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Die Demonstrierenden fordern die EU auf, den Handel mit Russland einzustellen.

© Christoph M. Kluge

Protest gegen Russlands Krieg: Aktivisten blockieren stundenlang Autobahn von Deutschland nach Polen

Fast drei Stunden lang ging es für Lkws und Autos an der deutsch-polnischen Grenze nicht weiter: Demonstrierende forderten einen Handelsstopp mit Russland.

Aktivist:innen haben am Montag die Autobahn an der deutsch-polnischen Grenze südlich von Frankfurt (Oder) blockiert. Sie forderten die Europäische Union auf, den Handel mit Russland komplett einzustellen, bis der russische Angriffskrieg beendet ist. In Fahrtrichtung Warschau war am Montag bis 17 Uhr kein Durchkommen möglich.

Die Demonstrant:innen kamen kurz nach 14 Uhr mit etwa einem Dutzend Autos. Kurz hinter der Station des polnischen Grenzpolizei stoppten sie und stellten ihre Wagen zum Teil quer. Mit Fahnen und Transparenten bildeten sie eine Kette über beide Fahrstreifen. Schnell entstand eine lange Schlange von Lkw vor der Blockade. Auch in Gegenrichtung stockte der Verkehr.

Hinter der Aktion steht die Gruppe „Euromaidan Warszawa“, die vor zwei Wochen bereits die Grenze zwischen Polen und Belarus blockierte. Dort dauerten die Blockaden mehrere Tage an. Der Aktivist Andrij Volkodav sagte: „Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass der Handel mit Russland trotz der Kriegsverbrechen weitergeht.“

Der Gruppe gehören Menschen aus der Ukraine, Polen und Litauen an. Am vergangenen Montag hatten einige von ihnen vor dem Bundeskanzleramt in Berlin demonstriert und härtere Sanktionen gefordert. Dabei wurde auch ein Brief mit Forderungen für Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) übergeben. Scholz habe nicht geantwortet, sagte Volkodav.

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„Wir wollen das Gewissen der Deutschen wecken“

Nach etwa einer Viertelstunde traf die polnische Polizei ein. Die Einsatzkräfte sprachen mit den Demonstrierenden, ließen sie dann aber weitermachen. Ein Teilnehmer der Kundgebung vermutete, die polnischen Behörden hätten im Vorfeld von der Aktion gewusst. Die Aktion war ansonsten im Geheimen organisiert worden. Es gab keine öffentlichen Aufrufe. Die deutschen Behörden sollten nichts mitbekommen. „Sonst hätten sie vielleicht die Lkw umgeleitet“, sagt der Aktivist, der nicht namentlich genannt werden möchte.

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Die Fahrer der Laster, die größtenteils polnische Kennzeichen haben, ertrugen die erzwungene Pause ruhig. Von vielen Truckern auf der Gegenfahrbahn erhielt die Blockade sogar ausdrücklichen Zuspruch. Sie hupten und winkten, um ihre Unterstützung auszudrücken. Das sei bei den Aktionen an der polnisch-belarussischen Grenze anders gewesen, erzählte Volkodav. „Die Fahrer dort waren größtenteils Russen. Einige waren sehr aggressiv, haben uns beschimpft und gedroht.“

Andrij Volkodav ist Teil der Aktivist:innen-Gruppe „Euromaidan Warszawa“.
Andrij Volkodav ist Teil der Aktivist:innen-Gruppe „Euromaidan Warszawa“.

© Christoph M. Kluge

Die Aktivistin Natalia Panchenko sagte, der russische Staat nehme durch den Handel mit der Europäischen Union viel Steuergeld ein und bezahle davon den völkerrechtswidrigen Krieg in der Ukraine. Vor allem die deutsche Regierung stelle sich härteren Sanktionen in den Weg. „Solange das so ist, unterstützt Deutschland Kriegsverbrechen“, kritisierte Panchenko.

Auf Schildern zeigten die Demonstrierenden großformatige Fotos aus dem Kriegsgebiet. Es waren grauenhafte Fotos von getöteten Zivilpersonen. Die Menschen müssten diese Bilder sehen, um zu begreifen, was in der Ukraine geschieht, sagte Panchenko. „Wir wollen das Gewissen der Deutschen wecken!“ Die deutsche Zivilgesellschaft sei Putin gegenüber viel kritischer als die Regierung.

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