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Bob Schneider, Gert Thumser, Ades Zabel und Biggy van Blond (v.l.) feiern das BKA.

© Jörn Hartmann

BKA-Theater: Grober Unfug und ernste Töne

Das BKA-Theater wird 30 und feiert das ganze Jahr. Den Auftakt macht der Hausheilige Ades Zabel.

Das war ja alles so nicht abzusehen. Weder dass sich mal am ersten Donnerstagabend des Jahres 2018 am Mehringdamm die Touristen vor Mustafas Gemüsedöner die Beine bis zurück zum Hofeingang des BKA-Theaters in die leeren Bäuche stehen. Noch dass Ades Zabel, als er hier 1991 erstmals in der Improshow „Dicke Eier“ auftritt, mal zum Topstar der 1988 aus dem widerständigen Geist des linken West-Berlin entstandenen Berliner Kabarett Anstalt avanciert. Inzwischen zwar ohne die anfangs in der Show praktizierten künstlerischen Ausdrucksmittel Actionpainting und Penis-Kartoffeldruck, aber dafür mit einer unendlichen Folge seiner als Kunstfigur Edith Schröder samt Company ausgeführten „Neuköllnicals“.

Inzwischen sind vier Monate Spielzeit daraus geworden, bestätigt Theaterchef Uwe Berger den Verdacht, dass das BKA allmählich zur Edith-Schröder-Bühne mutiert. Gemeinsam mit Rainer Rubbert leitet er das Privattheater und wundert sich selbst über den Hype. „Der wird eher mehr statt weniger.“ Die Popularität der ewigen Neuköllnerin weist längst über die Bezirksgrenzen hinaus und hat auch die Gemüsedöner-Kundschaft erfasst. „Zwischen den Jahren kamen hauptsächlich Touristen“, weiß Berger.

Klaus Lederer und Popette Betancor sind unter den Gästen

Zum Jubiläumsempfang, der samt Ades Zabels offensichtlich unter dem gehirnzersetzenden Einfluss von viel Futschi-Punsch zusammengehauener Neujahrsshow „Hallo 2018“ das Jubiläumsjahr einläutet, geben sich dafür örtliche Celebrities die Klinke in die Hand: Kultursenator Klaus Lederer ist dabei, Sängerin Popette Betancor oder Kabarettist Arnulf Rating. Am 30. April 1988 wurde das BKA-Theater in den Räumen der ehemaligen Diskothek Dachluke gegründet.

Und wie sich das für Kleinkunst gehört, haben Berger und Rubbert die Festspiele zum 30. Bestehen groß angelegt. Gefeiert wird so ziemlich das ganze Jahr. Eine knapp 150 000 Euro umfassende Finanzspritze der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin macht’s möglich. Sie ist allerdings nicht nur dafür, sondern vor allem für die technische Aufrüstung der Newcomer-Bühne im Foyer bestimmt, die Nachwuchskräften als Experimentierfeld dient. Vor fünf Jahren beim 25. Geburtstag hatte der regierende Kleinkunst-Sympathisant Klaus Wowereit als Laudator schon einmal freudig einen Lotto-Zuschuss für die Ausstattung verkündet. Seither lässt es sich dank neuer Belüftung im unterm Dach gelegenen BKA auch im Sommer atmen.

Schwerpunkt: queeres Entertainment

Davon profitieren auch die neuen wie alten Helden der Bühne, die wie keine zweite in der Stadt groben Unfug mit ernsten Tönen verbindet. Selbstverständlich inklusive eines starken Schwerpunkts auf queerem Entertainment. Oder wie es Rainer Rubbert in seiner Jubiläumsrede einordnet: „Mit Ades Zabel hat sich eine selbstbewusste neue Travestieszene etabliert.“ Die hat hier ebenso ihren Platz wie Kinder- und Jugendtheater.

Der 1957 geborene Rainer Rubbert hat als einstiges Mitglied der West-Berliner Politkabarett-Truppe CaDeWe zwar eine humoristische Vergangenheit, aber auch eine vielfach preisgekrönte Komponistenkarriere vorzuweisen. Er etablierte im BKA schon 1989 die „Unerhörte Musik“. Sie ist, laut Rubbert, nach wie vor die einzige wöchentliche Konzertreihe für Neue Musik in Deutschland und als Treffpunkt der zeitgenössischen Musikszene fest etabliert. Finanziell hofft er über die bis 2019 gesicherte Förderung der Berliner Kulturverwaltung hinaus auf eine Institutionalisierung.

Klavierkabarettist Bodo Wartke schaut vorbei

Die haben einige der Herrschaften, die im BKA künstlerisch aufgewachsen sind, schon längst geschafft. Anlässlich des in die drei Sparten „All Stars“, „Neu im BKA“ und „Special Guests“ unterteilten Jahresprogramms kehren sie heim in die alte Wirkungsstätte. Darunter sind der Klavierkabarettist Bodo Wartke, der sonst den Admiralspalast und landauf, landab die Stadthallen füllt, und Berliner Dauerbrenner wie Désirée Nick, Pigor & Eichhorn und Wladimir Kaminer. Aber auch aus Funk und Fernsehen bekannte und dadurch gewissermaßen der Kleinkunst entwachsene Größen wie der Kabarettist Christian Ehring und der Puppenspieler René Marik.

Das Gründungsdatum will das Haus im Frühling mit einer All-Star-Revue begehen. Wie sich das für das als subversive Off-Bude gestartete BKA gehört, wird am 30. April bei freiem Eintritt mit anschließendem Tanz in den Mai gefeiert. Nicht ganz unwahrscheinlich, dass auch der Hausheilige Ades Zabel dabei ist. Der steht gerade an der Bar. Mit Edith-Schröder-Perücke, na klar.Gunda Bartels

BKA-Theater, Mehringdamm 34, Kreuzberg, Infos zum Jubiläumsprogramm

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