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Die Organisatorinnen des Animal Rights March, Tanja Schmitz und Yamuna Kemmerling.

© Kai-Uwe Heinrich

Protest in Mitte: Animal Rights March zieht durch Berlin

Zum ersten Mal ziehen die Tierschützer am Sonntag nach Londoner Vorbild durch Berlin. 2500 Teilnehmer werden erwartet.

Männliche Küken werden jedes Jahr millionenfach getötet, Schweinen werden die Ringelschwänze ohne Betäubung abgeschnitten, Hühner picken sich in viel zu engen Käfigen gegenseitig blutig. Fleischproduktion ist, das sehen längst viele so, keine schöne Sache. Für die Umwelt ist die Massentierhaltung ebenfalls ein Problem. Und ungesund ist zu viel Fleischverzehr auch. Trotzdem ändert sich am Konsumverhalten wenig.

Tierschützer wollen das nicht länger hinnehmen – und rufen für Sonntag zum deutschlandweit ersten Animal Rights March in Berlin auf. Mit der Demo „Wir haben es satt!“, die jedes Jahr während der Grünen Woche stattfindet, gibt es bereits eine Veranstaltung, bei der neben einer nachhaltigeren Landwirtschaft auch ein rücksichtsvollerer Umgang mit Nutztieren gefordert wird. Doch der Animal Rights March vertritt eine radikalere Haltung. Gefordert wird eine vollständige Abschaffung der so genannten Nutztierhaltung. Kein Tier sollte für die Bedürfnisse des Menschen sein Leben lassen müssen, so die Überzeugung der Organisatoren.

Tanja Schmitz ist gemeinsam mit ihrer Tochter Yamuna Veranstalterin des Protestzuges. Sie ist Regisseurin und Schauspielerin, ihre 17-jährige Tochter geht noch zur Schule. Die beiden sind Veganerinnen. Tanja Schmitz spielte schon Mitte der Neunziger in der „Lindenstraße“ zwei Jahre lang eine eifrige Tierschützerin und Veganerin. Die Rolle aus der Serie holt sie nun sozusagen im echten Leben wieder ein.

Erwartet werden 2500 Teilnehmer

Die Schauspielerin ist seit zweieinhalb Jahren Veganerin. „Dabei habe ich gerne Fleisch gegessen. Ich hätte nie gedacht, dass ich darauf einmal ganz verzichten würde“, sagt sie. Ihre Tochter, die neben ihr sitzt, habe sie dazu gebracht, erzählt sie bei einem Kaffee Latte mit Sojamilch in einer Kneipe in Friedrichshain. Yamuna hat ihrer Mutter „Tiere essen“, den Buchklassiker der Veganerszene von Jonathan Safran Foer, empfohlen. Seit sie es gelesen hat, sei für sie klar: „Als verantwortungsvoller Mensch kann man heute gar nichts anderes sein als Veganer.“

Mutter und Tochter setzen sich inzwischen gemeinsam für Tierrechte ein, sind involviert in verschiedene Organisationen und hielten auch schon zusammen Mahnwachen vor Schlachthöfen. Dem Klischee des freudlosen Veganers entsprechen die beiden trotzdem nicht.

Auf die Idee, den ersten Animal Rights March in Berlin zu veranstalten, kamen sie, als sie Bilder der aus London sahen, wo 2016 die erste Demo dieser Art stattfand, damals waren zweieinhalbtausend Teilnehmer dabei, ein Jahr später schon doppelt so viele. In Tel Aviv, „einer weltweiten Veganer-Hochburg“, wie Yamuna sagt, seien zuletzt sogar 35.000 Demonstranten gezählt worden. Zu ihrem ersten Marsch in Berlin, der um 11 Uhr am Gendarmenmarkt startet, durch das Brandenburger Tor führen und um 12.30 Uhr vor der Volksbühne mit einer Abschlusskundgebung enden wird, erwarten sie etwa 2500 Teilnehmer. Ein Anfang, um Tieren gerecht zu werden.

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