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Es war eine lange Nacht im Tresor an der Köpenicker Straße. Zwei Besucher am Morgen danach.

© Sabrina Jeblaoui / www.instagram.com/nachtclubsberlin

Porträts aus dem Berliner Nachtleben: Berlins Clubgänger im Morgengrauen

Sie sind weltweit berüchtigt: Berliner Clubs. Mit ihren Aufnahmen der Besucher zeigt eine junge Fotografin das Porträt einer Szene.

Technoclubs gehören zu Berlin wie Döner und Currywurst. Entsprechend lang sind die Schlagen davor, oft länger noch als bei Mustafa’s Gemüsekebap am Mehringdamm. Wer mitfeiern will in der sagenumwobenen Welt der scheinbar nie endenden Partys, muss sich den Türstehern stellen – und die Dresscodes kennen: Im Berghain wird vor allem schwarz getragen, ein Hauch Fetisch und Plateauschuhe schaden auch nicht. Im Kater Blau darf es, genau wie im Sisyphos, bunt sein, ein bisschen Hippie, ein bisschen Glitzer. Zu den „Buttons“-Party im About Blank kommt man besser nicht allzu zugeknöpft.

Doch wie das Gesamtbild der Feiernden aussieht, wissen nur die, die da waren. Fotografieren ist in den meisten Clubs streng verboten. Nicht zuletzt deshalb zieht Sabrina Jeblaoui für ihr Projekt „Nachtclubs Berlin“ mit der Kamera regelmäßig los, um jene abzupassen, die die Partys verlassen. Ihre Aufnahmen entstehen bei Tageslicht, vor den Clubs, in denen die Uhrzeit sowieso eine untergeordnete Rolle spielt.

Wie man ins Berghain kommt? Zum Beispiel so.
Wie man ins Berghain kommt? Zum Beispiel so.

© Sabrina Jeblaoui / www.instagram.com/nachtclubsberlin

"Das erste halbe Jahr war ich oft feiern"

Die 26-Jährige stammt ursprünglich aus dem Süden Frankreichs, lebte sechs Jahre in Paris, seit zwei Jahren nun in Berlin. Mit der Clubgänger-Serie begann sie im vergangenen 2018, mittlerweile hat der Instagram-Account, auf dem sie bislang mehr als 260 Posts veröffentlichte, fast 12.000 Follower. „Das erste halbe Jahr, nachdem ich nach Berlin gezogen bin, war ich sehr oft feiern“, erzählt sie. „Mittlerweile gehe ich nur noch alle paar Monate in Clubs.“ Das Projekt gibt ihr die Möglichkeit, die Szene zu erleben, ohne sich in die Nacht zu stürzen. Denn das hat ja auch seine Schattenseiten, gerade in Berlin verliert man sich leicht darin.

Sie passt die Clubgänger am Morgen danach ab: Die Französin Sabrina Jeblaoui.
Sie passt die Clubgänger am Morgen danach ab: Die Französin Sabrina Jeblaoui.

© Doris Spiekermann-Klaas

Mit „Nachtclubs Berlin“ hat sie angefangen, nachdem sie vielen Leuten erzählt hatte, sie sei Fotografin – ohne wirklich je zu fotografieren. „Irgendwann dachte ich mir, jetzt musst du das auch wirklich machen.“

Gelernt hat Sabrina Jeblaoui das jedoch nicht, sie ist Autodidaktin und begann zu fotografieren, als sie für einige Zeit in New York war und dort eine Beschäftigung suchte. „Fotografieren ist schwierig, wenn du kein Projekt hast.“ Darum ist sie froh, mit den Clubkids nun ein Sujet gefunden zu haben, das ihr Spaß macht und gut ankommt.

Nan Goldin und Wolfgang Tillmans machten es vor

Obwohl Jeblaoui früher auch mal eine Karriere in der Modebranche anstrebte und ihre Fotos durchaus von den verrückten Outfits der Porträtierten leben, soll „Nachtclubs Berlin“ kein klassischer Fashionblog sein. Lieber möchte sie dokumentieren, ein Bild der gegenwärtigen Berliner Technoszene zeichnen.

Ihr Vorbild ist Nan Goldin, die in den 1980er Jahren ein Porträt der queeren und heroinsüchtigen New Yorker Subkultur schuf. Wie Goldin fotografiert auch Jeblaoui analog und in Farbe, mit einer Kleinbildkamera. Stilistisch aber erinnern ihre Bilder eher an die frühen Aufnahmen des deutschen Turner-Preisträgers Wolfgang Tillmans – allein schon, weil sich die Feiernden derzeit stark vom Look der Raver der 90er inspirieren lassen, aber auch durch ihre Posen, ihre unnahbare Coolness.

Für Tilmanns machte das Berghain nicht nur eine Ausnahme vom Fotografieverbot, die Betreiber hingen außerdem eines seiner Werke im Club auf. Vielleicht schaffen es Jeblaouis Motive ja auch irgendwann dorthin.

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