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Selbst bestimmt. Der CSD kämpft für grenzenlose Identitäten.

© imago/Pacific Press Agency/Alexander Pohl

Christopher Street Day in Berlin: Der CSD bringt Botschaften für alle

Zum 40. Jubiläum will der Christopher Street Day am Samstag in Berlin wieder politischer werden. Elf Forderungen gibt es, und fortlaufend Statements vom Truck. Auftreten wird neben Felix Jaehn auch ESC-Gewinnerin Netta.

Von Paul Lütge

„Die Ehe für Alle ist nur ein Anfang, es muss noch viel für die Gleichberechtigung aller Geschlechter getan werden“, findet Alexandra Knoke. Sie ist Vorstandsmitglied des Berliner CSD. Der Verein veranstaltet den Berliner Christopher Street Day, der an diesem Sonnabend sein 40-jähriges Bestehen feiert. „Viele vergessen, dass der CSD keine reine Party ist, sondern als Demonstration für Gleichberechtigung startete“, so Knoke.

Im Jahr 1979 bestand die Parade aus 500 Teilnehmern – zum 40. Jubiläum werden am kommenden Samstag eine halbe Million Menschen erwartet. Unter dem Motto „Mein Körper – meine Identität – mein Leben!" führt die Demonstration für die Rechte von Lesben, Schwulen, Transsexuellen, Inter- und Bisexuellen (LGBTTIQ) vom Kurfürstendamm bis zum Brandenburger Tor.

70 Fußgruppen und Trucks

Im Vergleich zum Vorjahr gibt es eine kleine Streckenänderung: Aufgrund der gleichzeitig stattfindenden „Adidas Runners Night“ wird sich der CSD-Demonstrationszug über die Augsburger- und Nürnberger Straße bewegen. Etwa 70 Trucks und 45 Fußgruppen werden nach Angaben der Veranstalter an der Parade teilnehmen. Laut Alexandra Knoke sind die 45 angemeldeten Fußgruppen ein neuer Rekord – und viele Teilnehmer kommen noch unangemeldet dazu.

„Vor 40 Jahren gab es noch ein Abschlusspicknick, heute eine Riesenparty vor dem Brandenburger Tor“, erzählt Bernd Gaiser, Gründungsmitglied der Berliner CSD. Gaiser sieht die Entwicklung seit der ersten Parade 1979 positiv: „Auch wenn es in den vergangenen Jahren immer mal wieder Kritik gab, finde ich nicht, dass der CSD seine politische Wirkung verloren hat.“

Elf Forderungen, die ein Lautsprecher hinausposaunt

In einem basisdemokratischen Verfahren hat der Verein elf politische Forderungen im Voraus formuliert. Diese werden von allen teilnehmenden Wagen jede volle Stunde per Lautsprecher hinausposaunt. „Der erste Truck, den unser Verein stellt, wird außerdem durchgehend politische Statements verkünden“, sagt Monique King, die im Vorstand für das Programm zuständig ist.

Die Forderungen des Vereins richten sich nicht nur an die Politik, sondern an alle Menschen. So wird unter anderem die gleichberechtigte Repräsentation von Lesben in den Medien gefordert und eine Gleichstellung jeglicher Familienentwürfe verlangt.

Netta und Felix Jaehn als Stargäste

Nach Beendigung der Parade werden auf fünf Bühnen auf der Straße des 17. Juni diverse Musiker spielen. Neben dem bekannten DJ Felix Jaehn und der Eurovision-Song-Contest-Gewinnerin Netta tritt unter anderem die feministische Rapperin Sookee auf. Sie ist zum zweiten Mal dabei. „Für mich natürlich eine Riesenehre.“ Für die Zukunft wünscht Sookee sich mehr Unterstützung für den CSD durch den Staat, denn bislang ist die Veranstaltung ausschließlich privat finanziert. „Ich finde, ein Ministerium sollte mal den Geldbeutel aufmachen für das Event.“ Neben ihrem eigenen Auftritt wird Sookee zudem eine Laudatio für Tarik Tesfu halten. Der ehemalige Erzieher kämpft mit Videos für die Gleichberechtigung aller Geschlechter und wird mit einem „Soul of Stonewall Award“ ausgezeichnet.

Der CSD ist der Höhepunkt und Abschluss der jährlichen Pride Weeks, in denen auf die LGBTTIQ-Community aufmerksam gemacht wird. Er erinnert an die Vorfälle rund um den 28. Juni 1969 in der „Stonewall Inn“-Bar an der New Yorker Christopher Street. Dort demonstrierten Schwule und Lesben nach einer Razzia gegen Polizeiwillkür.

Die Parade am Sonnabend lässt sich übrigens auch online verfolgen. Der rbb zeigt einen Teil der Veranstaltung im Livestream. Zudem wird auch der Berliner CSD-Verein das Event auf Facebook übertragen.

+ + + Der Queereinsteiger. Vor 40 Jahren gründete Bernd Gaiser mit anderen Homosexuellen den Berliner Christopher Street Day. Warum der Kampf für ihn noch nicht vorbei ist, lesen Sie hier. + + +

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