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Einsatz am Olympiastadion. Hier fahren die Gästefans zu den Bahnhöfen und in ihre Hotels. Hier treffen die S-Bahnen der Hertha-Fans ein. Die Polizei ist immer mit einigen Kräften am Südtor. Für den Fall der Fälle.

© Kai-Uwe Heinrich

Polizeieinsätze in Stadien: Brandenburg verwundert über Polizeidebatte im Fußball

Nordrhein-Westfalen will künftig bei manchen Spielen gar keine Polizisten mehr ins Stadion schicken. Berlin ist dagegen, und Brandenburg ist verwundert. Denn auch in der vierten Liga ist einiges zu tun.

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Der Streit um die Finanzierung von Polizeieinsätzen in Fußballstadien nimmt pünktlich zum Start der neuen Bundesligasaison Fahrt auf. Berlin und Brandenburg lassen sich von den Kosten-Überlegungen in Bremen und Düsseldorf zunächst nicht anstecken. In der Hauptstadt bleibt alles beim Alten – jedenfalls solange Frank Henkel (CDU) Innen- und Sportsenator ist. Henkel hatte am Montag erklärt, dass er einen Rückzug der Polizei rings um die Stadien für falsch halte. „Es muss sichergestellt werden, dass der Staat seine Kernaufgaben wahrnimmt.

Schon heute gilt, dass die Veranstalter grundsätzlich selbst für die Sicherheit in den Stadien verantwortlich sind. Aber es gibt Aufgaben im Umfeld der Stadien und auf den Wegen dorthin, die nur die Polizei wahrnehmen kann.“ Damit meint Henkel die Sicherheit im öffentlichen Straßenland und die Trennung rivalisierender Fangruppen. Es sei „brisant“, einen Rückzug der Polizei zu erwägen: „Heute ist es der Fußball, was kommt als nächstes? Morgen schützen wir dann keine Demonstrationen mehr, und übermorgen sollen sich die Menschen selbst um Einbrecher kümmern?“

Henkel hat mit dem Erstligisten Hertha BSC und dem Zweitligisten 1. FC Union nur zwei Fußballmannschaften in der Stadt, die im Profifußball spielen. Aber auch in den unteren Klassen werden oft Polizeikräfte gefordert, etwa beim BFC Dynamo, der in die vierte Liga aufgestiegen ist - dort aber vor tausenden Zuschauern gegen Traditionsklubs wie Carl-Zeiss Jena, 1. FC Magdeburg oder auch Babelsberg 03 spielen.

Brandenburg: Wir prüfen doch schon jetzt, ob und wie viel Polizisten eingesetzt werden müssen

In Nordrhein-Westfalen hingegen gibt es in kommende Saison allein sechs Erstligavereine, deren Fangruppen sich seit Jahren in inniger Feindschaft gegenüberstehen – die Rivalität zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 ist nur die Bekannteste. Auch die Fans des 1. FC Köln sind für ihre regelmäßigen Auseinandersetzungen mit Fangruppen aus Mönchengladbach, Düsseldorf und Leverkusen gefürchtet. Zwar leistete auch die Polizei in Berlin nach Angaben der Senatsinnenverwaltung in der letzten Saison mehr als 65.000 Arbeitsstunden, um die Heimspiele der beiden großen Vereine abzusichern. Dennoch ist dies ein Bruchteil des Aufwandes, der in Nordrhein-Westfalen zu leisten ist.

Auch für Benedikt Lux, sicherheitspolitischer Sprecher der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, bleibt die Sicherung von Fußballspielen eine „ganz alltägliche Polizeiaufgabe, die im öffentlichen Raum zu leisten ist – genauso, wie einen Bezirk beispielsweise bei der Räumung einer Schule zu unterstützen.“ Lux vertritt die Meinung, dass man aber durchaus auf Bundesebene mit zahlungskräftigen Vereinen über eine Beteiligung an den Polizeikosten verhandeln könnte. „Der DFL gelingt es doch auch, die Verteilung der Fernsehgelder zu organisieren – da müsste es doch auch möglich sein, über eine Kostenbeteiligung zu reden.“

Henkel: "Auch die Bundesligavereine zahlen Steuern"

Für Henkel greifen solche Argumente zu kurz: „Ich kann es mir einfach machen und sagen: Die Vereine geben so viele Millionen für Spieler aus, dann sollen sie doch auch die Polizei bezahlen“, sagt der Innensenator. „Aber die Leute, die so etwas anführen, vergessen gerne, dass die Bundesligavereine auch Steuern zahlen. Und es ändert auch nichts daran, dass es keinen Ausstieg aus staatlichen Kernaufgaben geben darf.“

Christian Arbeit, Vereinssprecher beim 1. FC Union Berlin, zeigte sich „erfreut, dass der Innensenator öffentlich die gleiche Position vertritt wie in unseren Gesprächen“. Auch bei Musikfestivals wie Rock am Ring, bei der Maidemonstration in Kreuzberg und bei den Castortransporten im Wendland würden schließlich unzählige Arbeitsstunden geleistet, ohne hinterher eine Rechnung zu präsentieren. „Man muss sich fragen, inwieweit es sinnvoll wäre, das staatliche Gewaltmonopol mit privaten Mitteln zu kofinanzieren," so Arbeit.

In Brandenburg reagierte man dagegen etwas verwundert auf den vermeintlich innovativen Vorstoß Jägers. „Was den Umfang der Polizeieinsätze im Zusammenhang mit Fußballspielen betrifft, so galt und gilt in Brandenburg grundsätzlich, dass dieser immer lageabhängig ist“, erklärte Ministeriumssprecher Wolfgang Brandt. Zudem sei die Gewährleistung von Sicherheit nun einmal Aufgabe der Polizei. „Dafür ist sie da und dafür wird sie vom Staat vorgehalten und von den Bürgern bezahlt“, so Brandt. Das Problem seien auch nicht ausufernde Kosten, sondern „die leider oft hohe Einsatzbelastung durch solche Veranstaltungen“.

Auch brisant - die vierte Liga mit dem BFC Dynamo, Jena, Babelsberg und dem 1. FC Magdeburg

Beim SV Babelsberg 03, für den es in der Regionalliga gegen Magdeburg, den BFC Dynamo oder Jena zu durchaus brisanten Spielen mit erhöhtem Sicherheitsaufwand kommt, wird die bisherige Zusammenarbeit mit der Polizei geschätzt. „Im Vorfeld wurden bislang immer die nötigen Absprachen getroffen und das richtige Maß an erforderlicher Präsenz gefunden“, sagte Geschäftsstellenleiter Björn Laars.

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