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Ronny kümmert sich liebevoll um seine Gattin und die Eier im Nest.

© Paul Zinken/dpa

Problemstorch in Brandenburg: Statt Nervensäge neue Rolle als Familienvater

Storch Ronny ist zurück in Brandenburg und kümmert sich behutsam um den Nachwuchs. Sind die Zeiten des Rüpel Ronny vorbei?

Er humpelt, das rechte Bein ist in Schonhaltung: Bedächtig wandert der bundesweit als Problemstorch Ronny bekannt gewordene Vogel über eine Wiese im brandenburgischen Dorf Glambeck. Er sieht aus, als ob er kein Wässerchen trüben könnte. „Wir hoffen, dass er in diesem Jahr ruhiger ist“, sagt Ortsvorsteherin Hilde Peltzer-Blase (CDU). Woher kommt der Sinneswandel des Rüpels, der etwas lädiert wirkt?

Peltzer-Blase denkt, dass er wegen einer Beinverletzung weniger aggressiv ist. Noch vor einem Jahr zitterte das ganze Dorf vor ihm. Ronny attackierte spiegelnde Autodächer - am liebsten dunkel lackierte - und posierte vor Fenster- und Terrassentürenscheiben. In seinem Spiegelbild sah er einen Rivalen. Mit dem harten Schnabel bekämpfte er einen vermeintlichen Feind. Kratzer und Dellen blieben als Versicherungsschaden zurück.

"Störche haben kein Mitleid"

In diesem Frühjahr ist bisher kein hartes Attacke-Stakkato zu hören. „Das Tack, Tack, Tack klingt kraftlos“, sagt seine „Gastgeberin“ Peltzer-Blase, auf deren Wiese er sich gern aufhält. Ronny hat nach ihrer Ansicht offenbar erkannt: Sein Gegenüber im Spiegelbild ist ebenfalls lädiert, von ihm droht keine Gefahr. Der Storchen-Experte des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), Kai-Michael Thomsen, warnt aber davor, den Vogel zu vermenschlichen. „Störche haben kein Mitleid“, sagt er. Offenbar seien im Moment andere Dinge für ihn wichtiger. „Das kann sich aber ändern“, sagt er.

Im vergangenen Frühjahr hatte Ronny die dörfliche Idylle gehörig durcheinander gebracht. In einem Machtkampf vertrieb er Rivalen aus dem angestammten Horst. Doch dann ließ er die umworbene Storchendame links liegen. „Er stolzierte nur herum und vertrieb weiter vermeintliche Rivalen“, sagt die ehrenamtliche Ortsvorsteherin. Die damals geborenen Jungtiere kamen nicht durch.

Der Storch ist zurück

Als er im Herbst endlich in den Süden aufbrach, atmeten die Dorfbewohner auf. „Bei seiner Rückkehr dachten alle „Oh, Gott! Nicht alles wieder von vorn“, sagt die Rentnerin. Der Rummel um das Tier nervte etliche der rund 130 Einwohner. Besucher von weit her wollten den angriffslustigen Storch sehen - von Ruhe keine Spur mehr.

Ronnys Treiben wurde nun mit Argusaugen beobachtet, vor allem, als sich wieder zwei Rivalen am Horst zu schaffen machten. „Er konnte sie vertreiben, wurde aber verletzt“, sagt Peltzer-Blase. Wie schwer die Verletzungen sind, ist unklar. Nabu-Storchen-Experte Thomsen denkt, dass sich das ausheilen wird. „Damit können die Vögel alt werden.“

Ronny wird Papa

Drei Eier sollen nun im Horst auf der nahen Kirche liegen, haben Anwohner entdeckt. Verspürt die Storchenmutter Hunger, ruft sie mit lautem Geklapper nach ihrem Partner. Ronny lässt dann alles stehen und liegen und fliegt sofort zum Nest. Als werdender Vater rückt er behutsam die Eier zurecht, ist aus sicherer Entfernung zu beobachten. Er lässt sich dann darauf nieder und wartet geduldig bis zur Rückkehr seiner Partnerin. Auch nachts sucht er die Nähe zu ihr und ist oft auf dem Horst zu sehen.

Die Dorfbewohner hoffen, dass Ronnys Leben nun in ruhiges Fahrwasser geraten ist. Auch Thomsen denkt, dass der Vogel am Brutgeschäft wieder Gefallen gefunden hat. (dpa)

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