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Bei der Rückkehr zum Hermannplatz zünden Teilnehmer der Kurden-Demonstration Pyrotechnik.

© Nina Breher

Update

Proteste gegen türkische Offensive: Mehrere Tausend Menschen demonstrieren in Berlin

„Stoppt Völkermord“ und „Stop the bloody war“: Bei Protesten gegen die türkische Invasion in Syrien geht es hitzig zu. In ganz Deutschland gibt es Demonstrationen.

Mehrere Tausend Demonstranten sind am Sonnabend in Berlin einem Aufruf von kurdischen Gruppen und Migrantenorganisationen gefolgt, gegen die türkische Militäroffensive in Nordsyrien zu protestieren. Auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor versammelten sich nach Angaben von Polizeibeamten lediglich 100 Menschen. Wesentlich größer ist eine Demonstration, die am Nachmittag am Hermannplatz in Neukölln startete.

Die Veranstalter nannten dafür anfangs eine Teilnehmerzahl von „über 1000 Menschen“. Am frühen Abend, als die Demonstration Kreuzberg erreicht hatte, hatten sich rund 3300 Menschen dem Zug angeschlossen, wie die Polizei auf Tagesspiegel-Anfrage mitteilte. Angemeldet waren für die beiden Demonstrationen jeweils nur einige hundert Menschen. Ein Sprecher des Kurdischen Zentrums für Öffentlichkeitsarbeit hatte dagegen bereits am Freitag zusammen etwa 5000 Teilnehmer erwartet.

„Stoppt Völkermord“ oder „Stop the bloody war“ stand auf Plakaten, die Demonstranten durch Neukölln und Kreuzberg trugen. Zu sehen waren neben kurdischen Flaggen auch Banner der YPJ, also der Frauenkampfverbände der Volksverteidigungseinheiten YPG, ferner Fahnen von Antifa und MLPD sowie der verbotenen kurdischen PKK. „Wir werden so lange protestieren, bis die westlichen Länder die Invasion in Rojava beenden“, verkündete eine Frau von der Ladefläche eines Lastwagens, der an der Spitze des Zuges fuhr. „Erdogan Terrorist“. rief die Menge.

Mit zunehmender Dauer wurde die Stimmung aggressiver. Teilweise zündeten Demonstranten mitten in der Menge Feuerwerk, Nebeltöpfe und Bengalos. Vereinzelt kam es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen und Sprechchören gegen die Polizei. Es gab Flaschen- und Steinwürfe auf Einsatzkräfte und Personen außerhalb des Zuges – offenbar eine Auswirkung des türkisch-kurdischen Konflikts. Es gab einige Freiheitsentziehungen. Bis 20 Uhr löste sich die Demonstration zurück am Hermannplatz allmählich auf.

Bei der kleineren Protestveranstaltung am Brandenburger Tor zeigten die überwiegend kurdischen Demonstranten am Nachmittag Plakate mit Slogans wie „Stop killing Kurds“, „Eure Waffen töten uns“ und „Die Türken bringen uns mit amerikanischen Waffen um“.

Sie halten Fahnen der autonomen Region Kurdistan: Demonstranten am Pariser Platz.
Sie halten Fahnen der autonomen Region Kurdistan: Demonstranten am Pariser Platz.

© dpa

Die Proteste fanden in mehreren deutschen Städten statt. Allein in Köln gingen Schätzungen zufolge mehr als 10.000 Menschen auf die Straße. Auf ihrem Marsch durch den Stadtteil Deutz zahlreiche Fahnen in den kurdischen Nationalfarben in die Höhe. Aus der Menge wurde auch hier immer wieder skandiert, Erdogan sei ein „Terrorist“. „Keine deutschen Waffen für Erdogans Machenschaften“, hieß es auf Transparenten. Die Polizei war mit mehreren Hundertschaften vor Ort, um mögliche Auseinandersetzungen mit Erdogan-Anhängern zu unterbinden.

In Frankfurt am Main zählten die Polizei fast 4000 Teilnehmer. „Schluss mit dem Massaker in Rojava“ und „Hände weg von Rojava“, skandierte die aufgebrachte Menge. Sie forderte politischen Druck Deutschlands auf Erdogan. „Ab heute wird es keine ruhige Minute mehr für diese Bundesregierung geben“, sagte ein Redner. Die Polizei warnte die Teilnehmer davor, Symbole der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK oder Bilder des Anführers Abdullah Öcalan zu zeigen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Mittwoch den Beginn einer Offensive im Norden Syriens verkündet. Sie richtet sich gegen die kurdische YPG-Miliz. Nur wenige Stunden nachdem die türkische Armee die syrische Kurdenregion angegriffen hatte, demonstrierten bereits etwa 500 Kriegsgegner am Berliner Oranienplatz. Auch am Donnerstag waren in Deutschland mehrere tausend Demonstranten dagegen auf die Straße gegangen, besonders in Nordrhein-Westfalen. (mit dpa)

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