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Mottowagen des diesjährigen Düsseldorfer Umzugs.

© Gambarini/dpa

Provokation im Berliner Karneval: Schunkeln mit durchgestrecktem Arm

Am Berliner Rosenmontag feierte eine Gruppe Rechter in der Kulturbrauerei mit. Sie zeigte offen ihre Gesinnung.

Auf Karnevalspartys begegnen einem die seltsamsten Gestalten. Seeräuberinnen und Könige, Star-Trek-Kommandeure und Robin Hoods, Zahnärztinnen und Zauberlehrlinge drängten sich Montagabend in den Soda-Club der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg, zur größten Rosenmontagsfeier Berlins.

Ein paar Hundert Verkleidete tanzten und sangen die Kölner Lieder mit, man sah in viele sehr glückliche Gesichter, auch einige sehr betrunkene. So weit, so gewohnt.

Neu war in diesem Jahr die Gruppe durchtrainierter Männer, die sich die meiste Zeit am Rand der Tanzfläche aufhielt. Allesamt nicht kostümiert, dafür uniformiert. Sie trugen weiße T-Shirts, auf die hinten ein großer Ährenkranz gedruckt war, dazu ein Slogan: „Zukunft braucht Herkunft“.

Wer sie ansprach und fragte, welchem Klub sie denn angehörten, bekam unterschiedliche Auskünfte. Einer sagte, sie seien Freunde, die sich von der Feuerwehr kennen. Ein anderer meinte, sie seien ein Kegelverein. Und ja, beim Spruch „Zukunft braucht Herkunft“ sei natürlich die deutsche Herkunft gemeint. Manche Gäste wunderten sich über die Shirts, andere glaubten an eine Gruppenkostümierung.

Gepöbel gegen angeblich Nichtdeutsche

Auf der Toilette fiel einer der Männer dann auf, als er herumzeterte, ob hier denn überhaupt noch irgendwelche Deutschen anwesend seien. Ein anderer lästerte über „tuntige Männer“ in Frauenkleidern.

Etwas später zogen sich die Uniformierten wie auf Kommando ihre Shirts aus, präsentierten ihre tätowierten Oberkörper, einer streckte seinen rechten Arm in die Luft.

War das ein Hitlergruß? Natürlich nicht, sagte der Mann, sie seien nämlich ganz unpolitisch, und grinste frech.

Das Erschreckende dieses Abends ist nicht die Erkenntnis, dass Rechtsextreme existieren und einige von ihnen offensichtlich den Karneval mögen.

Das Erschreckende ist, wie selbstsicher sie inzwischen sogar in einem sonst so liberalen Viertel wie Prenzlauer Berg auftreten – wie wenig Scheu sie haben, ihre Gesinnung offen zu zeigen. Dass sie offensichtlich keine Kostüme mehr brauchen, um bei uns mitfeiern zu dürfen.

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