zum Hauptinhalt
Typisch Mädchen, typisch Junge - das sind doch nur Vorurteile. Unsere Kinderreporter Josefine (links) und Nikolas (rechts).

© Doris Spiekermann-Klaas/Tsp

Ausstellung "All Included": "Man sollte doch heiraten dürfen, wen man liebt!"

Die Ausstellung „All Included“ im Schöneberger Jugendmuseum zeigt, dass männlich und weiblich  nicht so klar unterschieden sind wie Schwarz und Weiß. Tagesspiegel-Kinderreporter haben sie besucht - und sind begeistert.

Jungs sind: laut, frech, mögen Fußball und tragen Blau, Grün oder Schwarz. Mädchen sind: leise, gehorsam, mögen Puppen und lieben die Farbe Pink.

Aber stimmt das überhaupt? Oder sind das nur Vorurteile? Wir - das sind Josefine, 11, und Nikolas, 10 - haben uns die Ausstellung „All Included“ im Jugend Museum Schöneberg angeschaut. „All Included“ ist Englisch und bedeutet so viel wie: „Alle sind einbezogen.“

Die Ausstellung fängt damit an, dass man sich selbst überlegen kann, was als Mädchen oder Junge wirklich auf einen zutrifft. Auf einem Leuchttisch sind Symbole abgebildet – Kopfhörer, ein Turnschuh, ein Staubsauger, eine Vase mit Rosen, ein Judoanzug und noch viel, viel mehr. Daraus könnt ihr ein paar Bilder abpausen und einige Eigenschaften dazuschreiben, die auf euch zutreffen.

Vorurteile über Jungen und Mädchen - bei uns stimmen sie nicht

Bei uns stimmen die Vorurteile über Jungs und Mädchen nicht unbedingt. Josefine beschreibt sich als selbstbewusst, pünktlich und schnell, sie verreist gerne, ist aufgeschlossen und mag Sport. Nikolas ist laut, selbstbewusst, interessiert und offen. Er mag Sport und Musik und kocht gerne.

Um Geschlechtsidentitäten und sexuelle Vielfalt geht es in der Ausstellung "All Included" im Jugendmuseum Schöneberg.
Um Geschlechtsidentitäten und sexuelle Vielfalt geht es in der Ausstellung "All Included" im Jugendmuseum Schöneberg.

© Doris Spiekermann-Klaas/Tsp

Das Tolle an der Ausstellung ist, dass Kinder sie gestaltet haben. Die verschiedenen Stationen sind das Ergebnis von Workshops, die das Jugend Museum mit Schülerinnen und Schülern aus 14 Klassen aus sieben Berliner Schulen durchgeführt hat. Ihr könnt dort auch selber Sachen ausprobieren, das macht die Ausstellung so interessant.

Zum Beispiel könnt ihr eigene kleine Demoschilder basteln, euch Filme anschauen und Fragen beantworten. In „All Included“ versteht man, dass jeder so sein kann, wie er will, und dafür nicht ausgelacht werden sollte. Dieses Thema geht jeden an. Wir finden die Ausstellung wirklich empfehlenswert - hier einige besonders gelungen Beispiele.

Der Leuchttisch mit Symbolen zur Selbstbeschreibung.
Der Leuchttisch mit Symbolen zur Selbstbeschreibung.

© Doris Spiekermann-Klaas/Tsp

Regenbogenfarben

Oben seht ihr den Leuchttisch und die Symbole, mit denen ihr euch selbst beschreiben und herausfinden könnt, wie weit es mit den Vorurteilen über Mädchen und Jungen her ist. Wusstet ihr schon, dass Rot nicht immer die Farbe für Mädchen und Blau die für Jungen war? Dabei tun wir heute so, als sei das ein Naturgesetz. In eine Sprechblase hat ein Kind sogar geschrieben: „Das mit den Farben hat mich geschockt!“

An einer Station geht es um Familien. Ihr könnt Bilder von unterschiedlichen Vätern, Müttern und Kindern an eine Pinnwand heften, denn eine Familie muss nicht immer aus einer Mutter, einem Vater und Kindern bestehen. Es gibt auch sogenannte Regenbogenfamilien. Ein Regenbogen ist ein Bogen in allen Farben. Er ist etwas Schönes und Besonderes, und so ist es auch mit den Regenbogenfamilien, die Familien mit zwei Müttern oder zwei Vätern sind.

