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Der Angeklagte im Fall der vermissten Georgine Krüger im Gerichtssaal.

© dpa

Prozess um das Schicksal von Georgine Krüger fortgesetzt: Ali K. suchte die Nähe zu jungen Mädchen

Im Prozess um Georgine Krüger sagte eine Zeugin aus der Nachbarschaft aus. Der Angeklagte soll sie und Freundinnen mehrmals auf der Straße angesprochen haben.

Drei Jahre nach dem Verschwinden von Georgine Krüger gingen andere Mädchen aus der Stendaler Straße in Moabit zur Polizei. Sie zeigten einen Mann aus der Nachbarschaft an, weil er ihre Nähe gesucht und sie anzüglich angesprochen habe. Zunehmend unangenehm. Jenes Verfahren gegen Ali K. aber wurde nicht weiter verfolgt. Zehn Jahre nach ihrer damaligen Aussage saß am Mittwoch eine der inzwischen jungen Frauen dem 44-Jährigen im Prozess um das Schicksal der 2006 verschwundenen Georgine gegenüber.

„Er fragte, ob ich schon geküsst, schon Sex gehabt hätte“, erinnerte sich die 23-jährige Zeugin. Mehrmals habe er sie und zwei ihrer Freundinnen auf der Straße angesprochen. Er habe gesagt, dass er Sex mit ihnen wolle. „Da war ich zwölf oder 13 Jahre.“

Fünf oder sechs Mal habe es unangenehme Begegnungen mit K. gegeben, so die Zeugin. Ansonsten habe sie den Mann aus der Nachbarschaft als einen erlebt, der oft an seinem Auto schraubte. Ihr Vater habe ihn gekannt. „Wir kauften bei K. einen Welpen.“ Anzüglich angesprochen habe er sie danach im Jahr 2009. „Erst fragte er, wie es dem Hund geht. Dann wurden seine Fragen immer komischer.“ Sie habe es ihren Eltern erzählt. „Ich sollte nicht mehr mit ihm reden.“ 

Angeklagter soll Georgine auf dem Heimweg abgepasst haben

Zu dem Zeitpunkt gab es im Fall Georgine noch keine Spur. Die damals 14-Jährige war am 25. September 2006 verschwunden. Gegen 14 Uhr geschah es den Ermittlungen zufolge. Sie kam aus der Schule und stieg aus dem Bus. Etwa 200 Meter waren es bis zu ihrem Wohnhaus, wo ihre Großmutter mit dem Essen auf sie wartete. Das Mädchen kam nie an. Der Fall gehörte jahrelang zu den bekanntesten Vermisstenfällen Deutschlands. Dann im Dezember 2018 die Festnahme von Ali K.

Der dreifache Vater soll das Mädchen aus der Nachbarschaft abgepasst, in seinen Keller gelockt, niedergeschlagen und vergewaltigt haben. Aus Angst vor Entdeckung soll er die Schülerin erwürgt haben. Er soll die Tat einem ab 2017 auf ihn angesetzten verdeckten Ermittler gestanden und berichtet haben, dass er die Leiche in einen der Müllcontainer auf seinem Hof geworfen habe. Als er verhaftet wurde, bestritt der Deutsche mit türkischen Wurzeln. Vor Gericht schweigt er. 

Es ist ein schwieriger Indizienprozess. Am inzwischen achten Verhandlungstag gaben die Richter bekannt, dass neun zusätzliche Tage bis zum 4. Dezember geplant seien.

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