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Patrick Losensky, bekannt unter dem Künstlername "Fler", im November 2020 im Amtsgericht Tiergarten. Damals saß er allerdings selbst als Angeklagter vor Gericht

© Paul Zinken/dpa-Zentralbild/dpa

Prozess gegen Berliner Clan-Chef: Rapper Fler beschreibt Bushido und Abou-Chaker als „perfektes Team“

Am Mittwoch stand der Rapper im Amtsgericht Tiergarten Rede und Antwort. Dabei gab er auch interessante Einblicke in die Hip-Hop-Szene.

Der prominente Zeuge schien gut aufgelegt, begrüßte die Angeklagten wie Freunde und stand dann im Gerichtssaal Rede und Antwort: Rapper Fler sagte am Mittwoch im Prozess gegen Clan-Chef Arafat Abou-Chaker um mutmaßliche Straftaten zum Nachteil von Rapper Bushido aus und gab vor dem Berliner Landgericht auch einige interessante Einblicke in die Hip-Hop-Szene.

Wie er das Verhältnis von Bushido und dessen Ex-Geschäftspartner Arafat Abou-Chaker beschreiben würde? „Ein engeres Verhältnis gibt es nicht, sehr brüderlich“, legte Patrick Losensky, bekannt als Fler, los. Die beiden hätten „im Business alles besprochen“. Und er schwärmte geradezu: „Man hat sie beneidet, es war das perfekte Team.“

Doch seit August 2020 sitzen sich Bushido, mit bürgerlichem Namen Anis Ferchichi, und sein langjähriger Manager Arafat Abou-Chaker im Gerichtssaal gegenüber. Es geht um mutmaßliche Straftaten zum Nachteil von Rapper Bushido, nachdem dieser im September 2017 die Geschäftsbeziehungen zum Clan-Chef aufgelöst hatte.

Arafat Abou-Chaker soll die Trennung nicht akzeptiert und ein Millionenvermögen verlangt haben. Dabei sei der Musiker im Januar 2018 in einem Büro eingesperrt und mit Stuhl und Wasserflasche attackiert worden.

Die Anklage lautet auf Beleidigung, Freiheitsberaubung, versuchte schwere räuberische Erpressung, Nötigung und gefährliche Körperverletzung. Der 45-jährige Clan-Boss und seine Brüder haben bislang geschwiegen. Sie kommen als freie Männer zur Verhandlung.

Ohne den Clanchef hätte Bushido nie diesen Erfolg gehabt, sagt Fler

Bushido, der Nebenkläger, wird von Personenschützern begleitet. An 25 Tagen hatte er im Prozess sein früheres Leben ausgebreitet. Die Geschäftsbeziehung zu seinem langjährigen Manager verglich er mit einer Zwangsheirat. Er habe jahrelang alles geschluckt und hohe Summen gezahlt – unfreiwillig, sagte der Rapper. Beste Freunde seien sie wahrlich nicht gewesen – er habe nur so getan.

Fler erklärte, er habe sie als „gleichberechtigt“ erlebt. Von 2009 bis etwa 2012/13 sei er mit beiden in Kontakt gewesen, habe Verträge unterzeichnet, es habe Touren und Konzerte gegeben.

Er und Bushido hätten drei bis vier Jahre durchgehalten – dann kam es zum zweiten Mal zum Bruch der Männer, an deren Jugendfreundschaft sich eine Fehde anschloss. Diese begann, als Bushido 2004 das Label Aggro Berlin verließ.

Ohne Arafat Abou-Chaker, so sagte es der Rapper im Zeugenstand, „hätte Bushido nie diesen Erfolg gehabt“. Der Clan-Mann habe ihn gestärkt. „Früher hieß es in der Hip-Hop-Szene: Wenn du dich mit Bushido anlegst, kommt Arafat und Familie.“

Fler muss bald als Angeklagter vor Gericht

Er selbst habe das einmal erlebt. Inzwischen sei er mit Arafat Abou-Chaker befreundet – seit etwa zweieinhalb bis drei Jahren. Was Arafat Abou-Chaker über die Trennung von Bushido berichtet habe? „Alles, es geht um Geld und Immobilien“, platzte es aus ihm heraus.

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Dinge, die aus seiner Sicht zivilrechtlich geklärt werden müssten. Was er über den angeblichen Angriff gegen Bushido weiß? „Es wird viel geredet, im Internet und so.“ Was Arafat Abou-Chaker zum Strafverfahren sagte? „Dass es Blödsinn ist, eine Lüge, dass es konstruiert ist“.

Auf Fler kommt ein weiterer Gerichtstermin in dieser Woche zu: Am Freitag soll er erneut als Angeklagter erscheinen. In einem Prozess vor dem Amtsgericht Tiergarten geht es dann um ein ganzes Bündel an Tatvorwürfen. Er ist unter anderem wegen Körperverletzung, Bedrohung, Beleidigung und Sachbeschädigung angeklagt.

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