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Schwer bewaffnete Polizisten stehen vor der Remmo-Villa in Alt-Buckow.

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Update

Polizeieinsatz in Berlin: Neukölln lässt Zaun durch Anwesen des Remmo-Clans ziehen

Berlins bekanntester Clan hat Polizei-Besuch bekommen: Das Bezirksamt trennte ein Grundstück vom konfiszierten Anwesen ab. Ein SEK durchsuchte die Villa.

Am Anwesen des bekannten Remmo-Clans in Berlin-Neukölln haben Polizisten am Donnerstag einen heiklen Baueinsatz begleitet – das Bezirksamt ordnete an, dass zwei Nachbargrundstücke in Alt-Buckow mit einem Zaun getrennt werden sollen. Es handelt sich dabei um ein von den Remmos genutztes Gartenareal unmittelbar an der repräsentablen Villa der Großfamilie.

Unter Polizeischutz: Arbeiter errichten einen Zaun zwischen den beiden Grundstücken.
Unter Polizeischutz: Arbeiter errichten einen Zaun zwischen den beiden Grundstücken.

© dpa

Eine Baufirma errichtete nun einen Zaun an der – formal korrekten – Grundstücksgrenze: Die allerdings verläuft quer durch das vom Clan im Alltag genutzte Areal, das von außen wie ein einziges Großgrundstück wirkt. Beamte beobachteten den Baueinsatz, der seit 6 Uhr lief, szenekundige Ermittler waren involviert.

Neben dem Zaunbau ging es bei dem Einsatz auch um eine Bedrohung mit einer Schusswaffe innerhalb der Großfamilie – deshalb wurde auch die Villa des Clans durchsucht. Inklusive Spezialeinsatzkommando (SEK) waren 75 Polizisten vor Ort.

Die Beamten beschlagnahmten eine Schreckschusswaffe, zudem mussten sie "Störungen durch emotionalisierte Anwohnende" verhindern, wie das Präsidium mitteilte. Eine Tochter und ein Sohn der zwölf Kinder des bekannten Familienoberhaupts sollen nach Tagesspiegel-Informationen offenbar unerschrocken die bewaffneten Polizisten angepöbelt haben.

In der Villa sind in den letzten Jahren zwischen acht und zwölf Personen gemeldet gewesen. Sowohl das Gartenareal als auch die Villa daneben gehören seit Oktober 2020 dem Staat. Damals wies das Kammergericht die Beschwerde der Remmos gegen die Beschlagnahme des Anwesens, also beider Immobilien, zurück. Zuvor gehörte es einem Söhne, er hatte es als Heranwachsender gekauft.

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Im Juli 2018 ließ Berlins Staatsanwaltschaft 77 Immobilien aus dem Umfeld der deutsch-arabischen Großfamilie, darunter jene in Alt-Buckow, vorläufig konfiszieren. Vorwurf: Sie wurden mit Beutevermögen erworben.

Neuköllns Bürgermeister: "Das würde jeder Vermieter so machen"

Weil der Sohn die Villa seiner Mutter vermietet hatte, ist dem Staat als neuem Eigentümer – vertreten durch den Bezirk – der Mietvertrag zugefallen. Wie berichtet ist den Remmos aber schwer zu kündigen. Die Miete zahlt das Jobcenter, weil den Bewohnern offenbar Sozialleistungen zustehen.

[Lesen Sie mehr: Trotz Konfiszierung: Wieso Neukölln den Remmo-Clan nicht aus seiner Villa werfen kann (T+)]

Das Areal daneben aber wird nicht vom Mietvertrag erfasst. "Das Bezirksamt sichert hier nur sein Grundstück, was unzulässigerweise von den benachbarten Mietern genutzt wird, aber nicht zur Mietsache gehört", sagte Neuköllns Bürgermeister Martin Hikel (SPD) dem Tagesspiegel. "Das würde jeder andere Vermieter auch so machen."

Die Bauarbeiter standen am frühen Donnerstagmorgen bereit.
Die Bauarbeiter standen am frühen Donnerstagmorgen bereit - das ist allerdings noch nicht der fertige Zaun.

© privat

Berlins bekanntestem Clan steht zudem der Abriss eines Hauses bevor – es geht um einen illegal errichteten Nebenbau hinter der Villa. Das Bezirksamt hatte, wie berichtet, einen entsprechenden Bescheid erlassen. Wann das umgesetzt wird, ist offen.

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Viele Remmos fallen seit Jahren wegen Gewalttaten und Eigentumsdelikten auf; einige sind wegen des Diebstahls der Goldmünze aus dem Bodemuseum 2017 verurteilt worden. Das Bundeskriminalamt ordnet bestimmte Zweige der bekannten arabischen Clans, die aus einer "ethnisch abgeschotteten Subkultur" heraus bandenmäßig Straftaten begehen, der Organisierten Kriminalität zu.

Die weitverzweigten Remmos werden den Mhallami zugerechnet, einer aus dem Süden der Türkei stammenden Volksgruppe mit eigenem arabischen Dialekt. Mitte der 80er Jahre kamen die ersten Remmos nach Berlin.

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