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Eine Blitzsäule mit kombinierter Überwachung von Rotlicht und Geschwindigkeit steht an einer Ampelkreuzung.

© Daniel Karmann/dpa

Prozess gegen 35-Jährigen: Mit Tempo 160 durch den Kiez gerast

Mit gestohlenem Auto und ohne Führerschein raste Okan K. vor knapp drei Jahren nachts durch Wedding. Dann fuhr er in den Eingang von einem U-Bahnhof.

Das Auto war gestohlen und eine Fahrerlaubnis besaß Okan K. nicht, als er vor knapp drei Jahren nachts durch Wedding raste und am Ende in den Eingang eines U-Bahnhofs preschte. Mit 150 bis 160 Stundenkilometern wollte er laut Anklage die Kreuzung Müllerstraße/Fennstraße überqueren – da stand die Ampel für ihn auf Rot. „Bei einer Ausweichbewegung verlor ich die Kontrolle über das Fahrzeug“, gestand er am Dienstag vor dem Landgericht. Er gab außerdem Einbrüche in Werkstätten zu.

Der Mann von 35 Jahren ist seit Jahren bei Polizei und Justiz bekannt. Mehrfach ist er vorbestraft. Zuletzt erhielt er 2015 eine Strafe von fünf Jahren und zwei Monaten Haft unter anderem wegen Autodiebstahls. Damals ordneten die Richter wegen einer Drogensucht auch seine Unterbringung in einer Entziehungsanstalt an. Er kam deshalb in den sogenannten Maßregelvollzug. Insasse K. aber entwich Ende August 2017 bei Lockerungen.

„Erst habe ich mir Geld von Bekannten geliehen, um meinen Drogenkonsum zu finanzieren“, erklärte K. nun über seinen Verteidiger. Als er nichts mehr bekam, „ging es los mit den Taten“. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft – mehr als 30 Straftaten – würden weitgehend zutreffen. Er sei mit Komplizen und auch allein in Werkstätten eingestiegen oder habe es versucht. Sie hätten Geld aus Schränken gestohlen und es geteilt. Auch Autos seien entwendet, mit geklauten Kennzeichen ausgestattet und genutzt worden.

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Es war drei Uhr nachts, als Okan K. am 15. Februar 2018 durch Wedding raste. Mit einem BMW, den zuvor Unbekannte gestohlen hätten, heißt es in der Anklage. Es sei ihm darauf angekommen, „eine höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen und beizubehalten“, so die Anklage. Er habe die Gefahren für andere Verkehrsteilnehmer billigend in Kauf genommen. Im Prozess geht es deshalb auch um den Straftatbestand des verbotenes Kraftfahrzeugrennens.

Als ein anderer Fahrer bei für ihn grüner Ampel in die Kreuzung fuhr, wollte Raser K. ausweichen, touchierte den anderen Wagen und geriet ins Schleudern. Er habe mit dem BMW die Umwehrung des U-Bahnhofs Reinickendorfer Straße auf dem Mittelstreifen durchbrochen. „Dabei habe ich mich erheblich am Auge verletzt.“ Er entkam zu Fuß. Einen Monat später wurde er gefasst. Einen Beruf hat K. nicht erlernt. Sein Vorstrafenregister begann 2003 und ist lang – etwa 15 Eintragungen, hieß es am Rande der Verhandlung. Er wolle seine Therapie fortsetzen und strebe ein Leben ohne Drogen an, beteuerte K. nun. Der Prozess geht am Donnerstag weiter.

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