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Vor Gericht (Symbolbild).

© dpa

Prozessbeginn nach Familiendrama in Berlin: Vater erstach Sohn im Streit

Der Angeklagte schildert die schwierige Beziehung zu seinem 27-jährigen Jungen. Zuletzt habe er in einer „Mischung zwischen Angst und Liebe gelebt“

Sie lebten wieder wie früher unter einem Dach. Doch es kriselte gefährlich zwischen Vater und Sohn. „Fritz hat immer wieder Konflikte provoziert“, erklärte der Vater am Dienstag vor dem Landgericht. Er selbst habe zuletzt in einer „Mischung zwischen Angst und Liebe gelebt“. Bis ihn der 27 Jahre alte Sohn fünf Mal geohrfeigt habe. Kurz nach der Auseinandersetzung habe er ihn zur Rede stellen worden, schilderte Peter W. im Prozess wegen Totschlags.

„Ich habe meinen Sohn Fritz mit einem Messer gestochen, und Fritz ist an diesem Messerstich gestorben“, begann die Erklärung des Vaters, die von der Anwältin verlesen wurde. „Ich habe das nicht gewollt. Und seit diesem Tag lasten neben der Trauer um meinen Sohn eine Verzweiflung und ein Schuldgefühl auf mir, die ich nicht in Worte fassen kann.“ Denn er habe seinen Sohn geliebt. Trotz allem.

Die Angst vor dem Sohn

Peter W. ist 56 Jahre alt. Er hat für die Familie ein Einfamilienhaus in Alt-Hohenschönhausen ausgebaut und seinen Job als Haustechniker stets gut gemacht. Fritz sei sein einziger Sohn, sagte er nun vor Gericht. Der Junge sei schon als Kind verhaltensauffällig gewesen. Aggressiv und despotisch. „Meine Frau und ich haben versucht, uns Hilfe zu holen.“ Sie hätten aber keinen Rat bekommen, der wirklich geholfen hätte. Schon früh sei der Sohn kriminell geworden und habe Drogen konsumiert. „Meine Frau konnte das alles schwer aushalten.“

Die Mutter von Fritz W., der bei der Staatsanwaltschaft schließlich als ein Intensivtäter geführt wurde, nahm sich 2008 das Leben. Der Angeklagte sagte, auch er sei in den Jahren danach in psychologischer Behandlung gewesen. In der Therapie habe auch lernen sollen, sich konsequenter zu verhalten. Doch dann habe Fritz nach einer Haftentlassung und dem Ende einer Beziehung erneut mittellos vor der Tür gestanden. „Ich hatte die Hoffnung, dass es wieder besser werden würde mit ihm und der Familie“, sagte der Vater. Er nahm ihn auf.

Bis zum Drama am 27. September 2017. Fritz sei „in aggressiver Stimmung“ gewesen, weil ihm das Jobcenter Geld gestrichen habe, schilderte der Vater. Der Sohn habe Alkohol getrunken, er selbst auch. Dann Pöbeleien durch Fritz: „Wer ist der Herr im Haus?“ Und Ohrfeigen vor den Augen der neuen Partnerin des Vaters.

Sein Sohn sei danach in sein Zimmer gegangen, so der Vater. Diesmal aber habe er ihm klarmachen wollen: „So geht es nicht weiter!“ In einem erneuten kurzen Streit habe Fritz getreten. „Ich stach Richtung Arm“, sagte der Angeklagte. Der Stich traf ins Herz. Der Sohn verblutete noch am Tatort. Prozess-Fortsetzung: 10. April.

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