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Mord aus Mordlust? Am Freitag begann der Prozess am Landgericht Moabit.

© Fabian Sommer/dpa

Prozess am Landgericht Berlin: Freundin aus Mordlust erschossen?

Zwei Männer stehen vor Gericht. Sie wollten laut Anklage einen Menschen sterben sehen.

Einer der beiden Männer auf der Anklagebank hinter Panzerglas plauderte und grinste immer wieder. Es schien ihm gleichgültig zu sein, dass die Mutter der Frau, die er kaltblütig und ohne Anlass erschossen haben soll, nur wenige Meter von ihm entfernt saß. Auf Mordlust lautet die Anklage. René T. und Sven H., 29 und 40 Jahre alt, sollen die Freundin von T. getötet haben, „weil sie einen anderen Menschen sterben sehen wollten“. Ob sich die beiden Männer zu den Vorwürfen äußern werden, blieb zu Prozessbeginn am Freitag vor dem Landgericht zunächst offen.

Ein Verbrechen, das mit dem Diebstahl einer scharfen Pistole aus einer Laube in Neukölln seinen schrecklichen Lauf genommen haben soll. Am späten Abend des 27. Dezember 2018 sei den beiden Angeklagten, die sich aus dem Drogenmilieu kennen sollen, die Waffe in die Hände gefallen. Wiktoria S., die 25-jährige Freundin von T., soll in der Nähe auf das Duo gewartet haben. Völlig arglos habe die aus Polen stammende Frau auf dem Gehweg in der Oderstraße gestanden.

Mit Mordlust sollen sie auf die Frau zugegangen sein. H. habe die Waffe durchgeladen und an T. gegeben, so die Anklage. Dieser habe aus einer Entfernung von zweieinhalb Metern auf die Frau geschossen. Die erste Kugel traf ihren rechten Arm. Dann sei es zu Ladehemmungen gekommen. Die Täter aber nahmen das nicht als ein Stopp-Signal. Entschlossen sollen sie ihren Plan durchgezogen haben. „H. nahm die Waffe erneut, lud durch und übergab sie plangemäß T.“, so die Anklage. Ein Kopfschuss. Wiktoria S. wurde später in einer Toreinfahrt entdeckt. Sie verstarb am nächsten Tag in einem Krankenhaus.

Fünf Tage später klickten in Lichtenberg für René T. die Handschellen. Er soll in ersten Vernehmungen ein erschütternden Geständnis abgelegt und den Mitangeklagten belastet haben. Sie hätten „einfach mal jemanden abschießen“ wollen, soll T. zu Protokoll gegeben haben. H. allerdings habe eine derartige Motivation in seinen damaligen Aussagen nicht bestätigt, hieß es am Rande des Prozesses.

Motiv Mordlust stützt sich auf früheres Geständnis

Zwei Männer, die keinen Beruf erlernt haben und zuletzt auch keinen Job hatten. Drogenkonsum soll ihr Leben bestimmt haben. Sven H., ein Mann mit langen Filzlocken und blassem Gesicht, wirkte nun ängstlich. Ganz das Gegenteil der mutmaßliche Todesschütze. T. kaute auf seinem Piercing an der Lippe herum und grinste breit. Die Mutter der Getöteten, die Nebenklägerin ist, wirkte fassungslos.

Die Verteidiger von T. wollen das frühere Geständnis, auf das sich das Motiv Mordlust stützt, erschüttern. Ihr Mandant sei „seit mindestens zehn Jahren drogenabhängig“, erklären sie. Er habe seit seiner Haftentlassung Ende 2017 hemmungslos Alkohol und Rauschgift konsumiert. „Schon nach dem Aufstehen.“ Er habe in „Dauerberauschung“ gelebt. Als er dann bei der Polizei saß, habe er unter Entzugserscheinungen gelitten. Zunehmend sei er bereit gewesen, „für ein Bier und Zigaretten alles kundzutun, von dem er annahm, das man es hören möchte“.

René T., der sich bereits um 20 Vorstrafen vor allem wegen Diebstahls und Besitzes von Betäubungsmitteln eingehandelt haben soll, war den Angaben zufolge noch nicht lange mit Wiktoria S. befreundet. „Es gab laut Ermittlungen nicht den geringsten Anlass zur Tat“, hieß es. Die Verteidiger wollen nun bis zum 15. Juli die Gerichtsbesetzung überprüfen.

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