zum Hauptinhalt
Bleibt das Feiern weiterhin verboten?

© Gregor Fischer/dpa

Polizei sieht Verstoß gegen Corona-Richtlinien: Festival in Berlin aufgelöst

Das Gelände schien ideal für das Festival geeignet. Auch kümmerten sich die Veranstalter um ein Hygienekonzept. Die Polizei löste es trotzdem auf.

Es sollte so etwas wie eine Premiere werden. Mit dem H13-Festival auf dem Gelände des Vereins „HaselHorst13“ in Spandau wollten die Veranstalter das erste Mal seit dem coronabedingten Shutdown der Berliner Clublandschaft eine Technoparty auf legalem Weg stattfinden lassen.

Das 17.000 Quadratmeter große Gelände am Juliusturm 13, am Spreeufer gelegen und ohne direkte Anwohner, schien ideal für den geplanten Rave, der nach den Vorgaben der geltenden Infektionsschutzverordnung stattfinden sollte. Unter strengen Hygieneauflagen startete am Freitag um 18 Uhr das erste DJ-Set, doch statt des geplanten Endes am Sonntagabend war schon nach zwei Stunden wieder Schluss.

Nach Polizeiangaben sei die Veranstaltung nicht angemeldet gewesen, rund 340 angetroffene Feiernde seien von Beamten gebeten worden, ihren Heimweg anzutreten. Schon um 21 Uhr war das H13-Festival wieder Geschichte.

Gerrit Glapiak, einer der Veranstalter des Festivals, zeigt dafür kein Verständnis. Wochenlang habe man sich um Genehmigungen bemüht, obwohl diese teilweise gar nicht nötig gewesen seien, da es für das Gelände bereits seit 2015 ein vom Bezirk genehmigtes Lärm- und Veranstaltungskonzept gebe.

Hygienemaßnahmen seien laut Glapiak von Veranstalterseite umfangreich vorbereitet worden. Die Teilnehmerzahl war streng auf 999 Personen begrenzt, Besucher mussten am Eingang ihre Kontaktdaten hinterlegen. Die zehn Euro teuren Tickets waren personalisiert, um einen Weiterverkauf zu vermeiden.

Veranstalter unterstellen „Behördenschikane"

Trotzdem führte der Einsatzleiter gegenüber den Organisatoren an, dass die Veranstaltung wegen Verstößen gegen die Corona-Richtlinien sowie einer angeblich fehlenden Lärmschutz-Genehmigung des Umweltamtes aufzulösen sei. Die Veranstalter unterstellen dem Bezirk „Absicht und Behördenschikane“. Nach mehreren Vorbereitungstreffen mit den Behörden sei man vor Beginn des Festivals positiv gestimmt gewesen, allen Vorgaben entsprechen zu können, sagt Glapiak.

[Aktivist und Polizist im Streitgespräch: „Es gibt institutionellen Rassismus bei der Polizei. Wollen Sie das verleugnen?“ Lesen Sie jetzt mehr mit einem Tagesspiegel Plus-Abo, 30 Tage lang kostenlos zur Probe.]

Auch die Berliner Clubcommission war eingebunden. Der Sprecher der Clubcommission, Lutz Leichsenring, teilte dem Tagesspiegel mit, „man habe das vorher ausgearbeitete Konzept des Festivals unter Gesichtspunkt der Covid-19-Eindämmungsverordnung als schlüssig empfunden“. Glapiak möchte nun mit seinem Team juristisch gegen die Auflösung des Festivals vorgehen. Die erworbenen Tickets sollen ihre Gültigkeit behalten, eine nächste Veranstaltung sei geplant.

Auch im übrigen Stadtgebiet war die Polizei an mehreren Orten im Einsatz, um große Menschenansammlungen aufzulösen. Während im Mauerpark nach Angaben eines Sprechers bis zu 700 Personen festgestellt wurden, waren es im Volkspark Friedrichshain sowie im Park am Gleisdreieck sogar bis zu tausend Menschen, die teilweise zu eng und ohne Abstände die Woche ausklingen ließen. Auch im Görlitzer Park und im Kreuzberger Victoriapark gab es Einsätze. Während es die Beamten in den meisten Fällen bei mündlichen Verwarnungen und Belehrungen beließen, gab es vereinzelt auch Platzverweise.

Julius Geiler

Zur Startseite