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Der Prozess gegen Silvio S. begann nach einer Verzögerung am Dienstagvormittag.

© Alexander Fröhlich

Update

Prozess gegen Silvio S. in Potsdam: Richter appelliert an mutmaßlichen Mörder, sein Schweigen zu brechen

Der erste Prozesstag ist zu Ende gegangen. Der Gutachter hält Silvio S. für voll schuldfähig. Lesen Sie hier die Ereignisse nach.

Wegen Mordes an dem sechsjährigen Elias und dem vierjährigen Mohamed steht ab heute der 33-jährige Silvio S. in Potsdam vor Gericht. Er soll die Jungen laut Anklage getötet haben, damit sie keinem erzählen konnten, dass er sie entführt hatte, um sie zu missbrauchen. An Mohamed soll Silvio S. sich vergangen haben, bei Elias soll er es versucht haben. Die Staatsanwaltschaft wirft Silvio S. bei dem Prozess am Landgericht Potsdam zweifachen Mord vor. Zudem ist er unter anderem wegen schweren sexuellen Missbrauchs angeklagt. Wir halten Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden und berichten über den Prozess aus Potsdam.

+++ Ende des ersten Prozesstages: Am Ende des ersten Prozesstages versuchte es der Vorsitzende Richter Theodor Horstkötter noch einmal. Die beiden letzten Zeuginnen waren vernommen, es waren Anwohnerinnen, die Elias am Tag seines Verschwindens noch am späten Nachmittag gesehen haben wollen. Silvio S. hatte den Prozess aufmerksam verfolgt, hörte aufmerksam zu, aber ohne Emotionen zu zeigen. Nur einmal wischte er sich Tränen aus den Augen, ein anderes Mal erwischte er sich selbst beim Grinsen. Sein Verteidiger sagte am Rande des Prozesse nur, auch Silvio S. gehe der Prozess nahe, er sei kein kaltherziger Mörder.

Als das alles vorbei war, drehte sich Richter Horstkötter zu Silvio S.. Er bitte ihn inständig, sagte der Vorsitzende Richter, und er werde dies auch zu Beginn des nächsten Verhandlungstages tun, durch seine Aussagen für Aufklärung zu sorgen. Die Mütter von Elias und Mohamed "haben einen Anspruch darauf zu erfahren, was passiert ist. Es gibt nur einen, der was weiß. Das sind sie."

Bis zum 26. Juli sind weitere elf Verhandlungstage angesetzt. Laut Gericht will eine Tante von Silvio S. doch nicht aussagen und von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht gebrauch machen. Am kommenden Montag sollen vor allem Zeugen aus dem Umfeld des 33-jährigem Angeklagten gehört werden.

+++ Zentrale Frage: Wäre Elias einfach so mit Fremden mitgegangen? Das Gericht ging am Nachmittag der Frage nach, ob Elias einfach mit Fremden mitgelaufen wäre. Dazu wurden mehrere Zeugen vernommen: Eine Therapeutin aus seiner Schule, seine Horterzieherin und eine Freundin von Elias' Mutter. Dabei wurde Elias als lebendiges, aber sensibles Kind beschrieben. Die Aussagen der Zeugen deckten sich weitgehend: Demnach wäre Elias nicht ohne weitere Lockmittel oder sogar ohne Rücksprache mit seiner Mutter mit Fremden mitgegangen.

"Elias wäre bei Fremden nur mitgelaufen, wenn man ihn ködert", sagte etwa die Schulpsychologin. Da wischt sich Silvio S. Tränen aus den Augen, beschreibt Reporter Alexander Fröhlich aus dem Gerichtssaal. Elias' Horterzieherin spricht von ihrer letzten Begegnung mit dem damals sechsjährigen Jungen: Er malte Minions und sei danach spielen gegangen.

Über die Mutter sagte eine Freundin von ihr: „Sie war konsequent, streng, liebevoll. Sie setzte Grenzen, die ich manchmal nicht so gesetzt hätte.“ Allerdings hätte sich Elias auch stets bei allen möglichen Dingen bei seiner Mutter rückversichert, ob er dies und jenes machen dürfe, schilderte sie anschließend.

+++ Der Prozess geht weiter: Der nächste Zeuge wird inzwischen vernommen: Florian A., der Freund von Elias' Mutter. "Elias war wissbegierig, zappelig, auch sehr empfindsam, bei Fremden zunächst zurückhaltend."

+++ Mutter kritisiert Polizei: Die Polizei in Potsdam hat sein Verschwinden aufgenommen, aber sie habe sich am Anfang von den Beamten "nicht so ernst genommen gefühlt".

+++ Mutter über Warnungen: Ich habe Elias erklärt, dass er nie mit Fremden mitlaufen darf und in meiner Nähe bleiben muss.

