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Der polnische Präsident Andrzej Duda hat das Thema Reparation wieder aufgebracht.

© AFP

Polnische Reparationsforderungen: Last der Vergangenheit

Wer die Frage der Entschädigungen für Kriegsgräuel wieder in die Diplomatie einführen will, kann über Territorialverschiebungen nicht schweigen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Gerd Appenzeller

Die deutsch-polnischen Regierungskonsultationen in dieser Woche in Warschau werden von Äußerungen des polnischen Präsidenten Andrzej Duda zur Reparationsfrage überschattet. Duda beruft sich bei seiner Forderung auf ein Gutachten des früheren Präsidenten Lech Kaczynski, das angeblich belege, dass die von Deutschland angerichteten Kriegsschäden nie ausgeglichen worden seien. Die deutsche Position, dass es keine rechtliche Basis für Reparationsforderungen geben könne, stößt im offiziellen Polen auf kein Verständnis. Tatsächlich wurden frühe internationale Vereinbarungen wie das Londoner Schuldenabkommen ohne Einbeziehung der Ostblock-Länder geschlossen. Unabhängig von der materiellen Dimension der Reparationsforderungen sind die deutschen Kriegsgräuel nicht nur in Polen, sondern auch in Italien und Griechenland noch sehr präsent. Die junge Bundesrepublik hat sich lange geweigert, diese moralische Schuld zur Kenntnis zu nehmen. Im Falle Polens würden freilich, wenn es um materielle Leistungen geht, auch die gewaltigen Territorialverschiebungen zwischen Russland, Polen und Deutschland eine Rolle spielen müssen. Polen nennt diese einstmals deutschen Gebiete „wiedergewonnen“. Wer also auch immer das Thema Reparationen ernsthaft wieder in die Diplomatie einführen will, muss sich dieser Dimension ebenfalls bewusst sein.

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