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Die Preisverleihung zum Berliner Unternehmerpreis 2019.

© Kevin P. Hoffmann

„Preisgeld völlig wumpe“: Mit Pulli-Aktion zum Berliner Unternehmenspreis

Die Verleihung des Berliner Unternehmenspreises im Roten Rathaus hatte ihre besonderen Momente. Im Zentrum: Ein Hotel, eine Band und ein Stoffhändler.

„Das Preisgeld ist mir völlig wumpe“. Das waren die ersten Worte von Benjamin Itter, einem der drei Miteigentümer des Kreuzberger Fair-Trade-Stoffhändlers Lebenskleidung, als er am Dienstagabend auf der Bühne im Roten Rathauses gefragt worden war, was er nun mit den 5000 Euro anfangen wolle.

Als Chef der Siegerfirma des Berliner Unternehmenspreises 2019 in der Kategorie für Unternehmen unter 50 Mitarbeitern sei es für ihn wichtiger, „dass ein Spotlight auf die Sache“ gelegt werde. Während man nämlich hier im großen Saal sitzen dürfe, müssten „Leute da draußen in irgendein Loch kriechen oder in den Vorraum einer Sparkasse“, erklärte Itter. Dieser Preis gehöre allen, die dafür sorgen würden, dass diese Mitmenschen zumindest eine Kleinigkeit erhielten.

Die Jury war offenbar beeindruckt davon, wie die Firma ihre Kunden einbindet. Das kam so: Geschäftsführer Itter wurde tätig als er vor drei Jahren im Winter am Bahnhof Kottbusser Tor jeden Tag beobachtete, wie Menschen unter der Kälte leiden.

Seine Idee: Seine Firma stellt den Stoff zur Verfügung, der dann von Kundinnen und Kunden zu Pullovern und Mützen genäht wird. „Die Pullover sind individuell gefertigt, nagelneu, sie halten nicht nur warm, sondern geben den Bedürftigen auch ein Stück Würde zurück“, zitierte Moderatorin Aline Abboud vom ZDF aus der Begründung der Jury.

Im vergangenen Winter, dem dritten Jahr der Aktion „Last uns Wärme nähen“ der Lebenskleidung GbR, kamen so rund 1000 Pullover und Mützen zusammen.

Stoffhändler setzten sich gegen Eismanufaktur und Radiosender durch

Die Stoffhändler setzten sich nur knapp gegen die ebenfalls sehr engagierten Teams der Eismanufaktur Vanille & Marille durch, und gegen die Truppe des Rockmusik-Radiosenders Star FM 87.9.

Bei den Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern erhielt die Mannschaft des Hotels InterContinental in der Budapester Straße in Charlottenburg den Preis – vor Edeka Peter Gayermann und Daimler Group Service Berlin.

IHK-Präsidentin Beatrice Kramm bemerkte, dass Unternehmen bei allen aktuellen wichtigen Debatten der Stadt im Zentrum stünden, aber oft ein Widerspruch aufgemacht werde „zwischen der Wirtschaft auf der einen Seite und der Stadtgesellschaft auf der anderen? Das darf nicht sein!“ Unternehmer seien Teil der Stadtgesellschaft.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte, in Gesprächen mit den Kammern bekäme er immer wieder gesagt, wie wenig manche junge Leute von ihren Elternhäusern mitbekommen hätten. Er lobte, dass ausbildende Unternehmen oft diese Rolle übernähmen, auch mal „eine klare Ansprache finden, Grenzen setzen, Regeln setzen“, und so den sozialen Zusammenhalt vorleben.

Sieger erhalten Mendelssohn-Medaille

Die Vertreter der Siegerunternehmen, Hotel InterContinental und Lebenskleidung, erhielten zudem die Mendelssohn-Medaille überreicht. Sie war bis vor zwei Jahren jährlich von den ehemaligen Kammerpräsidenten Eric Schweitzer und Stephan Schwarz gestiftet worden. Sie erinnert an den Unternehmer Franz von Mendelssohn (1865-1935).

Im vergangenen Jahr hatte der Verlag Der Tagesspiegel die Auszeichnung erhalten, vor allem wegen der Berichterstattung und das bürgerschaftliche Engagement im Rahmen von Aktionen wie „Menschen helfen“ und „Gemeinsame Sache“.

Auch die musikalische Begleitung machte die Preisverleihung zu etwas Besonderem in der Reihe der vielen Wirtschaftspreisverleihungen, bei denen es ja in der Regel darum geht, das Augenmerk der Öffentlichkeit auf einen Missstand oder eine besondere Leistung zu legen. Während zwei Songs der Band „Baghdad“ sowohl bei Komposition wie Interpretation Luft nach oben gelassen hatten, rührte ein Duett des irakischen Sängers und Gitarristen Sinan Mohammed und der amerikanischen Sängerin Christy Fiskeaux einige der 300 Gäste zu Tränen. Die Musiker ließen Potenzial für die ganz große Bühne erkennen mit der Ballade „All of me“ des US-Musikers John Legend.

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