+++ Mutter von Elias spricht: Um kurz nach 12 Uhr begann die 26-Jährige Mutter von Elias vor dem Landgericht Potsdam mit ihrer Aussage. Silvio S. bleibt während ihrer Aussage im Gerichtssaal sitzen. Er schaut die Mutter an - und regt sich nicht weiter.

+++ Silvio S. ist voll schuldfähig: Nach Angaben des Vorsitzenden Richters Theodor Horstkötter hat ein Gutachter festgestellt, dass Silvio S. bei einer Verurteilung nicht in die Psychiatrie muss. Er sei voll schuldfähig. Zuvor hatte der Vorsitzende Richter am Landgericht einen von der Verteidigung beantragten Ausschluss der Öffentlichkeit abgelehnt. Dann begann der Staatsanwalt mit der Verlesung der Anklage zu den Morden an Elias und Mohamed.

+++ Richter bittet um Ruhe: Der Vorsitzende Richter Theodor Horstkötter weiß, wie emotional aufgeladen der Prozess ist. Zumal auch zahlreiche Potsdamer, die nach dem Verschwinden von Elias im Stadtteil Schlaatz bei der wochenlange Suche geholfen haben, im Gerichtssaal sitzen. Vorsorglich appellierte er gleich nach Beginn der Verhandlung, "von Zwischenrufen und Kommentaren, insbesondere beleidigenden, Abstand zu nehmen".

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+++ Wiederholte Unterbrechungen zu Beginn: Die Mehrheit der 30 Besucher sind Frauen, auch einige Männer sind dabei. Darunter sind zahlreiche Potsdamer, die nach dem Verschwinden von Elias im Stadtteil Schlaatz bei der wochenlangen Suche nach dem Jungen geholfen haben. Um über die Anträge zum Ausschluss der Öffentlichkeit zu beraten, wurden Besucher und Presse zunächst aus dem Saal geschickt, mussten dann wieder durch die Sicherheitsschleuse. Nach einer halbstündigen Unterbrechung verkündete der Vorsitzende Richter Theodor Horstkötter dann aber nur, dass die Verhandlung erneut bis 11.30 Uhr unterbrochen wird. Bis dahin berät die Schwurgerichtskammer über die Anträge.

Der Verteidiger von Silvio S. Will erreichen, dass die Öffentlichkeit für den kompletten Prozess ausgeschlossen wird. Die Anwälte der Mutter von Mohamed lehnten den Anträge ab, beantragten aber den Ausschluss der Öffentlichkeit, wenn Staatsanwalt Peter Petersen die Anklage verliest. Als Grund wurde die Intimsphäre des Anfang Oktober 2015 von S. vor dem Berliner Lageso entführten vierjährigen bosnischen Jungen Mohamed genannt. Die Anwältin der Mutter von Elias erklärte, sie behalte sich vor, für einzelne Verhandlungstage den Ausschluss der Öffentlichkeit zu beantragen.

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+++ Verteidigung will Öffentlichkeit ausschließen: Der Prozess beginnt. Anwälte von Silvio S. beantragen vor Landgericht #Potsdam Ausschluss der Öffentlichkeit für gesamten Prozess um Mord an Elias und Mohamed. Anwälte der Eltern von Mohamed wollen Ausschluss der Öffentlichkeit nur für Anklageverlesung - Rest offen. Gericht berät jetzt darüber.

+++ "Taten" im Prozessumfeld angedroht: Es ist 10.30 Uhr. Ursprünglich hatte die Schwurgerichtkammer den Prozessbeginn auf 10 Uhr angesetzt. Nötig wurden die umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen durch Hinweise der Polizei. Im Internet seien „Taten“ im Umfeld des Prozesses angedroht worden, hätte das Gericht im Vorfeld erklärt. Die Polizei sei deshalb alarmiert und hätte dem Gericht schärfere Sicherheitsmaßnahmen empfohlen. Seit Tagen herrscht deshalb am Gericht Hektik, um dem nachzukommen, Denn eigentlich ist das Gerichtsgebäude nicht für Verhandlungen unter extremen Sicherheitsvorkehrungen geeignet sei.

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+++ Verzögerung durch Sicherungsvorkehrungen: Kurz nach 10 Uhr. Der Beginn des Prozesses gegen Silvio S. wegen Mordes an dem sechsjährigen Elias und dem vierjährigen Mohamed am Landgericht Potsdam verzögert sich am Dienstagvormittag. Grund waren die schweren Sicherheitsvorkehrungen. Besucher und Prozessbeobachter mussten durch mehrere Einlassschleusen. Polizei- und Justizbeamte sicherten das Landgericht schusssicheren Westen ab. Der Aufwand für die umfangreichen Kontrollen ist enorm, Prozessbesucher werden abgetastet und müssen durch eine Sicherheitsschleuse.

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