Heftet Bilder von unterschiedlichen Müttern und Vätern an die Wand!
Heftet Bilder von unterschiedlichen Müttern und Vätern an die Wand!

© Doris Spiekermann-Klaas/Tsp

In vielen Ländern in Europa dürfen homosexuelle Paare heiraten

Männer, die Männer lieben, nennt man schwul, Frauen, die Frauen lieben, lesbisch, man kann auch homosexuell sagen. Paare, die aus Mann und Frau bestehen, nennt man heterosexuell. In elf europäischen Ländern, darunter Spanien und Irland, dürfen homosexuelle Paare heiraten, in Deutschland nur sowas Ähnliches mit weniger Rechten. Manche denken, eine Ehe geht nur zwischen Mann und Frau. Dabei sollte man doch heiraten dürfen, wen man liebt!

Pink oder Blau?

Verpackungen für Mädchen und Frauen sehen anders aus als die für Jungs und Männer, ist euch das schon mal aufgefallen? Im Drogeriemarkt sind die Flaschen mit Shampoo und Duschgel für Frauen Pink bis Weiß, die für Männer Blau bis Schwarz. Die Bilder auf den Verpackungen für Mädchen sind kleinteiliger, bei den Jungs ist weniger drauf.

Einige Kinder haben sich Produkte ausgedacht, die für alle sein sollen, und dann Werbespots darüber gedreht. Die könnt ihr euch an einer Station ansehen, wir fanden sie richtig lustig. Einer ist für einen Hochzeitsspiegel, in dem man sehen kann, ob man den Richtigen heiratet, ein anderer für eine Schleifeneule, die sich in ein Zuckermonster verwandeln kann. Und mit dem ultimativen Zauberstift für 69,99 Euro können Jungs sicher genauso viel anfangen wie Mädchen.

Geboren als Mann oder Frau - oder dazwischen?

Fühlt die abgebildete Person sich als Mann, Frau oder irgendwo dazwischen?
Fühlt die abgebildete Person sich als Mann, Frau oder irgendwo dazwischen?

© Doris Spiekermann-Klaas/Tsp

An einer anderen Station könnt ihr Bilder von verschiedenen Menschen anschauen und einschätzen, als was sie geboren wurden – als Mann oder Frau oder als irgendwas dazwischen? Als was fühlt er oder sie sich? Wen liebt er/sie? Dann könnt ihr nachschauen, ob ihr richtig gelegen habt. Ist nicht immer der Fall!

Für jede Person gibt es eine Tüte mit mehr Infos über ihr Leben, die könnt ihr euch von einem Nagel an der Wand nehmen und nachgucken, was drin ist.

- All Included. Die Ausstellung im Jugend Museum Schöneberg, Hauptstr. 40/42, könnt ihr bis 31. Juli sehen. Gruppen anmelden: 90 277 6163. Sa–Do 14–18 Uhr, Fr 9–14 Uhr.

Der Text ist zunächst auf der Kinderseite im gedruckten Tagesspiegel erschienen.

Mehr LGBTI-Themen finden Sie auf dem Queerspiegel, dem queeren Blog des Tagesspiegels. Themenanregungen und Kritik gern im Kommentarbereich etwas weiter unten auf dieser Seite oder per E-Mail an: queer@tagesspiegel.de.

Folgen Sie dem Queerspiegel auf Twitter:

Josefine Mollenkopf, Nikolas Amling

Zur Startseite