scheuen Gesellen sind“. Die Hommage ist Thilmann mit ihrem Buch „Butches. Begehrt und bewundert“ bestens gelungen.

30 Autor*innen und Künstler*innen umkreisen das traditionsreiche Phänomen in Aufsätzen und Fotos. Mehrere Butches berichten aus ihrem Leben, manche bringen ihr Wissen aus der Genderforschung mit ein. Eigens aufgenommene Porträts zeigen die Vielfalt butchiger Welten.  Nach Thilmanns Recherchen ist es das erste Buch, das sich ausschließlich Butches widmet. Schon das macht es überfällig.

Den Auftakt bilden einge Dutzend Fragen an „(die) Butch“, die Mayte Zimmermann „aus dem chorischen Gemurmel in theaterwissenschaftlichen Seminaren“ „herausdestilliert“ hat und die einen breiten Horizont über der Butch aufreißen:  „Wenn doch eine Frau die Grundvoraussetzung für eine Lesbe ist, wie kann eine Lesbe dann männlich sein?“ – „Möchte ich als Butch bezeichnet werden?“ „Wenn du diesen Begriff für dich verwendest, worum geht es dann eigentlich? Anerkennung? Freiheit? Zugehörigkeit? Ordnung?“ – „Warum sagen die nicht einfach queer?“

Butches wurden immer kritisiert - auch von Feminist*innen

Katharina Rost beschreibt, wie sich die Butch aus der Geschichte herausschälte. Demnach verband sich „maskuline“ Bekleidung an „Frauen“ erst spät mit Homosexualität, nämlich Ende der zwanziger Jahre. Im Zuge dessen entstand die Butch – wenn auch zunächst nicht unter diesem Begriff - und wurde dabei zu einer ikonischen Figur. Aber sogar innerhalb der Lesbenkultur wurde sie harsch als missglückte Kopie von Männern kritisiert. Und gerade Feminist*innen verdächtigten sie der Fortschreibung männlicher Macht.

Wie merkt man, dass man eine Butch ist? Mit elf beginnt man, den vorgeschriebenen Badeanzug zu hassen, erklärt Linus Giese in dem Band und beschreibt seinen „langen Weg zur glücklichen Stone Butch“ (zum Vorabdruck im Queerspiegel hier). Dieser führt über die Literatur: Zur Rettung wird das Buch „Boys don’t Cry“ von Aphrodite Jones. Bald nach Verfassen des Aufsatzes hatte Giese jedoch sein Comingout als Trans*mann.

Spannungen zwischen Butches und Trans*männern

Für Butches scheint der Schritt zu trans* nicht immer weit. Über die daraus resultierenden Spannungen mit Freund*innen und zwischen Butches und Trans*männern denkt Steff Urgast nach; Robin Bauer beschreibt die erst neu hinzugekommenen Identitäten der „Transgender-Butches“ und „Trans*-Butches“.

Das ist verwirrend. Was also ist nach allem eine Butch? „Butches sehen aus wie die Lesben, vor denen Mütter ihre Töchter meistens warnen“, erklärt Manuela Kay in dem Buch. Viel besser kann man es wohl nicht auf den Punkt bringen. Dabei spielen Merkmale wie „kurze Haare“, „Hose“, „keine Schminke“ oder „handwerkliches Geschick“ wohl eine Rolle, wie Herausgeber*in Thilmann schreibt, aber, wie sie feststellt: „Zu jeder Regel gibt es sofort eine Ausnahme.“  

Wie dem auch sei. „Es lebe die Butch!“ heißt es auf dem Klappentext. Ja, und zwar hoch!

Pia Thilmann: Butches - Begehrt und bewundert. Querverlag, 192 Seiten. 19,90 Euro. – Eine Lesung mit Überraschungsfilm findet am Sonnabendabend (24. März) in Berlin im Aquarium (neben dem Südblock am Kotti) statt: 19.30 Uhr, Skalitzer Straße 6.

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