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Die Schwedin Karin Fornander hat 2014 die Berlin Feminist Film Week ins Leben gerufen.

© Berlin Feminist Film Week

Berlin Feminist Film Week: "Es gibt eine Nachfrage nach feministischen und queeren Filmen"

Die Berlin Feminist Film Week findet zum dritten Mal statt. Gründerin Karin Fornander spricht im Interview über die stereotype Darstellungen von lesbischen Frauen im Kino, Frauen in der Comedy-Welt und die Diskussionsrunden auf dem Festival.

Vor zwei Jahren rief die Schwedin Karin Fornander das Filmfestival "Berlin Feminist Film Week" ins Leben. Mittlerweile gehört das Festival, auf dem feministische und queere Dokumentar- und Spielfilme aus der ganzen Welt gezeigt werden, zum festen Bestandteil der Berliner Frauenwoche. Vom 8. bis 14. März finden Filmvorführungen und Diskussionen im Kino Babylon, im Moviemento und im SchwuZ statt.

Karin Fornander, die Berlin Feminist Film Week soll ein Frauenfestival mit politischen Anspruch sein. Was genau verstehen Sie darunter und wie hat sich das Festival entwickelt?

Das erste Jahr war eher eine Testrunde, da wusste ich nicht, ob überhaupt jemand kommen würde. Wir haben aber zwei erfolgreiche Festivals hinter uns, und da macht es natürlich Sinn weiterzumachen. Es gibt eine Nachfrage nach feministischen und queeren Filmen, deshalb ist solch eine Woche auch sehr wichtig für Berlin. Wer sich beispielsweise noch nicht zutraut, in der feministischen Bewegung aktiv zu sein, der findet bei uns sicherlich einen Mittelweg und somit auch Anschluss zu weiteren feministischen Themen. Gleichzeitig wächst aber auch unser Anspruch. Wir lernen jedes Jahr dazu. Die Filmauswahl wird schwieriger und durch das wichtige Feedback unserer Besucher und Gäste versuchen wir stetig, das Programm zu erweitern und zu verbessern. Der politische Anspruch liegt darin, dass wir die Filmthemen in anschließenden Diskussionen aufgreifen und kritisch beleuchten.

Wer kommt zu Ihrem Festival und was erwarten die Zuschauerinnen und Zuschauer?

Unser Publikum ist sehr gemischt. Es kommen junge und alte Menschen, aller Geschlechter. Trotzdem würde ich sagen, unser Publikum ist überwiegend jung und weiblich. Allerdings denke ich, es ist für jeden etwas dabei. Als Zuschauer erwartet man wahrscheinlich einen guten Mix aus unterhaltsamen und politischen Filmen, mit einem hohen Anspruch an Vielfalt und feministischen Themen. Wir zeigen zwar hauptsächlich Filme aus dem letzten Jahr, aber wenn es thematisch passt, ist das nicht zwingend notwendig. Es geht uns weniger um Premieren und Filmtechnik, sondern der Inhalt steht bei uns im Vordergrund.

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In den letzten Jahren wurden in den Filmen Schönheitswahn, Geschlechtsidentität und Abtreibung behandelt. Welche Themen werden in den kommenden Tagen im Vordergrund stehen?

Auch in diesem Jahr wird das Thema Schönheitswahn angesprochen, aber eher aus einer körperpositiven Perspektive. Im Kurzfilmprogramm "Body Positiv" sprechen wir über Körperautonomie und Fat Acceptance. Die Fat-Acceptance-Bewegung war im letzten Jahr ein Buzzword in der feministischen Szene, vor allem wegen des Models Tess Holliday und ihres Hashtags #effyourbeautystandards. Zur Eröffnung zeigen wir den Sciencefiction-Film "Advantageous". Im Gegensatz zu diesem Film sind Genre- sowie Science-Fiction-Filme selten weiblich kodiert. Unsere Frühstücksveranstaltung "Breakfast & Comedy" nimmt weibliche Protagonistinnen in Komödien unter die Lupe und auf der Veranstaltung "CODE: De-Bugging the Gender Gap" sprechen wir über Minoritäten und Frauen in der Tech-Industrie, was gerade für die Berliner Start-Up-Szene sehr interessant sein dürfte.

Am Donnerstag zeigen Sie im SchwuZ den südafrikanischen Film "While You Weren’t Looking", in dem es um eine lesbische Liebesgeschichte geht. Anschließend wird es eine Diskussionsrunde zum Thema "Darstellung von lesbischen Frauen im Film" geben, an der die Filmemacherin Naomi Beukes-Meyer, Aileen Pinkert von den Lesbisch Schwulen Filmtagen Hamburg und die Filmemacherin Nathalie Percellier teilnehmen werden. Warum haben Sie sich für dieses Schwerpunktthema entschieden?

In den letzten Jahren sind einige Filme über Lesben raus gekommen wie "Summer of Sangaile“, "Blau ist eine warme Farbe" und "Carol", um einige Beispiele zu nennen. Mir fiel auf, dass die Protagonistinnen dieser Filme oft weiß, jung und hübsch sind. Außer in der amerikanischen TV-Serie "The L-Word" scheinen Lesben im Fernsehen entweder unterrepräsentiert oder stereotyp dargestellt zu werden. Das Thema finde ich recht interessant und will deshalb ausführlicher darüber diskutieren. Der Film "While You Weren’t Looking" wurde übrigens vom Lesbisch Schwulen Filmfestival Out in Africa koproduziert. Dass sich unsere Filmfestivals miteinander vernetzen, ist auch eine schöne Entwicklung.

Szene aus dem Film „While You Weren’t Looking“
Szene aus dem Film „While You Weren’t Looking“

© Berlin Feminist Film Week

Die Drehbuchautorin Antonia Roeller ist am Sonnabend zu Gast und wird über witzige Frauen und Frauen in der Comedy-Film-Industrie sprechen. Was gibt es denn zu diesem Thema zu sagen?

Komödien sind oft von Männern geschrieben und gedreht. Die Stand-Up-Szene wird von Männern dominiert und viele behaupten, Frauen seien nicht lustig. Amy Schumer, Tina Fey, Mindy Kaling und Amy Pohler, um einige zu nennen, beweisen, dass dies natürlich nicht der Fall ist. Noch deutlicher ist das Fehlen von Women of Color, die Comedy-Szene ist oft sehr homogen. Männer und Frauen werden in Komödien auch unterschiedlich dargestellt. Erst wenn Frauen sich wie Männer benehmen, werden sie als lustig angesehen. Solche Darstellungen sagen viel über die Frauenrolle aus.

Bereits im vergangenen Jahr war die Flüchtlingsthematik ein Teil des Programms. Werden Sie auch in diesem Jahr dazu Stellung beziehen?

Dieses Jahr haben wir keine konkreten Programminhalte dazu, allerdings werden wir am Sonntag während des Panels über Coding mit Anne Kjær Riechert, der Gründerin von ReDi School, eine Initiative bei der Flüchtlinge das Programmieren lernen können, sprechen. Ich freue mich aber auf jeden Abend. Wir zeigen insgesamt 36 Filme und es wird fünf Podiumsdiskussionen geben. Ich hoffe, dass möglichst viele bei der Eröffnung am Dienstagabend im Kino Babylon dabei sein werden, wo wir den feministischen Science-Fiction-Film "Advantageous" zeigen werden. Und am Freitag veranstalten wir im Acud Macht Neu eine Party mit der schwedischen Künstlerin Tami Tamaki. Es lohnt sich also sehr, bei uns vorbeizuschauen.

Die "Berlin Feminist Film Week" findet vom 8. bis 14. März statt.

Mehr zu queerer Kultur finden Sie auf unserer Themenseite.

Dieser Text erscheint auf dem Queerspiegel, dem queeren Blog des Tagesspiegels, den Sie hier finden. Themenanregungen und Kritik gern im Kommentarbereich etwas weiter unten auf dieser Seite oder per Email an:queer@tagesspiegel.de.

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